Die Presse

S´anchez zum Regierungs­chef gewählt

Spanien. Nur weil sich die katalonisc­he Separatist­en-Partei der Stimme enthielt, hat der Sozialist Pedro S´anchez im zweiten Wahlgang eine hauchdünne Mehrheit bekommen.

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Nach langer politische­r Hängeparti­e ist der Sozialist Pedro Sanchez´ am Dienstag im zweiten Anlauf mit einer hauchdünne­n Mehrheit zum Ministerpr­äsidenten Spaniens gewählt worden. Damit wird der Weg zur ersten Koalitions­regierung in der demokratis­chen Geschichte des Landes frei.

Im Vorfeld haben viele politische Beobachter Zweifel an der Stabilität der Regierungs­koalition geäußert. Nicht wenige meinen, Sanchez´ werde wohl kaum die ganze Legislatur­periode überstehen. Schuld daran werden wahrschein­lich weder Sanchez’´ Sozialiste­n noch der linke Koalitions­partner Unidas Podemos sein, sondern Katalonien­s Separatist­en.

Konkret hängt die Regierungs­stabilität nämlich von den 13 Abgeordnet­en der separatist­ischen Linksrepub­likaner ERC ab. Nachdem Sanchez´ am Sonntag in der ersten Parlaments­abstimmung die absolute Mehrheit verpasst hatte, brauchte er am Dienstag lediglich eine einfache Mehrheit zur Wiederwahl. Doch diese war nur knapp zu erreichen: 167 der Abgeordnet­en aus der zu einer Koalition bereiten Linksparte­i Unidas Podemos sowie kleinerer Regionalpa­rteien stimmten für ihn, 165 gegen ihn. Die Separatist­en-Partei ERC aus Katalonien hatte sich der Stimme enthalten und damit die Wahl von Sanchez´ ermöglicht.

Als Gegenleist­ung erklärte sich die neue Regierungs­koalition bereit, erneut den „politische­n Dialog“mit der katalanisc­hen Regionalre­gierung aufzunehme­n, um

„den politische­n Konflikt über die Zukunft Katalonien­s zu lösen“. An der Vereinbaru­ng mit den Katalanen hatte es schon zuvor heftige Kritik gegeben – nicht nur bei der konservati­ven Opposition, sondern auch in der Bevölkerun­g. Bei einem Protest vor dem Congreso de los Diputados, in dem am

Samstag über seine Kandidatur debattiert wurde, nannten ihn Dutzende Demonstran­ten einen „Verräter“, der die Verfassung zerstöre.

Sanchez´ war im Sommer 2018 nach einem Misstrauen­svotum gegen seinen konservati­ven Vorgänger Mariano Rajoy ins Amt gekommen. Aber schon im Februar 2019 musste er eine vorgezogen­e Wahl ausrufen, weil ihm die Katalanen beim Votum über den Etat die Unterstütz­ung entzogen hatten.

Seine Sozialiste­n gewannen zwar die Neuwahl im April klar, verpassten aber die absolute Mehrheit. Ende Juli scheiterte Pedro Sanchez´ mit dem Versuch, sich im Parlament als Chef einer Minderheit­sregierung bestätigen zu lassen und rief im September eine weitere Neuwahl für November aus. (ag)

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[ AFP ] Erneut Regierungs­chef: Pedro Sanchez.´

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