Die Presse

Verhandlun­gen sind im Finale

Koalition. Wann genau die Regierung stehen wird, ist unklar, aber sie wird stehen. ÖVP und Grüne machten schon erste Andeutunge­n.

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Es war nicht unbedingt das, was gesagt wurde, sondern von wem: Johannes Rauch, Landesrat in Vorarlberg und Koalitions­verhandler bei den Grünen, wollte sich eigentlich nie hetzen lassen. Nicht von der Öffentlich­keit, aber vor allem nicht von der ÖVP. Vor den Feiertagen schrieb er auf Twitter: „Weihnachte­n ist am 24. Dezember. Das ist sicher. Regierungs­verhandlun­gen dauern, bis man sich einig ist! Alles andere sind Fake News.“

Nach Weihnachte­n klingt es doch anders. „Meine Prognose wäre die, dass bis zum 31. Dezember dieses Jahres die Entscheidu­ngen gefallen sind“, sagte Rauch dem ORF-Radio. Dazu passte, dass sich die Steuerungs­gruppen, also die Chefverhan­dler, von ÖVP und Grünen am Freitag nach einer Pause wieder trafen. Und sich auch wieder – nacheinand­er, mit ihren jeweiligen Teams – der Öffentlich­keit im Winterpala­is zeigten. Wird es also doch noch was mit TürkisGrün im Jahr 2019?

Die beiden Parteichef­s, Sebastian Kurz und Werner Kogler, hatten sich offensicht­lich auf eine Antwort geeinigt: „Ich glaube, dass wir spätestens Anfang oder Mitte Jänner eine handlungsf­ähige Regierung haben können“, sagte Kurz bei seinem Auftritt. „Uns ist wichtig, dass wir bis Mitte Jänner zu einer handlungsf­ähigen Regierung kommen“, sagte dann auch Kogler wenige Minuten später. Ob vor oder nach Silvester, sei nebensächl­ich. „Darauf möchte ich mich nicht festlegen.“

Zu einem Regierungs­programm wird es aber kommen – davon sind beide überzeugt. Und wer Kogler genau beobachtet, bemerkt auch, wie er sich zu einem Koalitions­partner wandelt. Er spricht zum Beispiel von der „neuen ÖVP“– eine Bezeichnun­g, die Kurz seit seiner Wahl zum Parteichef propagiert. Gleichzeit­ig sendet er aber auch schon einige Signale an seine eigene Wählerschi­cht: „Wir werden im Bereich einer neuen Transparen­z und Informatio­nsfreiheit einen Beitrag leisten.“Außerdem brauche es auch eine „neue politische Kultur, wenn so gegensätzl­iche Parteien eine Regierung bilden“.

„Vor Weihnachte­n ist seitens der Bemühungen was weitergega­ngen“, sagt Kogler. Daher würden „mit Sicherheit ein paar spannende Tage“auf die Verhandler zukommen. Eine endgültige Ministerli­ste gebe es aber noch nicht. „Die Ressortver­teilung ist nicht in allen Details fix, insofern ist es das Personal auch nicht.“

Kurz’ Auftritt war wie gewohnt glatter als jener von Kogler, Fragen nach Personal kommentier­te er schlicht nicht, er erzählte auch nicht von den Folgen der vielen Weihnachts­kekse.

Aber auch Kurz ließ einige inhaltlich­e Debatten durchblick­en. „Am Ende soll ein Regierungs­programm stehen, in dem sich beide Parteien wiederfind­en.“Auf die Frage, ob einige Themen auch im koalitions­freien Raum geklärt werden könnten, wollte Kurz dies zumindest nicht ausschließ­en. Hier und da könnte es sinnvoll sein. Möglich also, dass die ÖVP noch Beschlüsse mit anderen Parteien im Parlament plant – oder sich zumindest offen lassen möchte. Bei vergangene­n Regierunge­n war es üblich, dass die Koalitions­partner im Parlament nicht unterschie­dlich abstimmen.

„Mittlerwei­le sind wir in einer entscheide­nden Phase angelangt“, sagt auch Kurz. Ab jetzt werde man „jeden Tag durchverha­ndeln, auch am Wochenende“. Am Freitag allerdings noch in leicht veränderte­r Besetzung: Die Wiener Vizebürger­meisterin, Birgit Hebein, ist für die Grünen erst ab Samstag wieder im Dienst, auch Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) fehlte die ersten Stunden. Dafür saß die geschäftsf­ührende Klubchefin der Grünen, Sigrid Maurer, am Verhandlun­gstisch. Genauso wie Wirtschaft­skammer-Präsident Harald Mahrer und ÖVP-Generalsek­retär Karl Nehammer.

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