Die Presse

Zwischen den Mahlzeiten, zwischen den Jahren

-

Diesmal

hat nur ein Strohstern am Christbaum zu brennen begonnen, aber der Kübel mit Wasser stand schon bereit, man lernt aus den Fehlern, und es waren diesmal nicht die Spritzkerz­en schuld. Auch alle anderen Katastroph­en sind ausgeblieb­en, nur das Wetter ist nicht so, wie man es sich wünscht. Wäre der viele Regen Schnee, niemand würde jammern.

Zwischen den Mahlzeiten geht man hinaus und begegnet zahlreiche­n Menschen, die sich auch bewegen, um sich für das nächste Essen zu qualifizie­ren. Mit den gleichen Leuten, oder ähnlichen, ist man vor Weihnachte­n in den Supermärkt­en Schlange gestanden.

Zwischen den Jahren, wie diese letzten Dezemberta­ge auch genannt werden, wird der Radius sehr klein. Am schönsten ist das für die Kinder, die am liebsten den ganzen Tag im Pyjama verbringen würden, um die Zeit einfach so verstreich­en zu lassen, ohne Lernen, ohne pünktlich sein zu müssen, ohne Druck.

Wer heute arbeitet, auf dieser Insel im Feiertagsm­eer, hält das Werk am Laufen für all die anderen, die sich die Urlaubstag­e früh genug gut eingeteilt haben. Nächstes Jahr gibt es einen Bonustag Leben für alle, es ist ein Schaltjahr. Schiebjahr, sagen die Kinder, weil es die Hohetage nach dem Februar gleich um zwei Tage verschiebt, wer also im April an einem Freitag Geburtstag hatte, feiert 2020 an einem Sonntag und fällt um den Samstag um.

Eine neue Dekade beginnt, das hat etwas Erhebendes, als ob Frisches besser entstehen könnte, wenn das Jahrzehnt noch nicht angepatzt ist. Wir denken dekadisch, auch wenn wir erst im Nachhinein wissen, in welche Richtung wir uns eigentlich bewegt haben, erstaunlic­herweise im Schwarm, auch wer Individual­ität für sich in Anspruch nimmt. Die Einordnung danach ändert nichts an dem, was wir erlebt haben, aber es bekommt einen Namen. Unordnung wird nur scheinbar gezähmt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria