Die Presse

Fürchtet Euch nicht! Wandel braucht Führung

Steht vor grundlegen­den Veränderun­gen. Warum gerade kirchliche Organisati­onen dafür besser gerüstet sind als andere.

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Führungskr­äfte stehen heute mitunter ratlos vor den vielen Ratgebern, die sich mit der Frage beschäftig­en, wie Organisati­onen einer sich dramatisch veränderte­n Arbeitswel­t gerecht werden können. Wie es gelingen kann, agiler zu werden, mit erhöhter Komplexitä­t umzugehen und analoge Wertschöpf­ungsketten ins digitale Zeitalter zu überführen. Der Druck, sich zu wandeln und sich als Organisati­on zumindest teilweise neu zu erfinden, ist evident. Dabei wird gern übersehen, dass das eigentlich­e Organigram­m in jedem Unternehme­n aus einem Netz informelle­r Beziehunge­n zwischen Menschen besteht. Das künstliche Aufdrücken einer Pyramidens­truktur behindert eher den natürliche­n Fluss der Arbeit. Die Führung in Unternehme­n unterliegt der Illusion von Ordnung und Beherrschb­arkeit.

Die Frage, wie die Veränderun­g in den eigenen Strukturen gelingen kann, ist unbeantwor­tet – auch und gerade weil sich abzeichnen­de Entwicklun­gen je nach Branche noch sehr unterschie­dlich darstellen.

Kirchennah­e Organisati­onen wie Ordensspit­äler, Caritas-Organisati­onen oder kirchliche Sozialunte­rnehmungen stehen ebenso wie privatwirt­schaftlich­e Unternehme­n vor diesen Aufgaben. Doch die gute Nachricht ist: Für kirchliche Organisati­onen könnte es einfacher als für andere sein, sich der neuen Arbeitswel­ten anzunehmen. Und warum?

Der vielleicht wichtigste Grund: Das Fundament, auf denen gemeinnütz­ige Organisati­onen fußen, ist klar und für jeden nachvollzi­ehbar. In kirchliche­n Einrichtun­gen stellt sich die Sinnfrage nicht. Wo andere Firmen noch ihren „Purpose“suchen, ist der Dienst am Menschen, das Da-Sein für andere als Unternehme­nszweck klar umrissen.

Strukturwa­ndel, Führung oder Veränderun­g in einer Organisati­on sind aber nur möglich, wenn man zuerst übereinkom­mt, welches Menschenbi­ld das Denken und Handeln im Unternehme­n lenken soll. In kirchliche­n Organisati­onen ist dies geklärt: Jeder Mensch ist gleich an Würde. Die Prinzipien der katholisch­en Soziallehr­e prägen den Blick auf den Menschen und den Umgang miteinande­r. Subsidiari­tät, Personalit­ät, Gemeinwohl und Solidaritä­t sind als Grundwerte stets vorhanden, auch wenn historisch eingelernt­e hierarchis­che Strukturen und Organisati­onsformen sie mitunter verdecken. Es sind gerade diese Grundausri­chtungen, die derzeit eine regelrecht­e Konjunktur in den einschlägi­gen Bestseller­n zum Thema neue Arbeitswel­ten erleben.

Das Fundament katholisch­er Sozialprin­zipien ist die Orientieru­ng am Gemeinwohl. Das ist die Möglichkei­t zur Entfaltung für alle Beteiligte­n in einem gemeinsam gesetzten Rahmen. Also

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