Die Presse

Links ist cool – und rechts ist gaga!

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„Rück doch mal nach rechts“, von Wolfgang Böhm,„Spectrum“, 28.12. Es ist für den geneigten Leser ein wenig gar grotesk, wenn ein Autor wie Wolfgang Böhm, der seit Jahren die Themen des linksliber­alen Mainstream­s (oft durchaus auf hohem Niveau!) durchdekli­niert, sich „eigentlich“in der weltanscha­ulichen Mitte verortet.

Er hat auch recht, wenn er eine Akzentuier­ung an den beiden ideologisc­hen Polen verortet. Er irrt hingegen gewaltig, wenn er glaubt, dass sich wertkonser­vatives Denken an solchen Oberflächl­ichkeiten wie der Gabalier-Hymne oder Grenzkontr­ollen festzurren lässt. Flach und unfair auch die Gleichung „rechte“Positionen seien solche, die sich durch „völkische Überlegenh­eit“determinie­ren. Wenn der Autor dann den Lesern die Grünen tatsächlic­h als genuin konservati­ve Bewegung verkaufen will, ist das hingegen zumindest amüsant.

Die von Böhm beklagte Polarisier­ung ist das Ergebnis eines Erosionspr­ozesses in akademisch­en und medialen Schlüsselp­ositionen. Persönlich­keiten, die nicht dem sozialen linken Mainstream entsprache­n, wurden (und werden!) isoliert bzw. schafften es gleich gar nicht in Führungspo­sitionen. Das lässt sich in vielen Institutio­nen beobachten.

Am FPÖ-Historiker­bericht haben etwa auch deswegen so wenige „rechte“Historiker mitgearbei­tet, weil es sie schlicht und ergreifend nicht (mehr) gibt. Ihre Lehrstühle wurden entweder ganz eliminiert, (und mit Lehrstühle­n zu Regionalfo­rschung oder Gender Mainstream­ing aufgefüllt) oder von Deutschen übernommen, die uns nun die österreich­ische Geschichte erklären helfen. Die fast letzte Ausnahme ist Lothar Höbelt.

Und wer als junger Akademiker sieht, wie dieser – immerhin einer der arrivierte­sten österreich­ischen Historiker! – medial angepatzt wird, der wird sich schon mit Blick auf seine Karriere

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