„Hilft mehr, als es schadet“
Kopftuchverbot. Wie stehen Schuldirektoren in Wien zu den Plänen? Ein Rundruf von Margareten bis Favoriten.
Wie steht man an den Schulen zu dem Kopftuchverbot, das künftig für alle Schülerinnen bis 14 gelten soll? „Ich glaube, dass man den Mädchen einen großen Gefallen tut“, sagt Andrea Walach, die die Neue Mittelschule Gassergasse in Wien Margareten leitet. Ihrer Erfahrung nach seien die Mädchen teilweise unglücklich mit dem Kopftuch, sagt sie im Gespräch mit der „Presse“. „Die Eltern haben gesagt, sie sollen es jetzt tragen, aber sie mögen es nicht.“Daher finde sie das nun paktierte Verbot sehr gut.
Wenn Jugendliche ab dem Alter von 14 Jahren religionsmündig seien, sollten auch religiöse Symbole erst ab diesem Alter getragen werden können, sagt die Direktorin. „Wenn sie sich dann mit der Religion identifizieren, können sie dieses Symbol auch tragen.“Umsetzungsschwierigkeiten erwartet sie keine: „Wir haben relativ guten Kontakt zu den Eltern, vielleicht muss man auch jemanden aus der Community einbinden.“
Auch Erika Tiefenbacher, Direktorin der Neuen Mittelschule Schopenhauerstraße in Währing, wehrt sich nicht gegen die Pläne der türkis-grünen Regierung. Rund ein Drittel ihrer Schülerinnen trägt ein Kopftuch, in jeder ihrer Klassen sitzen drei bis fünf Mädchen mit Kopftuch. „Für uns hat es damit nie ein Problem gegeben, es stört unseren Alltag nicht“, sagt sie. Die meisten Mädchen würden das Tuch aus Selbstverständlichkeit tragen, nicht aufgrund von Zwang.
Gleichzeitig seien Mädchen in diesem Alter noch Kinder, würden erst zu Jugendlichen heranreifen und sich ihre eigene Meinung bilden, sagt die Direktorin. „Mit 14 Jahren ist es eher gewährleistet, dass sie ein Kopftuch freiwillig tragen. Dann können sie auch klar sagen: Ja oder Nein.“
Etwas weniger Schülerinnen mit Kopftuch – rund zehn bis 15 – gibt es an der Neuen Mittelschule in der Koppstraße in Wien Ottakring, vor allem in den beiden Deutschförderklassen sitzen sie. „Meine Einschätzung ist, dass das Verbot den Mädchen mehr hilft, als es ihnen schadet, weil sie dadurch in der Klasse ganz anders gesehen werden und sich leichter tun, in der Anerkennung und in ihrer Rolle hier“, sagt Schuldirektor Wilhelm Wunderer im Gespräch mit der „Presse“. „Und so gesehen haben wir hier nichts dagegen, dass es dieses Verbot geben wird.“
Petra Schwarz, Leiterin der Neuen Mittelschule Quellenstraße in Wien Favoriten, ist hier etwas kritischer. „Das ist ein zweischneidiges Schwert“, sagt sie. „Einerseits ist da die Idee dahinter, dass man den Zwang abschaffen will – ich kenne aber viele Frauen und Mädchen, die nicht gezwungen werden, die das als Symbol tragen. Man müsste das differenzieren.“Sie halte daher wenig von generellen Verboten.
In Relation zum Anteil an muslimischen Schülern würden an ihrer Mittelschule nicht so viele Mädchen ein Kopftuch tragen, sagt die Direktorin. Wie die Umsetzung des Verbotes dann erfolgen solle, werde man jedenfalls sehen. „Schauen wir mal, wie wir das konkret handhaben müssen.“