Die Presse

Zwischen Amtsentheb­ung und einem großen Krieg

Vereinigte Staaten. Ein Teil des Kongresses will US-Präsident Donald Trump in seinem Konflikt mit dem Iran die Flügel stutzen — allerdings mit geringer Aussicht auf Erfolg. Gleichzeit­ig sorgt der frühere Nationale Sicherheit­sberater John Bolton in der Ukr

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Den US-Abgeordnet­en und Senatoren war schon einmal langweilig­er. Auf der einen Seite ringen sie nach wie vor um die Details für ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Donald Trump. Wann und in welcher Form der Prozess gegen den Präsidente­n über die Bühne gehen soll, ist weiterhin ungeklärt. Dabei heizt eine Ankündigun­g von Ex-Sicherheit­sberater John Bolton den Streit zwischen Demokraten und Republikan­ern weiter an. Bolton ließ überrasche­nd wissen, dass er im Fall einer Vorladung als Zeuge aussagen würde.

Auf der anderen Seite beschäftig­t der Iran-Konflikt den Kongress. Die Demokraten um Nancy Pelosi, Chefin des Abgeordnet­enhauses, zeigen sich verärgert darüber, dass Trump mit dem Befehl zur Tötung des iranischen Generalmaj­ors Qasem Soleimani ohne den Segen der Parlamenta­rier einen großen Krieg riskiert. Kongress und Öffentlich­keit müssten über „Sicherheit­sfragen von derartiger Bedeutung“informiert werden, forderten Pelosi und Chuck Schumer, der ranghöchst­e Demokrat im Senat.

Nun wollen die Demokraten dem Präsidente­n in seinem Konflikt mit Iran die Flügel stutzen. Sie berufen sich unter anderem auf die sogenannte War Powers Resolution aus dem Jahr 1973. Demnach darf der Präsident kriegerisc­he Handlungen wie die Tötung Soleimanis nur mit der Zustimmung des Kongresses oder als Antwort auf eine Attacke gegen die USA setzen. Freilich, Trump argumentie­rt genau in diesem Sinn. Soleimani habe etwa den Angriff auf die amerikanis­che Botschaft in Bagdad vor dem Jahreswech­sel orchestrie­rt. Das komme einer Attacke gegen die USA gleich.

Allerdings muss der Präsident laut War Powers Resolution auch nach einem berechtigt­en Alleingang dem Kongress innerhalb von 48 Stunden alle Informatio­nen vorlegen. Nach Soleimanis Tötung mittels einer Drohne ist das zwar geschehen, jedoch schwärzte das Weiße Haus einige Details, was wiederum Pelosi und Schumer sauer aufstieß. Nun sollen Verteidigu­ngsministe­r Mark Esper und Außenminis­ter Mike Pompeo die Wogen glätten. Heute wollen sie sich zum Kapitol aufmachen, um die Parlamenta­rier hinter verschloss­enen Türen zu briefen. Tatsächlic­h könnte der Kongress Trumps umfassende Kompetenze­n nur mit großer überpartei­licher Zustimmung einschränk­en. Pelosi will diese Woche über eine Gesetzesvo­rlage abstimmen lassen, wonach der Präsident weitere militärisc­he Aktionen gegen Teheran nicht im Alleingang durchführe­n darf. Gegen einen derartigen Beschluss würde Trump sein Veto einlegen. Um dieses zu überstimme­n, wäre wiederum in beiden Kammern des Kongresses eine Zweidritte­lmehrheit nötig. Dem stehen die Republikan­er im Weg. Kurzum: Wenn Trump den Iran angreifen will, kann er das de facto auch weiterhin allein entscheide­n.

Öl ins Feuer im heftigen Streit zwischen den Parteien könnte nun John Bolton gießen. Zwar unterstütz­t der im September gefeuerte Falke Trump in der Irankrise: Bolton soll sich hinter den Kulissen seit eh und je für Soleimanis Ermordung ausgesproc­hen haben. In der Ukraine-Affäre und dem damit verbundene­n Amtsentheb­ungsverfah­ren könnte Bolton Trump jedoch ein Bein stellen. Er wisse von „vielen relevanten Treffen und Konversati­onen“, die bisher unbekannt seien, ließ Bolton bereits im November über seinen Anwalt verlauten.

Entspreche­nd setzen sich die Demokraten vehement für eine Vorladung Boltons durch den Senat ein. Sie hoffen, dass er als Kronzeuge Beweise für eine bewusste Zurückhalt­ung von Geldern an Kiew zum politische­n Vorteil Trumps liefern wird. Die Republikan­er halten sich derzeit noch bedeckt. Er werde sich die Vorgangswe­ise im Prozess gegen Trump nicht von den Demokraten diktieren lassen, sagte Senatsführ­er Mitch McConnell, dessen Partei in der zweiten Kongresska­mmer die Mehrheit hält.

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[ AFP ] Immer Ärger mit Donald: Nancy Pelosi.

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