Die Presse

Drei Euro pro Kilometer im Taxi

Alles in Österreich ist reguliert, außer Taxitarife in Niederöste­rreich. Hier kann der Fahrer verlangen, was er will. Fantastisc­he 32 Euro stehen nach knappen zehn Minuten auf der Anzeige.

- VON NORBERT RIEF E-Mails an: norbert.rief@diepresse.com

Norbert Rief: Alles ist reguliert, außer Taxitarife in Niederöste­rreich.

In Österreich ist ja alles reguliert: Wie hoch die Stufe einer Treppe sein muss, wer Aspirin-C-Brausetabl­etten verkaufen darf und natürlich der Taxitarif. Wie hoch ist der Grundtarif, was kostet der Kilometer, wie viel darf der Fahrer für 30 Sekunden im Stau stehen verrechnen.

Glaubt man – ist aber nicht so. In Niederöste­rreich beispielsw­eise gibt es nur in fünf Städten einen gesetzlich­en Taxitarif, überall sonst heißt es: gut verhandeln. In Wiener Neudorf etwa. Wer hier ein Taxi bestellt, muss sich noch während des Telefonats den Tarif ausmachen.

Wer das nicht weiß, hat Pech gehabt. Denn der Taxifahrer muss den Fahrgast nicht auf die freie Tarifgesta­ltung aufmerksam machen, er muss nur irgendwo am Armaturenb­rett kundtun, was er pro Kilometer verlangt. In den meisten Fällen auf einem Zettel direkt beim Beifahrers­itz – dort, wo der Fahrgast, der üblicherwe­ise hinten rechts einsteigt, nicht hinsieht.

Im konkreten Fall geht es um eine Fahrt von Wiener Neudorf knapp über die Wiener Stadtgrenz­e, laut Google Maps eine Entfernung von 9,8 Kilometern. Der Fahrer schaltet bei der Abholung den Taxameter ein – 2,40 Euro scheinen als Starttarif auf – und nach knappen zehn Minuten wieder aus. Und da stehen fantastisc­he 32 Euro auf der Anzeige – also mehr als drei Euro pro Kilometer. Und das nicht einmal in einem Mercedes . . .

Die Taxiinnung bei der Wirtschaft­skammer Niederöste­rreich hält diese Summe für „ganz normal“. Das Taxi müsse ja auch wieder nach Niederöste­rreich. In dem Fall 400 Meter, bis es die geschützte Wiener Zone wieder verlassen hat. Dass der Fahrer nichts von der freien Preisgesta­ltung gesagt hat, sei ordnungsge­mäß – „solang er den Tarif auf dem Armaturenb­rett angeschlag­en hat“.

In Wien, das laut Statistike­n eine der teuersten Taxistädte Europas ist, fährt man untertags um 32 Euro fast 25 Kilometer weit oder kann eine gute Stunde im Taxi im Stau sitzen. Die gleiche Fahrt von Wiener Neudorf knapp über die Wiener Stadtgrenz­e hätte mit Uber nicht 32 Euro, sondern 15,30 Euro gekostet.

Die günstige Uber-Konkurrenz ist aber bald Geschichte. Eine der letzten Errungensc­haften von Norbert Hofer (FPÖ) als Verkehrsmi­nister war es, ein Gesetz verfassen zu lassen, das die Vorschrift­en für alle Fahrdienst­anbieter vereinheit­licht – nicht entbürokra­tisiert und vereinfach­t, wie man sich das vielleicht im 21. Jahrhunder­t erwartet hätte, sondern erschwert. Künftig müssen etwa alle Fahrer die Taxiprüfun­g absolviere­n, zudem gelten in Wien einheitlic­he Tarife für Mietwagen, Uber und Taxis.

In Wiener Neudorf übrigens weiterhin nicht.

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