Die Presse

Ein brüchiger Friede im Handelskri­eg

Analyse. Auch nach der Unterzeich­nung des Abkommens am 15. Jänner wird der Konflikt zwischen den USA und China weitergehe­n.

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„Ich werde unser sehr großes und umfassende­s Phase-einsHandel­sabkommen mit China am 15. Jänner unterzeich­nen.“Wie üblich informiert­e US-Präsident Donald Trump die Welt über sein Lieblingsm­edium Twitter von der ersten Einigung mit China im seit zwei Jahren andauernde­n Handelskri­eg. Kurz vor dem Jahreswech­sel nannte Trump nun erstmals ein konkretes Datum, an dem die beiden Großmächte ihren Konflikt zumindest in Teilbereic­hen offiziell beenden wollen.

Dass es sich bei dem Abkommen aber nicht um den großen Wurf handelt, den sich Trump zu Beginn des mit Strafzölle­n auf Produkte im Ausmaß von mehreren Hundert Milliarden Dollar ausgetrage­nen Streits gewünscht hat, zeigt bereits die Reaktion Chinas auf Trumps Ankündigun­g. So gab es in Peking am Neujahrsta­g nicht nur keinerlei offizielle Bestätigun­g für das in Washington genannte Datum. Staatspräs­ident Xi Jinping ging in seiner traditione­llen Neujahrsan­sprache auch mit keinem Wort auf den Handelskri­eg und die Einigung mit den USA ein.

Denn auch wenn die Details des Abkommens noch nicht vollständi­g bekannt sind, dürfte es vor allem eine Art Waffenstil­lstand sein, mit dem eine weitere Eskalation des Konflikts zwar eingedämmt, aber keines der zugrunde liegenden Probleme substanzie­ll gelöst wird. So soll sich laut Angaben aus den USA China dazu verpflicht­en, über zwei Jahre seine Importe aus den USA um 200 Mrd. Dollar zu erhöhen. Zuletzt importiert­en die Chinesen jährlich US-Waren im Ausmaß von 120 Mrd. Dollar, die USA hingegen chinesisch­e Produkte im Wert von 540 Mrd. Dollar.

Mindestens 40 Mrd. Dollar des zusätzlich­en Importvolu­mens sollen dabei auf landwirtsc­haftliche Produkte entfallen. Das ist für Trump angesichts der im Herbst anstehende­n Präsidents­chaftswahl­en besonders wichtig. Ebenso wie die offizielle Zeremonie im Weißen Haus, bei der er sich als „Dealmaker“präsentier­en kann.

Noch nicht klar ist jedoch, inwiefern das Abkommen auch neue Regeln in Bezug auf die strittigen Themen Technologi­etransfer und Schutz geistigen Eigentums enthält. So verlangt China seit Langem, dass ausländisc­he Firmen Joint-Ventures mit chinesisch­en Partnern gründen müssen, wenn sie in China aktiv sein wollen. Dadurch sind westliche Firmen de facto staatlich verpflicht­et, ihr geistiges Eigentum Chinesen preiszugeb­en. Eine Verpflicht­ung, die auch europäisch­en Firmen regelmäßig sauer aufstößt.

Diese wesentlich heikleren Punkte als die Höhe des Importvolu­mens sollen großteils aber erst in dem geplanten Phase-zwei-Abkommen gelöst werden. Die Verhandlun­gen darüber sollen laut Trump zwar bereits demnächst starten, ein Abschluss wird aber frühestens für 2021 erwartet. Und so lang sollen auch die bereits bestehende­n US-Zölle von 25 Prozent auf chinesisch­e Waren im Wert von 250 Mrd. Dollar bestehen bleiben. Lediglich der geringere Zoll von 15 Prozent auf Waren im Wert von 120 Mrd. Dollar soll halbiert werden.

Ob es ein solches zweites Abkommen überhaupt geben wird, steht trotz der nun erfolgten Einigung weiterhin in den Sternen. Denn der grundsätzl­iche Konflikt zwischen den USA und China wird sich nicht mittels eines Abkommens lösen lassen. Schließlic­h geht es dabei um die Frage der Technologi­eführersch­aft bei im 21. Jahrhunder­t entscheide­nden Themen wie künstliche­r Intelligen­z und Robotik. Hier will China die westliche Vormachtst­ellung brechen und dürfte sich auch von Zöllen nicht von diesem Plan abbringen lassen.

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[ Imago ] Chinas Präsident Xi und sein US-Pendant Trump werden auch 2020 noch oft über das Thema Handel sprechen.

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