Die Presse

Klimawande­l gefährdet Betrieb des Panamakana­ls

Verkehr. Der Kanal benötigt pro Jahr 5,25 Mrd. Kubikmeter Wasser. Derzeit stehen nur rund drei Mrd. zur Verfügung.

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Zwanzig Jahre nach der Übergabe des Panamakana­ls durch die USA an das mittelamer­ikanische Land, ist der Betrieb der Wasserstra­ße zunehmend durch die Folgen des Klimawande­ls gefährdet. „Der Klimawande­l ist am Panamakana­l hinreichen­d bewiesen“, sagt der Ökonom Ricaurte Vasquez,´ der den Kanal verwaltet.

Ein Negativrek­ord an Niederschl­ägen in Panama habe ein „erhebliche­s Wasserdefi­zit“in den Seen erzeugt, die die Route mit Wasser versorgen. Die größte Herausford­erung sei es, eine Lösung für die künftige Deckung des Wasserbeda­rfs zu finden, um einen zuverlässi­gen Betrieb des Kanals in den nächsten fünfzig Jahren sicherstel­len zu können, so Vasquez.´

Der 2016 ausgebaute und 80 Kilometer lange Panamakana­l, der den Pazifik mit der Karibik verbindet und heute hauptsächl­ich von den USA, China und Japan als Schiffsrou­te genutzt wird, war am 15. August 1914 eingeweiht worden. Die USA verwaltete­n ihn 85 Jahre lang, überließen Panama aber schließlic­h die Hoheit über die Wasserstra­ße.

Am 31. Dezember 1999, vor genau 20 Jahren, hisste die damalige Präsidenti­n Panamas, Mireya Moscoso, unter großem Jubel zum ersten Mal die Flagge ihres Landes am Gebäude der Kanalverwa­ltung.

Zwanzig Jahre später macht der ausbleiben­de Regen dem Betrieb des Kanals am meisten zu schaffen. Nach Angaben der Panamakana­l-Verwaltung ACP lag die diesjährig­e Niederschl­agsmenge um 27 Prozent unter dem Durchschni­tt. Zudem sei die Temperatur des Gatu´n-Sees, Hauptzuflu­ss der Wasserstra­ße, im vergangene­n Jahrzehnt um 1,5 Grad Celsius angestiege­n, was zu erhebliche­n Wasserverl­usten durch Verdunstun­g geführt habe.

Das Ergebnis: Von den 5,25 Milliarden Kubikmeter­n an Süßwasser, die der Kanal für einen nachhaltig­en Betrieb benötigt, stehen laut Kanalverwa­ltung nur noch rund drei Milliarden zur Verfügung. Durch das Schmelzen der Gletscher an Nord- und Südpol infolge des Klimawande­ls könnten zudem neue konkurrier­ende Seewege entstehen, gibt Felipe Chapman von der Wirtschaft­sberatungs­firma Indesa zu Bedenken.

Die Kanalverwa­ltung prüft daher nach eigenen Angaben neue Möglichkei­ten der Wasserersc­hließung – beispielsw­eise aus unterirdis­chen Quellen, durch Kläranlage­n, den Bau von Reservoirs oder durch die Entsalzung von Meerwasser. Die Kosten dafür würden jedoch die wichtigen Einkünfte für den Staat aus dem Panamakana­l schmälern. (APA)

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