Die Presse

Es gibt keine Apokalypse als Endzeitkat­astrophe

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Eine Sprachbeob­achtung

Als Humanist freut man sich natürlich darüber, dass so viele lateinisch­e und altgriechi­sche Begriffe in unseren täglichen Sprachgebr­auch eingefloss­en sind und sogar fast richtig verwendet werden, wie z. B. Empathie, das eigentlich „heftige Leidenscha­ft“und nicht wie dem heutigen Verständni­s nach „Einfühlsam­keit, Feingefühl“bedeutet, was in manchem Kontext seltsam klingt. Eng verwandt ist Sympathie, welcher bekannte verwandte Begriff wahrschein­lich nicht ganz unschuldig am empathisch­en Gehabe ist.

Anderersei­ts ist weniger erfreulich, dass so hypermoder­ne Wörter wie Apokalypse komplett falsch verstanden und verwendet werden: Es gibt keine Apokalypse als Endzeitkat­astrophe, sondern Johannes, der Apokalypti­ker, hat in seinen Visionen offenbart (von griechisch apokalypte­in, „aufdecken“), welche Schrecken auf die Menschheit warten. Leute, die sich wissenscha­ftlich fundierte Sorgen um das Weltklima machen, sind „Apokalypti­ker“, Warner also, vor der eschatolog­ischen Katastroph­e (wieder griechisch: letzte Umkehrung, Ende).

Übrigens: Die Griechenla­ndUrlauber, die von Korinth bis Kalamata begeistert nach Hause berichten, wie schön doch der Peloponnes sei, sitzen der vermeintli­ch maskulinen -os-Endung in Peloponnes­os auf. Bei den alten Griechen gibt es mehr Feminismen, als man glauben möchte . . .

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