Gold glüht, wenn die Welt brennt
Der Goldpreis ist im Zuge des Konflikts zwischen den USA und dem Iran auf ein neues Rekordhoch in Euro geklettert. Doch ist das nicht der einzige Grund für den starken Anstieg.
Es ist so sicher wie das Amen im Gebet: Sobald es irgendwo auf der Welt zu einer handfesten Krise kommt, suchen Investoren rund um den Globus einen Zufluchtsort. Der vermeintlich sicherste von allen, nämlich Gold, kann dabei stets profitieren. So wie diesmal.
Iranische Raketenangriffe auf US-Stützpunkte im Irak, die als Reaktion auf die Tötung des iranischen Top-Generals Qasem Soleimani folgten, schüren die Angst vor einem Krieg im Nahen Osten. Infolgedessen kletterte der Goldpreis am Mittwoch in der Spitze um 2,4 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Hoch von rund 1611 Dollar. Seit März 2013 war der Preis nicht mehr über die Marke von 1600 Dollar hinausgekommen. Viel spektakulärer nimmt sich allerdings das Goldpreisniveau in Euro aus. Das Edelmetall kletterte zwischenzeitlich auf ein neues Rekordhoch von 1443,07 Euro. „Da wohl auch die Sorgen gewachsen sind, dass die Lage in der Region weiter eskaliert, dürfte Gold gut nachgefragt bleiben und der Preis trotz seines schon hohen Niveaus zumindest kurzfristig weiter steigen“, glaubt Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann.
Dass der Goldpreis zulegt, ist allerdings kein so neues Phänomen. Schon im vergangenen Jahr konnten sich Goldanleger, sowohl auf Dollar- als auch auf Eurobasis, über ein ordentliches Plus freuen. In Dollar machte es zwischen Jänner und Ende Dezember immerhin 18 Prozent aus, in Euro war es mit 21 Prozent sogar noch ein bisschen größer. Auch in den wenigen Handelstagen dieses Jahres gab es bereits merkbare Anstiege.
Hinzu kommt, dass Gold auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt wird. Eine schwächere USWährung, so wie man sie in den vergangenen Monaten gesehen hat, macht das Edelmetall außerhalb des Dollarraums günstiger, was sich positiv auf die Nachfrage auswirkt.
Die Rolle der Notenbanken
Haupttreiber des Kursanstiegs war neben den Krisen des vergangenen Jahres (Handelskonflikt, Brexit und Co.) jedoch die Geldpolitik der Notenbanken. Aufgrund schwächerer Konjunkturaussichten senkte die US-Notenbank die Zinsen, und auch die Zentralbank in Frankfurt hat dem Euroraum weiterhin eine Politik des billigen Geldes verordnet. Das schürt potenziell die Angst vor einer Inflation (wiewohl diese in Europa so nicht sichtbar ist). Falls das Geld eines Tages aber tatsächlich nichts mehr wert ist, bleibt Gold als Vermögensschutz übrig. Und: Weil die Zinsen ohnehin im Keller sind, ist Gold (das keine Zinsen abwirft) zumindest keine schlechtere Alternative. Experten empfehlen, einen Teil des Geldes in Gold zu veranlagen.
Um das Edelmetall zu kaufen, muss man heutzutage nicht einmal mehr den Gang zum Juwelier antreten, selbst der Weg in die Bank bleibt Anlegern erspart. Investoren können das Edelmetall bequem von zu Hause aus kaufen, über den Broker ihres Vertrauens und dort handelbare Indexfonds, kurz ETFs. 2019 stieg die von goldgedeckten Indexfonds verwaltete Menge an Gold auf ein neues Allzeithoch.
Auch die Notenbanken, besonders jene aus den Schwellenländern, griffen beherzt bei Gold zu. Zwar hat Chinas Zentralbank im Dezember den bereits vierten Monat in Folge die Füße still gehalten. Doch gibt es bei den Goldreserven der Zentralbanken durchaus Spielraum nach oben. Im dritten Quartal 2019 kaufte die Türkei beispielsweise 71 Tonnen Gold zu, Russland häufte 35 Tonnen an. Beide Staaten zählten schon 2018 zu den aktivsten Käufern auf dem Markt.