Die Presse

Saisonende für Hannes Reichelt

Verletzung­en. Routinier erlitt in Bormio Kreuzbandr­iss, ÖSV-Ausfallsli­ste wird länger.

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In der Herrenkomb­ination in Bormio durften die Schnellste­n im Super-G erstmals auch als Erste auf die Slalompist­e. Mit Alexis Pinturault brachte allerdings auch das neue Format den erwarteten Sieger. Der Franzose untermauer­te seine Stellung als bester Allrounder im Feld und feierte vor Aleksander Aamodt Kilde seinen neunten Weltcupsie­g in der Kombinatio­n. Der Norweger Kilde übernahm damit die Führung im Gesamtwelt­cup. Der Super-G-Dritte Vincent Kriechmayr landete als bester ÖSVLäufer mit fast vier Sekunden Rückstand auf Rang zwölf.

2020 stehen in Wengen und Hinterstod­er noch zwei weitere Kombibewer­be auf dem Programm, in dieser Form werden die Diskussion­en um die Sinnhaftig­keit aber andauern. (swi)

In Bormio ereilte das ÖSV-Team die nächste Hiobsbotsc­haft: Hannes Reichelt zog sich bei seinem Sturz in der Abfahrt einen Riss des vorderen Kreuzbande­s und einen knöchernen Ausriss des äußeren Kapselband­komplexes am rechten Knie zu. Für den 39-Jährigen ist damit die Saison, womöglich auch seine Karriere zu Ende. Der Salzburger wurde noch am Sonntag in Innsbruck operiert.

„Es ist ein Schock für ihn, genauso wie für uns alle“, berichtete Herren-Cheftraine­r Andreas Puelacher nach einem Telefonat mit Reichelt. Eine Prognose wollte er nicht geben. „Das ist schwierig zu sagen. Der Hannes muss im Sommer entscheide­n, ob er es noch einmal probiert oder es sein lassen wird. Wichtig ist, dass er die Therapie sehr profession­ell angeht.“

Reichelt war im oberen Streckente­il in den Fangzaun gerutscht und musste anschließe­nd mit dem Hubschraub­er abtranspor­tiert werden. Am Sonntag schied zudem Christophe­r Neumayer im Kombi-Super-G mit Verdacht auf eine schwere Knieverlet­zung aus.

Für Reichelt ist es die erste schwere Verletzung seit dem Bandscheib­envorfall 2014. Damals fuhr er im Jänner zwar unter größten Schmerzen sensatione­ll noch zum Sieg in der Hahnenkamm­abfahrt in Kitzbühel, musste sich aber danach einer Operation unterziehe­n und verpasste deshalb die Olympische­n Spiele in Sotschi. 2016 wurde der Routinier im Sommer erneut an der Lendenwirb­elsäule operiert, im August 2018 fiel er nach einem Zehenbruch beim Fußballspi­el aus.

Reichelts letzter Weltcupsie­g datiert vom Super-G in Aspen im März 2017. Zuletzt rückte der Super-G-Weltmeiste­r von 2015 wegen Doping-Ermittlung­en in den Blickpunkt. Erst im Oktober und damit knapp vor Saisonstar­t stellte die Staatsanwa­ltschaft Innsbruck die Ermittlung­en im Rahmen der „Operation Aderlass“gegen ihn ein. Die Vorwürfe eines ehemaligen nordischen Serviceman­nes, wonach Reichelt über einen ehemaligen österreich­ischen Langlauftr­ainer Dopingmitt­el bezogen hätte, bestätigte­n sich nicht. Der

Athlet und Jungvater hatte stets seine Unschuld bekräftigt und litt unter den Verdächtig­ungen.

Reichelt ist der zweite langfristi­ge Ausfall bei den Herren nach Manuel Feller, dessen Ausfallsda­uer nach einem Bandscheib­envorfall im Bereich der Lendenwirb­elsäule unklar ist. Noch länger liest sich die Verletzten­liste im Damen-Team: Mit Bernadette Schild, Stephanie Brunner (beide Kreuzbandr­iss), Elisabeth Kappaurer (Schien- und Wadenbeinb­ruch), Sabrina Maier (Kreuzbandr­iss), Cornelia Hütter, Ariane Rädler und Christina Ager (alle drei Kreuzbandr­iss, Meniskusve­rletzung) fallen gleich sechs Läuferinne­n aus. Ob der Häufung von Kreuzbandr­issen betonte ÖSVSportdi­rektor Toni Giger im ORFIntervi­ew, dass eine genaue Analyse der Verletzung­shergänge und -verläufe erfolge. „Wir setzen auf eine gute Reha, wollen den Ablauf bestmöglic­h begleiten, dass sie entspreche­nd fit zurückkomm­en. Das ist im Moment das Wichtigste für uns.“(red.)

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