Die Geisterstation wird erweckt
U-Bahn. Die U2-Station An den alten Schanzen steht seit 2013 im Rohbau. Nun schreiben die Wiener Linien ihren Ausbau aus. Bis die Station tatsächlich eröffnet wird, dauert es aber noch.
Die U-Bahn fährt hier nur durch. Wenn die U2 Richtung Seestadt Aspern unterwegs ist, macht sie zwischen Aspernstraße und Hausfeldstraße ziemlich lang keinen Stopp – mit 1580 Metern ist dieser Abschnitt auch jener mit dem längsten Stationsabstand im gesamten Wiener U-Bahn-Netz. Dabei gibt es hier eine Station.
„An den alten Schanzen“ist der Name der Station, die zwar gebaut wurde, aber nicht im Fahrplan aufscheint. Wobei gebaut zu viel gesagt ist. Errichtet wurde im Zuge der U2-Verlängerung nach Aspern nämlich nur ein Rohbau. Und das mit Absicht – denn rund um den Stationsbereich gibt es derzeit nicht allzu viel zu sehen. Felder, Gewächshäuser, ein paar kleine Abschnitte, die als Gstätten durchgehen würden. Bis zur in den 1930er-Jahren errichteten Siedlung Mittleres Hausfeld sind es knapp 500 Meter, die Straße dorthin – eben An den alten Schanzen – ist ein besserer Feldweg. In die anderen Richtungen sieht es nicht viel besser aus. Der DZB-Logistikpark – das ehemalige Logistikzentrum des pleite gegangenen Konsum –, ein bisschen Gewerbe und Kleingärten. Nichts, was den Anschluss an eine U-Bahn rechtfertigen würde.
Doch am 2. Dezember haben die Wiener Linien die Ausschreibung für den Vollausbau auf dem Vergabeportal der Wiener Stadtwerke online gestellt, bis 20. Dezember konnten Firmen ihre Einreichungen machen. Es ist naheliegend, dass dies nicht ohne Blick auf die Entwicklung des Areals geschieht. Tatsächlich ist das Obere Hausfeld, wie der Abschnitt genannt wird, ein Stadtentwicklungsgebiet, in dem in den kommenden Jahren an die 3700 Wohnungen errichtet werden sollen.
Wohnbau kommt – demnächst
„2020 soll mit der Widmung begonnen werden“, sagt Grünen-Planungssprecher Peter Kraus, „vermutlich wird im ersten Quartal die öffentliche Auflage beginnen.“Parallel dazu laufen die Arbeiten mit den 18 Bauträgern, die unabhängig von Grundstücksgrenzen ein städtebauliches Konzept erarbeitet haben – hier laufen noch Abstimmungsarbeiten. 2021 könnte mit dem Bau begonnen werden, 2023 sollen dann erste Bewohner einziehen. Wobei zunächst der nördliche Teil des Hausfelds besiedelt wird, der mit der Station Hausfeldstraße bereits an die U2 angebunden ist. Die jetzige Geisterstation An den alten Schanzen soll nach dem Beispiel des bisherigen U2-Ausbaus parallel zur Besiedlung fertiggestellt werden. „Die Station“, sagt Kraus, „soll schon in Betrieb sein, wenn die Leute hier einziehen.“
Dass die Station im Rohbau errichtet und erst fertiggestellt wird, wenn sie genutzt werden kann, soll dazu dienen, dass der nachträgliche Endausbau ohne längere Betriebsstörungen erfolgen kann. Kompliziert wird der Ausbau dennoch, weil er im laufenden Betrieb, also während die U-Bahn durch die Station fährt, erfolgen soll.
In der Ausschreibung weisen die Wiener Linien auch darauf hin, dass deswegen mit einer längeren Bauzeit und eingeschränkten Arbeitszeiten zu rechnen sein wird. Erschwerend kommt hinzu, dass Kräne mit Lasten nicht den Gleisbereich überschwenken dürfen.
Und nicht zuletzt müssen eventuell notwendige Stromfreischaltungen mit dem U-Bahn-Betrieb abgestimmt werden.
Für den laufenden Betrieb bedeutet das, dass es zumindest zeitweise zu einem Gleiswechselbetrieb kommen wird. Ein Vorteil dabei ist, dass die Frequenz nördlich der Aspernstraße ohnehin noch gering ist, weil nicht jede U2-Garnitur tatsächlich bis zur Endstation fährt – ab 21 Uhr fährt nur noch alle 15 Minuten eine U-Bahn ab Aspernstraße zur Seestadt.
Die U2 fährt noch lang durch
Bis die Station tatsächlich in Betrieb gehen kann, werden aber noch Jahre vergehen. Der grobe Terminplan sieht vor, dass die Ausschreibung im zweiten Quartal 2020 finalisiert werden soll, der Innenausbau wird im zweiten Quartal 2021 ausgeschrieben. Der Start der Bauarbeiten ist für das vierte Quartal 2021 projektiert. Und das Abnahmeverfahren inklusive gültigem Bescheid soll 2024 erfolgen. Bis zur Eröffnung wird die U2 durch die Station also noch längere Zeit nur durchfahren.