„Jedermann“feiert seinen Hunderter
Festspiele. Im August 1920 wurden mit dem ersten „Jedermann“vor dem Dom die Salzburger Festspiele begründet. Gefeiert wird das Jubiläum mit einem vielfältigen Programm.
Die Salzburger Festspiele feiern ihr Jubiläum auf vielfältige Weise.
Salzburg. Die Salzburger Festspiele feiern 2020 ihren 100. Geburtstag. Und das nicht nur während der sechs Festival-Wochen im Sommer, sondern mit einem Programm, das das gesamte Jahr über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Festspiele thematisiert. Mitfeiern soll nicht nur das Kulturpublikum, sondern auch Menschen, die mit dem Festival normalerweise nicht viel zu tun haben – ein Festjahr für jedermann.
„Großes Welttheater“
Am 25. April wird eines der Leuchtturmprojekte des Jubiläumsjahrs eröffnet: die Landesausstellung „Großes Welttheater – 100 Jahre Salzburger Festspiele“im Salzburg-Museum. Die Ausstellungsfläche des Museums wird um die zur Universität gehörende MaxGandolph-Bibliothek erweitert, um mehr Platz für die große Erzählung der Festspielgeschichte zu haben. Das Narrativ folgt vier Kapiteln: ein Kino mit filmischer Annäherung an 100 Jahre Festspielgeschichte, ein temporäres Archiv, eine Begegnung mit zentralen Personen, Ereignissen und Fakten sowie eine große Bühne, die mit einem bunten Programm bespielt wird. 100 Objekte – für jedes Festspieljahr eines – sollen die Geschichte für die Besucher greifbar machen. Unter den ausgewählten Exponaten ist etwa das Regiebuch von Max Reinhardt für den „Jedermann“, das Kleid, das Anna Netrebko als „Traviata“getragen hat, oder jenes Telegramm, mit dem Thomas Bernhard nach dem „Notlichtskandal“die Aufführung von „Der Ignorant und der Wahnsinnige“verboten hat. Die Ausstellung läuft bis 31. Oktober im Salzburg-Museum.
„Jedermann“-Tag am 22. August
Die erste Aufführung des „Jedermann“auf dem Domplatz am 22. August 1920 gilt als die Geburtsstunde der Festspiele. Das Stück vom Leben und Sterben des reichen Mannes von Hugo von Hofmannsthal in einer Inszenierung von Max Reinhardt begründete eine Tradition: Festspiele ohne den „Jedermann“gelten als undenkbar. Am 22. August wird der Geburtstag mit einem „Jedermann“-Tag gefeiert. Große Tischgesellschaften in den Straßen und auf den Plätzen der Salzburger Altstadt sollen Einheimische und Gäste ins Gespräch bringen. Eine Lesung in der Felsenreitschule mit Darstellern, die in den vergangenen Jahren Rollen im „Jedermann“hatten, und eine Festvorstellung vor dem Dom sind weitere Fixpunkte des Tages.
Traum von einem Feentempel
Die Geschichte der Festspiele ist auch eine von nicht realisierten Festspielhäusern. Durch künstlerische Interventionen an den angedachten Standorten – am Mönchsberg, in Hellbrunn, am Kapuzinerberg und im Mirabellgarten – sollen vier nicht verwirklichte Architekturprojekte sichtbar und erlebbar gemacht werden.
Fest zur Festspieleröffnung
Rot anstreichen im Kalender sollte man sich auch den 17. und 18. Juli 2020. Das traditionelle Fest zur Festspieleröffnung steht im Zeichen des Jubiläums und bietet an zwei Tagen ein Programm, das bei kostenlosem Eintritt Einblick in viele Produktionen gibt und die unterschiedlichen Facetten der Festspielkünstler zeigt. Dazu gibt es wieder viel Musik, Theater und Brauchtum.
Gestern und morgen
Schloss Leopoldskron ist mit der Festspielgeschichte eng verbunden, Max Reinhardt hat das Schloss 1918 gekauft und als barockes Gesamtkunstwerk belebt. Es war ein Haus, in dem sich Künstler und Intellektuelle trafen. Mit dem Projekt „Die Welt von Gestern“soll das Publikum in diese Zeit eintauchen und das Schloss neu erleben können.
Im Festspielbezirk werden sich in international besetzten Diskussionsrunden zu Kultur, Politik, Medien und Naturwissenschaften Experten darüber unterhalten, wie die Welt von morgen aussehen könnte.