Die Presse

So setzt man gute Vorsätze um

Streamingt­ipps. Das neue Jahrzehnt hat begonnen. Wann, wenn nicht jetzt, sollen wir all unsere Besserungs­pläne verwirklic­hen?! Startschwi­erigkeiten? Diese Filmfigure­n zeigen, wie’s geht.

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Ein guter Vorsatz macht noch keinen Sommer. Je höher die Ansprüche an sich selbst, umso wahrschein­licher, dass man an ihnen scheitert. Die größte Herausford­erung: sich nicht entmutigen zu lassen. Wie geht nochmal der viel zitierte BeckettSpr­uch? „Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.“Leichter gesagt als getan – hätte man nur unendlich viele Leben, wie im Computersp­iel! Oder im wohl bekanntest­en Selbstopti­mierungsfi­lm aller Zeiten: „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Wo Bill Murray immer am selben Tag aufwacht, ganz egal, was er mit sich anstellt. Bis er sein Ungustltum ablegt und Selbstlosi­gkeit lernt. Ein bestechend­es Konzept, das die Macher des Horrorkomö­dien-Überraschu­ngshits „Happy Deathday“ziemlich dreist abkupfern. Hier ist es eine partyselig­e CollegeTus­si (toll: Jessica Rothe), die eines Nachts von einem Maskenmörd­er abgemurkst wird. Und am Morgen davor wieder aufersteht. Immer und immer wieder. Was führt aus der Schreckens­spirale? Derbe Späße, ein bisserl Gewalt. Und vor allem ganz viel Selbsthilf­e und Lebensplan­ung. Ein durchaus vergnüglic­her Mix – solang man kein Problem damit hat, dass hier ein Genre gegen seinen Strich auf Leistungsz­eitgeist gebürstet wird.

Wie flickt man die Beziehungs­kiste? Er will mehr Zeit für sich. Sie den verdienten Respekt. Er große Kunst kredenzen. Sie nicht nur Muse sein. Driften sie auseinande­r? Droht der große Krach? Oder hilft am Ende ein perverser Kompromiss? Auf den ersten Blick wirkt Paul Thomas Andersons feinsinnig-bissiger Liebesfilm „Phantom Thread“nicht wie Paartherap­iematerial. Aber das gilt auch für Stanley Kubricks „Eyes Wide Shut“– und da geht’s am Ende auch ums Zusammenra­ufen. Hier brillieren Daniel Day-Lewis (in seiner angeblich letzten Filmrolle) als kontrollsü­chtiger Modedesign­er und die Luxemburge­rin Vicky Krieps als eigenwilli­ges Modell. Fürs Miteinande­rversuchen im neuen Jahr.

Früh übt sich, wer erwachsen werden will. Wohin mit den ganzen unbändigen, widersprüc­hlichen Teenagerge­fühlen? Zumal in einem Großstadtn­est wie Sacramento, wo Kalifornie­n nach Bible Belt riecht. Christine – Pardon, Lady Bird – sehnt sich nach New

York, wo (vermeintli­ch) Freiheit und Selbstverw­irklichung winken. Doch der Weg dorthin ist weit. Und teuer. Zu teuer, meinen die Eltern. Wenn sie nur verstehen könnten! Mit brüchigem Charme gibt Saoirse Ronan die Titelfigur in Greta Gerwigs schönem Regiedebüt, stolpert mit flatterhaf­tem Furor jugendlich­en Aufbegehre­ns durch Leben, Leiden und erste Lieben. Und tappt am Ende dieses MiniBildun­gsromans fast aus Versehen in die Selbsterke­nntnis.

Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. In erster Linie: gewinnen, gewinnen, gewinnen! Ricky Bobby ist (dank schweren Vaterkompl­exes) der amerikanis­che Traum in Person: ein Südstaaten­Aufsteiger aus bescheiden­en Verhältnis­sen, der sich mittels grenzenlos­er Selbstüber­schätzung in den Siegersitz katapultie­rt hat. Als Nascar-Rennfahrst­ar begeistert er ein Millionenp­ublikum und badet im Sponsoreng­eld – bis Konkurrenz aus Frankreich (Sacha Baron Cohen) sein Ego verbeult. Doch schon Jesus wusste: Auf jede Krise folgt Wiedergebu­rt! „Talladega Nights“ist vielleicht nicht der lustigste, dafür aber der klügste Teil von Adam McKays und Will Ferrells Satire-Tetralogie über die USA als Land der Riesenbaby­s.

Wo sich das Kino Europas im Zweifel für den Zweifel einsetzt, tendiert Hollywood zum Kult der Entschloss­enheit: Dort geht es immer wieder um Selbstüber­windung, Hürdenbese­itigung, Willensent­fesselung. Manchmal ganz ausdrückli­ch. Wie in Ben Stillers eigentümli­cher fünfter Regiearbei­t, dem Remake eines Klassikers aus den 1940ern, der wiederum auf einer Kurzgeschi­chte James Thurbers basiert. Die war noch eine schneidend­e Satire auf die Traumverlo­renheit des Durchschni­ttsamerika­ners. Stillers Film macht daraus eine interessan­te, wenn auch ungelenke Mischung aus Drama, absurder Komödie und Selbsthilf­eseminar.

Der unscheinba­re Titelheld (von Stiller selbst gespielt) schwelgt lieber in spezialeff­ektgeladen­en Tagträumen, als sein Leben in die Hand zu nehmen. Dabei arbeitet er beim „Life“-Fotomagazi­n! Dessen Konkurs zwingt ihn aus seiner Schale – und zur Suche nach echten Abenteuern. Zwar wirkt der Film zuweilen wie ein Werbeclip (und ist es dank grenzwerti­ger Produktpla­tzierung auch), birgt aber einige charmante Schauspiel­leistungen (von Kristen Wiig, Shirley MacLaine, Patton Oswalt, Adam Scott und Sean Penn) und ein erstaunlic­h bescheiden­es Finale.

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[ twentieth Century Fox ] Endlich auf Abenteuer gehen! Ben Stiller als Walter Mitty.

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