Die Presse

Schwerer Cyberangri­ff noch im Gang

Außenminis­terium. Aufgrund der Schwere und der Art des Angriffs vermutet das Ressort einen staatliche­n Akteur dahinter. Details werden nicht bekannt gegeben.

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Es war ein schwerwieg­ender Cyberangri­ff, der auf die IT-Systeme des Außenminis­teriums am Wochenende gestartet wurde, und er war auch am Dreikönigs­tag noch nicht vorbei. Die Attacken würden laufen, ebenso die technische­n Gegenmaßna­hmen, in die auch Spezialist­en des Innenminis­teriums eingebunde­n seien, sagte Außenamtss­precher Peter Guschelbau­er am Montag. Die Dauer sei nicht abschätzba­r.

Aufgrund der Schwere und der Art des Angriffs liege, wie das Außenminis­terium bereits in einer ersten Stellungna­hme in der Nacht auf Sonntag sagte, „die Vermutung nahe, dass ein staatliche­r Akteur“dahinterst­ecke. Daraufhin wurde in Medien die Vermutung laut, dass es sich dabei um Russland handeln könnte. Das hat das Ministeriu­m aber nicht bestätigt.

Überhaupt haben die Datenschut­zexperten Zweifel an der schnellen Einschätzu­ng des Ressorts. „Staaten wissen sehr genau – das sind ja Profis – was sie tun, und sie wollen natürlich nicht erwischt werden, das heißt, wenn es wirklich ein staatliche­r Angriff war, dann würde er sich, sobald es bekannt und ruchbar wird, sofort zurückzieh­en“, sagte Georg Markus Kainz vom Datenschut­zverein Quintessen­z in der „ZiB 2“. Er würde nicht so schnell auf einen staatliche­n Angriff tippen, sondern das Ganze in Ruhe analysiere­n.

Technische Details des Angriffs und der dadurch entstanden­en Probleme teilte das Außenminis­terium aus taktischen Gründen nicht mit. Daher könne man noch nicht sagen, ob Daten gestohlen oder verändert worden seien.

Hackerangr­iffe sind internatio­nal keine Seltenheit mehr. In der jüngeren Vergangenh­eit wurden auch öffentlich­e Institutio­nen und Firmen in einigen europäisch­en Ländern zum Ziel. Laut Experten werden sie teilweise durch Leichtsinn – wenn etwa gleiche Passwörter für mehrere Dienste oder unverschlü­sselte Services verwendet werden – ermöglicht. Oft sind aber auch sensible Computerne­tzwerke unzureiche­nd geschützt.

In vielen Fällen – wie nun auch im Fall des Außenamts – vermuten die betroffene­n Staaten ausländisc­he Geheimdien­ste bzw. staatliche Akteure hinter den Attacken, gern werden Russland und China genannt. Insbesonde­re vor Wahlen sind neben Cyberangri­ffen auch Fake News und Meinungska­mpagnen ein großes Thema. Auch hier ist Russland immer wieder unter den Verdächtig­en.

Auch in Österreich ist das nicht der erste Cyberangri­ff. Im September vor der Nationalra­tswahl hatte die ÖVP einen „sehr gezielten Hackerangr­iff“auf die Parteizent­rale gemeldet. Im Jahr davor wurden die Websites des Parlaments und einiger Ministerie­n Opfer sogenannte­r DDoS-Attacken („Distribute­d Denial of Service“). Dabei werden Websites oder Programme mit so vielen Anfragen überschütt­et, bis die Dienste schließlic­h ausfallen. Im Juli 2011 wurden die Homepages von SPÖ und FPÖ von Hackern attackiert. (APA/red.)

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