Kampf um Führungsposten in der Notenbank
OeNB. Die heimische Nationalbank rutscht im neuen Jahr in den nächsten Konflikt einer Postenbesetzung. Diesmal ist es ein Match zwischen dem Betriebsrat samt SPÖ-Netzwerk und dem neuen türkisen Machtanspruch.
Schwungvoll startet die Notenbank in die neue Dekade. Eine Woche ist das neue Jahr alt, und schon macht die heimische Nationalbank (OeNB) dort weiter, wo sie Ende des vergangenen aufgehört hat: mit Konflikten rund um interne Postenbesetzungen.
Neu sind indes die Fronten, an denen die aktuelle Auseinandersetzung verläuft: Die FPÖ ist diesmal außen vor – es ist ein Match zwischen dem über die Jahrzehnte eingespielten SPÖ-Netzwerk in der Notenbank und dem neuen türkisen Machtanspruch.
Konkret geht es um die Nachbesetzung der Leitung der Abteilung für Controlling und Forschungsförderung, die in der Hauptabteilung Rechnungswesen und betriebswirtschaftliche Steuerung und damit im Verantwortungsbereich des ÖVP-nahen Direktors, Thomas Steiner, angesiedelt ist. Die Position ist bereits seit einiger Zeit vakant, gestern fand das Hearing mit den Bewerbern statt, heute wird über die Personalie im Direktorium abgestimmt.
Das Prozedere der Nachbesetzung ist schnell erklärt: Der zuständige Direktor Steiner bewertet die vier internen Kandidaten zusammen mit dem zuständigen Hauptabteilungsleiter, Rudolf Butta, der Personalchefin, Susanna Konrad-El Ghazi, und dem Büroleiter des Gouverneurs, Markus Arpa. Anschließend trifft Steiner eine Entscheidung und empfiehlt dem Direktorium, seinem Vorschlag zu folgen. Findet sich dort eine Mehrheit, wird die neue Führungskraft offiziell bestellt. Jedoch folgt die gelebte Praxis in der altehrwürdigen Notenbank nicht immer den formalen Abläufen.
So ist es in der OeNB üblich, dass der Betriebsrat bei Postenbesetzungen mitsprechen darf – eine Personalentscheidung gegen seinen Willen ist für gewöhnlich keine Option. Das dürfte aber diesmal anders sein. In die Notenbank ist ja zuletzt bekanntlich etwas Bewegung gekommen.
So haben die Entscheidungsträger einen Favoriten: Den langjährigen Gruppenleiter aus der hausinternen Bankenaufsicht. Sein vermeintliches Problem: Er steht der ÖVP nahe und ist ein Mann.
Denn der Betriebsrat fordert, dass eine Frau zum Zug kommen soll – also eine der drei anderen Bewerberinnen. Darunter ist die stellvertretende Leiterin der betreffenden Abteilung, die bisher provisorisch die Führungsaufgaben wahrgenommen hatte. Ihr vermeintliches Problem: Sie soll der SPÖ näher stehen als der ÖVP.
„Ich stehe dafür, dass in der Nationalbank mehr Frauen in Führungspositionen kommen“, sagt OeNB-Betriebsratschefin, Birgit Sauerzopf, im Gespräch mit der „Presse“. Von allen Abteilungsleitern wären nur 25 Prozent Frauen, sagt Sauerzopf und verweist auf das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz, das unter anderem besagt, dass Frauen bei gleicher Qualifikation bevorzugt werden müssen. „Ich bin dafür, dass parteipolitisches Kalkül bei dieser Entscheidung keine Rolle spielen sollte“, setzt die Betriebsratschefin nach.
Es soll jedoch kein Zufall sein, dass sich drei Gegenkandidatinnen für diese Stellenausschreibung gefunden haben, heißt es aus Notenbank-Kreisen. Der im Hearing am besten bewertete türkise Wunschkandidat soll verhindert werden.