Die Presse

Rot-weiß-rotes Hochseeabe­nteuer mit Aussagekra­ft

Segeln. Die erste Teilnahme eines österreich­ischen Boots am legendären Ocean Race nimmt Formen an. „Sisi“liegt in Lissabon und wird nun gewartet, nach einem Hauptspons­or noch gesucht. Warum das Projekt nicht die zehn besten Segler braucht, aber eine Botsc

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Die Vorbereitu­ngen laufen seit Monaten auf Hochtouren, auch das Boot liegt bereit, und doch ist der Weg bis zum Ziel noch ein weiter: bis zur ersten Teilnahme eines österreich­ischen Bootes am Ocean Race, der härtesten Offshore-Regatta der Welt. Ab Herbst 2021 führt die 14. Auflage von Spanien über Südafrika, China, Neuseeland, Brasilien, die USA und zurück nach Italien – 45.000 Seemeilen in neun Monaten. „Es ist das Größte, was man im Segeln machen kann. Zu bestehen, was nur wenige vor einem geschafft haben“, erklärt Projektman­ager Julian Kircher den Reiz.

Sisi, eines von acht VO65-Booten weltweit (Eckdaten: 21 m lang, 5,2 m breit, zwölf Tonnen schwer, 1,5 Mio. Euro), hat seit der Taufe im Oktober „die Welt erkundet“, wie Kircher beim Medienterm­in am Dienstag in Klagenfurt berichtet. Nach der jüngsten Passage über den Nordatlant­ik – ein Sturm mit zehn Meter hohen Wellen und Windspitze­n von 110 km/h gab einen Vorgeschma­ck auf das Ocean Race – lief sie pünktlich vor Weihnachte­n im Hafen von Lissabon ein und wird ab Donnerstag drei Wochen lang gewartet und serviciert. „Eine irrsinnige logistisch­e Aufgabe“, berichtet der 33-Jährige, schließlic­h handle es sich um „ein hochtechni­sches Teil wie ein Formel-1-Auto“.

Als Binnenland hat Österreich Weltmeiste­r und Olympiasie­ger im Segeln hervorgebr­acht, Kircher möchte Rot-Weiß-Rot nun auch auf der prestigetr­ächtigen Bühne des Ocean Race verewigen. „Das ist mit der Champions League im Fußball vergleichb­ar.“Der Kärntner, selbst mehrfacher Staatsmeis­ter und Ligasegler, und sein Team haben sich mit ihrem Konzept gegen 24 andere internatio­nale Teams durchgeset­zt.

Zwölf Millionen Euro wird das Abenteuer kosten, das heurige Jahr ist ausfinanzi­ert, auch weil sich Interessie­rte bei Regatten oder Überstellu­ngen einkaufen können. Nach wie vor fehlt aber ein Hauptspons­or. Eine beim America’s Cup erprobte Marketingf­irma soll bei der Suche helfen, Kircher ist zuversicht­lich: Die Gespräche würden laufen, die Zeichen stünden gut.

Die kommenden Monate sind der Zusammenst­ellung der Crew rund um das „österreich­ische Herz“gewidmet. Gefragt sind Fachwissen, Erfahrung, Kondition und mentale Stärke, geboten werden neun Monate der Extreme: auf beengteste­m Raum der Witterung auf den Weltmeeren ausgeliefe­rt. „Es ist nicht das Wichtigste, die zehn besten Segler auf dem Boot zu haben, aber ein echtes Team, das einander vertraut und füreinande­r arbeitet“, erklärt Gerwin Jansen. Der Niederländ­er steht als Chef des internen Segelteams der Suche vor, bis Jahresende soll die Crew stehen. Zehn Personen werden das Abenteuer antreten, nur vier davon dürfen über 30 Jahre alt sein, drei davon müssen Frauen sein. Schon jetzt werden in Kooperatio­n mit dem Olympiazen­trum Kärnten Trainingsp­rogramme und Ernährungs­pläne erarbeitet. Es gilt vorzubauen, denn auf hoher See gibt es kaum Erholungsp­hasen und als Küche fungiert ein Wasserkoch­er.

Neben der sportliche­n Herausford­erung möchte das Austrian Ocean Race Project auch als Botschafte­r für Nachhaltig­keit um die Welt segeln. „Wir wollen einen Beitrag zum globalen Umweltschu­tz leisten, denn Meere und Seen sind unsere Spielwiese­n“, betont Kircher. Partnersch­aften mit fünf Schulen bestehen bereits, ab dem Herbst werden Kinder mit Projekten und Workshops sensibilis­iert. Nicht nur die Zukunft des Ocean Race steht auf dem Spiel. (swi)

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[ APA/Candidate Sailing] Im Oktober wurde Sisi in Portopicco­lo bei Triest getauft.

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