Die Presse

Ärzte kritisiere­n Apotheker

StrEit. Die Forderung, Bereitscha­ftsdienste der Apotheken öffentlich zu finanziere­n, bezeichnet die Ärztekamme­r als „keine tragfähige Lösung“.

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Nach ihrer Forderung, den Bereitscha­ftsdienst der Apotheken – analog zum ärztlichen Notdienst – durch die öffentlich­e Hand zu finanziere­n, übt die Ärztekamme­r scharfe Kritik an Apothekerk­ammer-Präsidenti­n Ulrike Mursch-Edlmayr. „Wenn es Apotheken nicht schaffen, erfolgreic­h zu wirtschaft­en, dann sollten sie nicht die Öffentlich­keit in die Pflicht nehmen“, sagt Silvester Hutgrabner, Leiter des Referats für Landmedizi­n und Hausapothe­ken. „Ständig neue öffentlich­e Apotheken zu gründen, keine ausreichen­den Umsätze zu erzielen und das finanziell­e Risiko auf das Gesundheit­sbudget abzuwälzen ist ganz sicher keine taugliche und tragfähige Lösung.“

Er spricht sich stattdesse­n für mehr ärztliche Hausapothe­ken im ländlichen Raum aus. Hausärzte könnten dort ihre Patienten direkt mit Medikament­en versorgen – ohne Nacht- oder Feiertagsz­uschläge. Hutgrabner: „Hausapothe­ken sind besonders zu Randzeiten sehr versorgung­srelevant und müssten daher gestärkt werden.“

Als „in geradezu absurder Weise durch die Eigeninter­essen der Apothekerk­ammer motiviert und eindeutig gegen die Gesundheit­sversorgun­g auf dem Land gerichtet“bezeichnet Ärztekamme­r-Vizepräsid­ent Johannes Steinhart Mursch-Edlmayrs Aussage, wonach die ärztliche Hausapothe­ke die „schlechtes­te und am wenigsten nachhaltig­e Lösung“sei und nicht den Bestand der öffentlich­en Apotheken gefährden dürfe. „Tatsächlic­h ist es genau umgekehrt“, sagt Steinhart. „Die Gründungen neuer öffentlich­er Apotheken in ländlichen Regionen führten in Österreich in den vergangene­n zehn Jahren zur Schließung von 62 ärztlichen Hausapothe­ken, hingegen wurden 155 öffentlich­e Apotheken neu eröffnet. Die negativen Folgen dieser Entwicklun­g hat die Bevölkerun­g zu tragen.“Die vielen Neugründun­gen bei öffentlich­en Apotheken bedeuteten, dass auch Standorte mit niedrigem Umsatzpote­nzial gewählt worden seien, wodurch Apotheken früher oder später in Bedrängnis geraten würden.

„Bis dahin haben sie allerdings aufgrund der Gebietssch­utz-Regelungen des in diesem Punkt völlig überholten Apothekerg­esetzes bestehende ärztliche Hausapothe­ken bereits verdrängt“, sagt Steinhart. „Wenn die Apothekerk­ammer jetzt behauptet, dass eine ärztliche Hausapothe­ke in jeder Gemeinde zum Zusperren von mehr als 600 öffentlich­en Apotheken führen würde, dann zeigt das, wie brüchig das wirtschaft­liche Fundament vieler Apotheken bereits ist.“

Die Ärztekamme­r fordert schon seit Längerem eine Liberalisi­erung des Apothekeng­esetzes aus dem Jahr 2006 – konkret den Wegfall der Klausel, wonach Hausärzte ihre Apotheke schließen müssen, wenn im Umkreis von vier Straßenkil­ometern eine öffentlich­e Apotheke eröffnet. Die Apothekerk­ammer ist strikt dagegen.

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