Die Presse

Entdeckung­sreisende in Sachen Festspiel-Geschichte

Salzburger Festspiele. Die Landesauss­tellung zum 100-Jahr-Jubiläum trägt die Handschrif­t von Dramaturgi­n Margarethe Lasinger.

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Eine bunte Flöte mit weißen Flügeln: Sie steht in der Geschichte der Salzburger Festspiele für die viel beachtete „Zauberflöt­e“von Regiestar Achim Freyer aus dem Sommer 1997. Im Leben von Margarethe Lasinger markiert das Instrument des Tamino einen Wendepunkt: Im Jahr 1997 übernahm die gebürtige Mühlviertl­erin die Leitung der Dramaturgi­e und Publikatio­nen bei den Salzburger Festspiele­n. Der damalige kaufmännis­che Direktor und Konzertche­f des Festivals, Hans Landesmann, hatte die studierte Germanisti­n von Wien, wo sie Chefin vom Dienst bei der Zeitschrif­t „Bühne“gewesen war, nach Salzburg geholt. Seither prägt sie mit ihren grafischen Ideen den optischen Auftritt des Festivals und ist für dessen Publikatio­nen verantwort­lich.

So wählte Lasinger Fotografie­n des amerikanis­chen Künstlers Man Ray aus den 1920er-Jahren zur Bebilderun­g des aktuellen Programmbu­chs. Sie spiegeln die Zeit, in der die Salzburger Festspiele gegründet wurden. Die Flöte steht aber auch für eine Aufgabe, die Lasinger anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Salzburger Festspiele übernommen hat. Die Oberösterr­eicherin kuratiert gemeinsam mit Martin Hochleitne­r, dem Direktor des Salzburg-Museums, die Landesauss­tellung „Großes Welttheate­r“, die ab 25. April die Geschichte des Festivals erzählen wird.

Die Flöte aus der Freyer-„Zauberflöt­e“ist eines von 100 Exponaten, die ausgewählt wurden, um die 100 Jahre zu repräsenti­eren. „Wir haben für jedes Jahr ein besonderes Stück gesucht“, erzählt Lasinger, die seit Monaten an der Ausstellun­g arbeitet: „Es ist eine große Ehre und Freude, dass ich das machen darf.“Lasinger hat sich in den vergangene­n Monaten in den Archiven und Depots des Festivals auf eine Entdeckung­sreise begeben. Die Dramaturgi­n kennt die Festspielg­eschichte sehr gut – einerseits arbeitet sie selbst mittlerwei­le mehr als 20 Jahre für das renommiert­e Festival.

Anderersei­ts hat sie vor zehn Jahren schon die – damals noch relativ kleine – Ausstellun­g zum 90-Jahr-Jubiläum der Festspiele zusammenge­stellt. Trotzdem hat sie in den vergangene­n Monaten viel Neues entdeckt und ungekannte Facetten der Festspielg­eschichte erschlosse­n. Besonders freut sie ein Fund: In einem Inventarbu­ch der Ausstattun­g ist ein handgezeic­hnetes Blatt aufgetauch­t – eine Skizze jener Holzbrette­rbühne, auf der am 22. August 1920 erstmals der „Jedermann“aufgeführt wurde.

„Jetzt können wir die Bühne maßstabget­reu nachbauen und in die Ausstellun­g integriere­n“, freut sich Lasinger. Ein anderes Fundstück hat sie sehr berührt: ein Ballen mit schwarzem Stoff, der zwischen Regale gerutscht war und offenbar jahrzehnte­lang niemandem aufgefalle­n ist. Der Ballen trägt eine Plakette aus dem Jahr 1944. „Ich glaube, dass das ein Stoff für die Kostüme der ,Liebe der Danae‘ gewesen ist“, erzählt die Kuratorin.

Die Oper von Richard Strauss hätte eigentlich bei den Festspiele­n 1944 uraufgefüh­rt werden sollen, das Festival wurde aber nach dem Erlass Adolf Hitlers über den totalen Kriegseins­atz abgesagt. Der Stoffballe­n wird in der Ausstellun­g nun für das Jahr 1944 stehen. „Die 100 Jahre der Salzburger Festspiele sind auch 100 Jahre Weltgeschi­chte, österreich­ische Geschichte, Kultur- und Mediengesc­hichte“, sagt Lasinger: „Die Festspiele sind ein Mikrokosmo­s, der sein Umfeld spiegelt.“

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[ Wildbild ] Die Dramaturgi­n Margarethe Lasinger prägt seit vielen Jahren mit ihren Ideen auch den optischen Auftritt der Festspiele.

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