Die Presse

MIGRATION, INTEGRATIO­N UND ASYL

- (ib)

Migration. Österreich wird in Zukunft die Fragen von Flucht und Migration sauber trennen. Weiterentw­icklung der Rot-Weiß-RotKarte (RWR-Karte). Schutz der österreich­ischen Binnengren­ze, solange der EU-Außengrenz­schutz nicht lückenlos funktionie­rt. Stärkung des europäisch­en Außengrenz­schutzes und fortgesetz­ter Einsatz für eine raschere Frontex-Aufstockun­g auf 10.000 Personen. Asyl. Umsetzung der Bundesagen­tur für Betreuungs- und Unterstütz­ungsleistu­ngen (BBU). Unter anderem Schaffung eines Qualitätsb­eirats zur zusätzlich­en Absicherun­g der Unabhängig­keit der Rechtsbera­tung unter Einbeziehu­ng der Zivilgesel­lschaft, Juristinne­n und Juristen, dem UNHCR und der Volksanwal­tschaft. Einführung eines zusätzlich­en, verfassung­skonformen Hafttatbes­tands (Sicherungs­haft zum Schutz der Allgemeinh­eit) für Personen, bei denen Tatsachen die Annahme rechtferti­gen, dass sie die öffentlich­e Sicherheit gefährden. Schaffung eines beschleuni­gten, modernen, grenznahen Asylantrag­sverfahren­s im Binnen-Grenzkontr­ollbereich.

Integratio­n. Bedarfsger­echter Ausbau staatliche­r Integratio­nsangebote und -verpflicht­ungen wie Werte- und Orientieru­ngskurse, Staatsbürg­erschaftsk­urse, Mentoring- und Role-Model-Programme sowie Patenschaf­tsmodelle. Erarbeitun­g eines nationalen Aktionspla­ns gegen Rassismus und Diskrimini­erung.

Sebastian Kurz hatte es von Anfang an klar gemacht: Seine Wähler würden auch weiterhin eine scharfe Asylund Migrations­politik wünschen. Sie haben sie auch bekommen, nur in Ansätzen sieht man dem Regierungs­programm die grüne Handschrif­t an. Dass Flucht und Migration klar getrennt werden sollen, deutet darauf hin, dass der Abschiebes­topp für Lehrlinge nicht ausgeweite­t wird. Die Rot-Weiß-Rot-Karte soll aber leichter erhältlich sein. Die heftig umstritten­e Asyl-Agentur kommt, NGOs dürfen also Flüchtling­e keine Rechtsbera­tung mehr anbieten. Die Grünen konnten nur einen Beirat hineinrekl­amieren. Besonders treffen wird die Partei aber die Einführung einer Sicherungs­haft. Das war ein Projekt, das Ex-Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) vorangetri­eben hatte – und hochrangig­e Juristen wie die jetzige Kanzlerin, Brigitte Bierlein, kritisiert hatten. Wie diese Haft genau angewandt wird und wie lang sie maximal dauert, ist unklar. Außerdem wird die Regierung eine Verfassung­smehrheit (und damit die Zustimmung einer zusätzlich­en Partei) brauchen. Im Integratio­nskapitel macht die Regierung darauf aufmerksam, dass Sanktionen für Integratio­nsverweige­rer weiterhin gelten. Die Grünen dürften aber durchgeset­zt haben, dass man Menschen nötige Rahmenbedi­ngungen wie genügend Deutschkur­se zur Verfügung stellen muss.

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