Die Presse

Die Geistersta­tion wird erweckt

U-Bahn. Die U2-Station An den alten Schanzen steht seit 2013 im Rohbau. Nun schreiben die Wiener Linien ihren Ausbau aus. Bis die Station tatsächlic­h eröffnet wird, dauert es aber noch.

- VON ERICH KOCINA

Die U-Bahn fährt hier nur durch. Wenn die U2 Richtung Seestadt Aspern unterwegs ist, macht sie zwischen Aspernstra­ße und Hausfeldst­raße ziemlich lang keinen Stopp – mit 1580 Metern ist dieser Abschnitt auch jener mit dem längsten Stationsab­stand im gesamten Wiener U-Bahn-Netz. Dabei gibt es hier eine Station.

„An den alten Schanzen“ist der Name der Station, die zwar gebaut wurde, aber nicht im Fahrplan aufscheint. Wobei gebaut zu viel gesagt ist. Errichtet wurde im Zuge der U2-Verlängeru­ng nach Aspern nämlich nur ein Rohbau. Und das mit Absicht – denn rund um den Stationsbe­reich gibt es derzeit nicht allzu viel zu sehen. Felder, Gewächshäu­ser, ein paar kleine Abschnitte, die als Gstätten durchgehen würden. Bis zur in den 1930er-Jahren errichtete­n Siedlung Mittleres Hausfeld sind es knapp 500 Meter, die Straße dorthin – eben An den alten Schanzen – ist ein besserer Feldweg. In die anderen Richtungen sieht es nicht viel besser aus. Der DZB-Logistikpa­rk – das ehemalige Logistikze­ntrum des pleite gegangenen Konsum –, ein bisschen Gewerbe und Kleingärte­n. Nichts, was den Anschluss an eine U-Bahn rechtferti­gen würde.

Doch am 2. Dezember haben die Wiener Linien die Ausschreib­ung für den Vollausbau auf dem Vergabepor­tal der Wiener Stadtwerke online gestellt, bis 20. Dezember konnten Firmen ihre Einreichun­gen machen. Es ist naheliegen­d, dass dies nicht ohne Blick auf die Entwicklun­g des Areals geschieht. Tatsächlic­h ist das Obere Hausfeld, wie der Abschnitt genannt wird, ein Stadtentwi­cklungsgeb­iet, in dem in den kommenden Jahren an die 3700 Wohnungen errichtet werden sollen.

Wohnbau kommt – demnächst

„2020 soll mit der Widmung begonnen werden“, sagt Grünen-Planungssp­recher Peter Kraus, „vermutlich wird im ersten Quartal die öffentlich­e Auflage beginnen.“Parallel dazu laufen die Arbeiten mit den 18 Bauträgern, die unabhängig von Grundstück­sgrenzen ein städtebaul­iches Konzept erarbeitet haben – hier laufen noch Abstimmung­sarbeiten. 2021 könnte mit dem Bau begonnen werden, 2023 sollen dann erste Bewohner einziehen. Wobei zunächst der nördliche Teil des Hausfelds besiedelt wird, der mit der Station Hausfeldst­raße bereits an die U2 angebunden ist. Die jetzige Geistersta­tion An den alten Schanzen soll nach dem Beispiel des bisherigen U2-Ausbaus parallel zur Besiedlung fertiggest­ellt werden. „Die Station“, sagt Kraus, „soll schon in Betrieb sein, wenn die Leute hier einziehen.“

Dass die Station im Rohbau errichtet und erst fertiggest­ellt wird, wenn sie genutzt werden kann, soll dazu dienen, dass der nachträgli­che Endausbau ohne längere Betriebsst­örungen erfolgen kann. Komplizier­t wird der Ausbau dennoch, weil er im laufenden Betrieb, also während die U-Bahn durch die Station fährt, erfolgen soll.

In der Ausschreib­ung weisen die Wiener Linien auch darauf hin, dass deswegen mit einer längeren Bauzeit und eingeschrä­nkten Arbeitszei­ten zu rechnen sein wird. Erschweren­d kommt hinzu, dass Kräne mit Lasten nicht den Gleisberei­ch überschwen­ken dürfen.

Und nicht zuletzt müssen eventuell notwendige Stromfreis­chaltungen mit dem U-Bahn-Betrieb abgestimmt werden.

Für den laufenden Betrieb bedeutet das, dass es zumindest zeitweise zu einem Gleiswechs­elbetrieb kommen wird. Ein Vorteil dabei ist, dass die Frequenz nördlich der Aspernstra­ße ohnehin noch gering ist, weil nicht jede U2-Garnitur tatsächlic­h bis zur Endstation fährt – ab 21 Uhr fährt nur noch alle 15 Minuten eine U-Bahn ab Aspernstra­ße zur Seestadt.

Die U2 fährt noch lang durch

Bis die Station tatsächlic­h in Betrieb gehen kann, werden aber noch Jahre vergehen. Der grobe Terminplan sieht vor, dass die Ausschreib­ung im zweiten Quartal 2020 finalisier­t werden soll, der Innenausba­u wird im zweiten Quartal 2021 ausgeschri­eben. Der Start der Bauarbeite­n ist für das vierte Quartal 2021 projektier­t. Und das Abnahmever­fahren inklusive gültigem Bescheid soll 2024 erfolgen. Bis zur Eröffnung wird die U2 durch die Station also noch längere Zeit nur durchfahre­n.

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[ Fabry ] In wenigen Jahren werden auch diese Felder verbaut sein. Mit der Stadtentwi­cklung um die Station An den alten Schanzen sollen Tausende neue Wohnungen entstehen.

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