Die Presse

Anleger drängen in die Krisenwähr­ung Gold

Edelmetall. Schon seit dem Sommer 2019 ist das gelbe Edelmetall beinah ungebroche­n im Aufwärtstr­end. Die politische­n Spannungen im Nahen Osten sorgen nun für einen weiteren Anschub des Goldkurses.

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Wenn die Unsicherhe­it steigt und die politische­n Spannungen zunehmen, dann ist das für den Goldpreis gut. Diese alte Wahrheit bestätigt sich auch anlässlich der aktuellen Iran-Krise, die sich mit der Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani Ende der vergangene­n Woche durch eine USDrohne zuspitzte. In der Nacht auf Montag stieg der Kurs für eine Feinunze (31,1 Gramm) kurzfristi­g auf bis zu 1588 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit dem Frühjahr 2013. In Euro gerechnet erhöhte sich der Preis für das Edelmetall zeitweise sogar auf ein neues Rekordhoch bei 1422 Euro.

Im Lauf des Montags ging der Goldpreis zwar wieder etwas zurück, lag mit rund 1575 Dollar aber immer noch knapp 25 Dollar höher als am Freitagabe­nd. Damit setzte sich der Kursanstie­g der vergangene­n Tage fort. Gold ist bereits seit Anfang Dezember im Höhenflug und hat seitdem etwa acht Prozent an Wert gewonnen.

„Gold wird in Krisenzeit­en als sicherer Hafen angesehen“, erklärt Rohstoffex­perte Daniel Briesemann von der Commerzban­k den jüngsten Preissprun­g. Unter anderem sei das Edelmetall bei deutschen Investoren gefragt. „Deutsche Privatanle­ger zeigen unveränder­t starkes Kaufintere­sse“, beschreibt Alexander Zumpfe, Edelmetall­händler bei Heraeus, die Lage.

Offen bleibt jedoch, ob es sich bei dem aktuellen Preisansti­eg nur um einen kurzen Ausreißer nach oben oder um eine nachhaltig­e Entwicklun­g handelt. „Die Vergangenh­eit zeigt, dass in den meisten Fällen der Goldpreis deutlich über die zuvor bestehende­n Niveaus angestiege­n ist“, zitiert dazu die Nachrichte­nagentur Bloomberg aus einem aktuellen Briefing mehrerer Rohstoffan­alysten.

Derzeit ist Gold demnach so stark „überkauft“, wie zuletzt vor mehr als zwei Dekaden. Der Index über die sogenannte relative Stärke von Gold stieg am Montag auf den Wert von 87.

Wie es mittelfris­tig mit dem Goldpreis weitergehe­n wird, ist die entscheide­nde Frage. Schon im Herbst zeigten sich Analysten positiv über die künftigen Aussichten für das Edelmetall. Es werde zwar immer wieder Phasen einer volatilen Seitwärtsb­ewegung geben, grundsätzl­ich zeige die Tendenz aber nach oben, hieß es.

Die US-Bank Citigroup traute sich Anfang Oktober auch eine konkrete Prognose zu. Demnach soll der Goldpreis in den kommenden sechs bis zwölf Monaten auf 1700 Dollar je Unze steigen. Damit wäre der Preis nur knapp unter dem historisch­en Allzeithoc­h von 1772 Dollar aus dem September 2012. (APA)

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