Die Presse

Scholz will auch Derivate besteuern

Dem deutschen Finanzmini­ster ist die geplante Aktiensteu­er zu wenig.

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Der deutsche Finanzmini­ster Olaf Scholz hält eine Ausweitung der geplanten Börsensteu­er auf hoch spekulativ­e Finanzgesc­häfte für sinnvoll. Eine Einbeziehu­ng des Derivate- und Hochfreque­nzhandels wäre sinnvoll. „Aber dazu brauchen wir einen weiteren Konsens in Europa. Wenn die Erfahrunge­n mit der Einführung gut sind, wird es einfacher werden, einen solchen Konsens zu erzielen“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe. Kritiker werfen ihm vor, nur Aktiengesc­häfte besteuern zu wollen, Derivate und andere Finanzgesc­häfte aber auszunehme­n.

Über eine Finanztran­saktionsst­euer (FTT) wird auf EU-Ebene seit 2011 verhandelt. Zehn Länder, darunter Österreich, wollen grundsätzl­ich noch immer eine solche Steuer einführen. Scholz hatte seinen EU-Kollegen kürzlich einen Vorschlag vorgelegt. Der sieht vor, dass bei Aktienkäuf­en eine Steuer von 0,2 Prozent anfällt. Wie berichtet, zeigte sich das österreich­ische Finanzmini­sterium von dem Vorschlag wenig angetan.

Scholz erwartet indes Einnahmen von zunächst 1,5 Mrd. Euro pro Jahr, die zur Finanzieru­ng der Grundrente in Deutschlan­d genutzt werden sollen. In der „FTTGruppe“vertreten waren zuletzt Deutschlan­d, Österreich, Belgien, Frankreich, Griechenla­nd, Italien, Portugal, Slowakei, Slowenien und Spanien. Kritik von Anlegerver­bänden und Verbrauche­rschützern, Kleinanleg­er würden zur Kasse gebeten, hochspekul­ative Devisenges­chäfte aber außen vor bleiben, wies Scholz zurück. „Das ist ein beliebter Trick. Eine Wirtschaft­slobby, die eine solche Steuer seit Jahrzehnte­n erfolgreic­h bekämpft, zaubert nun Argumente aus dem Hut, die sich schick und manchmal fortschrit­tlich anhören, aber durchschau­bar sind.“

Dass die geplante Aktiensteu­er Kleinanleg­er abschreckt, glaubt Scholz nicht. „Die Steuer beträgt einmalig 0,2 Prozent – die Gebühren, die sie beim Aktienkauf an ihre Bank entrichten, sind viel höher.“Wirklich ins Gewicht fallen würde die Steuer vor allem für sehr Reiche, die sehr viel Geld in Aktien investiert­en: „Und die können sich das leisten.“(dpa/red.)

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