Von der Playstation zum E-Auto
Was Sony mit seinem Elektroauto plant, ist noch nicht ganz klar.
Es erinnerte ein wenig an die Präsentationen des verstorbenen Apple-Chefs Steve Jobs: „One more thing.“Eben hatte Sony auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas über den Erfolg seiner Playstation 4 gesprochen, einen Ausblick auf die Playstation 5 gegeben – und dann stellte CEO Kenichiro Yoshida völlig überraschend ein Elektroauto vor.
Ein Paukenschlag in der Nacht auf Dienstag, der viele etwas irritiert zurückließ. Denn was Sony mit seinem Elektroauto Vision-S plant, sagte Yoshida nicht. Will der japanische Elektronikkonzern auch zum Autobauer werden? Will man sich als Lieferant für die Autoindustrie etablieren, indem man an einem Prototyp zeigt, welch hervorragende Sensoren, Kameras und Audiosysteme man bietet? Oder will man einfach nur zeigen, was man kann?
Ein Elektroauto zu entwickeln ist nicht sonderlich schwierig. Das bewiesen beispielsweise Linzer HTL-Schüler, die einen Jaguar XJ12 aus den 1980er-Jahren elektrifizierten. Sony hatte für sein Projekt Hilfe von etablierten und erfahrenen Autozulieferern: Die Elektro-Plattform für den Vision-S kommt vom Grazer Magna-Steyr-Konzern, andere Teile unter anderem von Bosch, Continental und ZF.
Die große Herausforderung ist, ein Elektroauto in Serie, in großen Stückzahlen und vor allem profitabel zu fertigen. Wie schwierig das ist, beweist der bekannteste E-Autobauer der Welt, Tesla.
Als die US-Amerikaner ihren elektrischen Volkswagen, das günstige und massentaugliche Model 3, einführten, brach das Produktionschaos Tesla fast das Genick. Ursprünglich versprach Elon Musk 100.000 Stück für das Jahr 2017, tatsächlich verließen im vierten Quartal jenes Jahres gerade einmal 2425 Model 3 die Fabrik.
Mittlerweile hat man die Produktionsprobleme weitgehend im Griff. Im vergangenen Jahr lieferte das Unternehmen insgesamt etwa 367.000 Fahrzeuge an seine Kunden aus, allein im vierten Quartal 2019 fertigte Tesla 92.550 Model 3. Zum Vergleich: BMW stellte im ersten Halbjahr 2019 knapp über eine Million Pkw her, der VW-Konzern verkaufte 2018 mehr als zehn Millionen Fahrzeuge.
Außerdem sollte man an den E-Autos, die in der Herstellung wegen der Akkus sehr teuer sind, etwas verdienen. Dass das nicht einfach ist, musste der umtriebige Brite James Dyson erfahren. 2017 kündigte sein Unternehmen, das vor allem für Staubsauger bekannt ist, an, ein Elektroauto bauen zu wollen. Zwei Milliarden Pfund budgetierte Dyson für dieses Projekt. Im Herbst des vergangenen Jahres begrub man die Pläne: Obwohl man ein „fantastisches E-Auto“entwickelt habe, sehe man keine Chancen, dieses Fahrzeug profitabel bauen zu können, erklärte Dyson.
Bei Tesla scheint das egal zu sein. Die Quartale, die das Unternehmen seit seiner Gründung 2003 mit Gewinn abschloss, kann man an einer Hand abzählen. Dennoch ist Tesla an der Börse mehr wert als die meisten profitablen Autofirmen.
Dass die großen Hersteller wie etwa VW Milliarden in die Elektromobilität investieren, hat nicht nur mit dem Blick in die Zukunft zu tun, sondern in erster Linie mit den drohenden hohen Strafen bei Nichterreichen der strengen Abgasvorschriften. Nur mit E-Autos bringt man den CO2-Ausstoß der Flotte nach unten. Manche Autobauer kalkulieren lieber mit einem Verlust bei einzelnen E-Modellen, als Geldstrafen zu budgetieren.
Zurück zu Sony und seinem Elektroauto: Die Japaner dürften mit dem Vision-S wirklich nur zeigen wollen, über welch gute Technologie sie verfügen – so wie Apple und Google. Lang spekulierte man damit, dass die beiden IT-Unternehmen selbstfahrende Autos bauen wollen. Tatsächlich konzentrieren sich Apple und Google auf die Software. Das Bauen von Autos überlässt man denen, die das seit Jahrzehnten machen und auch können.