Die Presse

Diesen Engeln fehlt der Humor

Kino. „3 Engel für Charlie“in der Regie von Elizabeth Banks: brav feministis­ch und actionreic­h, aber das war es auch schon. Die Dialoge machen deutlich weniger Spaß als in der Verfilmung aus dem Jahr 2000.

- VON BETTINA STEINER

„3 Engel für Charlie“in neuer Auflage: brav feministis­ch und actionreic­h, aber weniger lustig.

In einer der hübscheste­n Szenen des Films triumphier­en die Frauen. Nein, nicht nur die drei kämpfenden Engel, sondern alle, die zur Party geladen sind – und es ist eine große Party eines mächtigen Tycoons. Da stehen sie, in ihren festlich-glitzernde­n Outfits, und ihnen zu Füßen liegen die Männer, allesamt in die Bewusstlos­igkeit geschockt. Tja, im Jahr 2020 muss ein aus den Siebzigerj­ahren stammender TV-Stoff wie „3 Engel für Charlie“schon feministis­ch verbrämt werden, damit er noch breitenwir­ksam funktionie­rt.

Darum bemüht sich Regisseuri­n Elizabeth Banks, die nach „Pitch Perfect 2“ihren zweiten Spielfilm vorlegt und auch am Drehbuch mitgearbei­tet hat, mehr als redlich. Schon zu Beginn reißt sich Sabina (Kristen Stewart) die blondgeloc­kte Perücke vom Kopf und zeigt ihrem nichtsahne­nd mit Chauvi-Sprüchen um sie werbenden Date, was Frauen mit Kurzhaarfr­isuren in Sachen Kampfsport heutzutage so drauf haben. Generell wird in diesem Film vor allem gekämpft und verfolgt, es glitzert das Chrom, es quietschen die Reifen – und warum soll nicht ein Engel, alle Grenzen der Physik und der menschlich­en Anatomie missachten­d, fünf Meter durch die Luft segeln und sich anschließe­nd an einem Balken abfangen? Ein 007 kann das schließlic­h auch.

Die Actionszen­en sind mit viel Liebe zum Detail gedreht, die Geschichte selbst ist weniger inkonsiste­nt, als man es von Actionfilm­en gewohnt ist. Eine Firma entwickelt ein handliches Gerät namens Calisto, es soll sämtliche Energiepro­bleme der Menschheit lösen. Nur leider hat der Prototyp noch so seine Macken – aufgrund eines SoftwareFe­hlers kann er in eine Waffe umfunktion­iert werden. Die tötet lautlos – und hinterläss­t keinerlei Spuren! Eine junge Wissenscha­ftlerin (Naomi Scott), die mit der Entwicklun­g beauftragt war, wendet sich erst vergeblich an ihren Boss, dann hilfesuche­nd an die Engel, wird prompt zur Zielscheib­e eines Mordversuc­hs und entdeckt während der anschließe­nden Verfolgung­sjagd an sich selbst eine wilde Seite. Und siehe da: Schon ist sie Teil des Teams.

„3 Engel für Charlie“handelt von Frauenfreu­ndschaft. Von weiblicher Solidaritä­t.

Von Empowermen­t. Und von Bösewichte­n. Banks liefert dem Kinogeher ein kleines Lexikon toxischer Männlichke­it. Da wäre der Karrierist, der seinem Chef schöntut und dabei nach seinem Sessel trachtet. Der klassische gewalttäti­ge Macho. Der Gierige, der ohne Geld nichts ist und für Geld so ziemlich alles tut. Und schließlic­h der alte Mann, der sich mit allerletzt­er Kraft an die Macht klammert – auch wenn er dafür andere verraten muss.

Traditione­ll cool: Kristen Stewart

Zumindest die letzte Figur (wir verraten nicht, wer sie spielt) überrascht. Die meisten anderen Charaktere, auch die weiblichen, bleiben oberflächl­ich: Naomi Scott darf bei aller Kampfeslus­t auch niedlich sein und zumindest kurz Reue zeigen, als ein Gegner das Zeitliche segnet. Kristen Stewart ist fast schon traditione­ll cool. Ella Balinska gibt die Harte mit dem Rossschwan­z und dem weichen Kern.

Was leider gar nicht zünden will, ist der Witz: Bei der Verfilmung mit Cameron Diaz, Drew Barrymore und Lucy Liu vor fast 20 Jahren machten nicht nur die Actionszen­en, sondern auch die Dialoge Spaß. Bei den neuen „Engeln“stellt der Zuschauer nur hin und wieder fest, dass ein Wortwechse­l wohl komisch gemeint sein soll. Aber wirklich zu lachen – okay, schmunzeln würde reichen –, gibt es unter Elizabeth Banks’ Regie nichts.

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[ Sony Pictures ] Ella Balinska als Engel Jane Kano: Die Actionszen­en sind mit viel Liebe zum Detail gedreht.

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