Die Presse

Trennung von ihren Generälen

Wechsel. Harald Vilimsky und Christian Hafenecker müssen für einen Neustart weichen.

- VON IRIS BONAVIDA

Harald Vilimsky und Christian Hafenecker müssen für einen Neustart weichen.

Herbert Kickl kennt das Geschäft, bis vor zwei Jahren war er immerhin auch Generalsek­retär der Freiheitli­chen. Der jetzige Klubobmann im Parlament weiß also auch, welche Aufregung bald herrschen wird, wenn es einen Wechsel in dieser Funktion geben wird. Während im innenpolit­ischen Universum alles um den Ballhauspl­atz und die neue Regierung rotiert, befindet sich die FPÖ scheinbar Lichtjahre davon entfernt. Im Hotel & Asia Spa Leoben trifft die Partei zu einer Klausur zusammen, um über ihre Zukunft zu sprechen. Und um ihre Generalsek­retäre auszutausc­hen: Harald Vilimsky und Christian Hafenecker gaben ihren Rücktritt bekannt, nun soll Michael Schnedlitz die Funktion übernehmen.

Bevor die Personalen­tscheidung der FPÖ bekannt wurde, wollte Kickl also noch seine Erwartunge­n für Türkis-Grün loswerden: Sie sind gering. Die grüne Regierungs­mannschaft sei noch „davon benommen“, dass sie Sebastian Kurz über den Tisch gezogen habe. Und die ÖVP sei nicht mehr türkis, sondern „kohlrabens­chwarz wie schon lang nicht mehr“.

Klausur gegen Altlasten

Doch Kritik von den Freiheitli­chen hat nicht mehr die Schlagkraf­t, die sie vor wenigen Jahren noch hatte. Die Partei hat auch nicht mehr die Kraft, die sie zu Regierungs­zeiten hatte. Noch immer muss sie mit ihren Altlasten kämpfen: den Korruption­sfantasien im Ibiza-Video, der Spesen-Affäre, dem mutmaßlich­en Postenscha­cher bei den Casinos Austria. Und nun könnte auch noch Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache bei der Wien-Wahl gegen die FPÖ antreten.

Um sich dafür zu wappnen, traf sich die FPÖ also zur Klausur und segnete den Wechsel der Generalsek­retäre ab: „Ich sehe die Notwendigk­eit, möglichst neue Gesichter zu präsentier­en. Auch um sich vom Bild der Vergangenh­eit zu lösen“, sagte Harald Vilimsky zur „Kronen Zeitung“. Sein EUMandat wird er behalten, außerdem soll er sich als Manager im Wien-Wahlkampf 2020 einbringen.

Auch Hafenecker erklärte am Mittwoch seinen Rückzug, allerdings auf Facebook: Er habe die Parteizent­rale in Krisenzeit­en geleitet: „Nun geht es darum, die Freiheitli­che Partei für die Zukunft auszuricht­en, auch personell. Dazu möchte nun auch ich meinen Beitrag leisten und stelle mein Amt als Generalsek­retär daher auch mit sofortiger Wirkung zur Verfügung.“Auch Hafenecker wird nicht sämtliche Funktionen zurücklege­n, er bleibt Nationalra­tsabgeordn­eter.

Abschied nach 14 Jahren

Dass Vilimsky tatsächlic­h, wie er selbst kommunizie­rte, schon länger mit einem Rücktritt liebäugelt­e, wird auch in der Partei bestätigt. Auch von jenen, die die Parteimana­ger bisher kritisch beäugt hatten. Nach der EU-Wahl Ende Mai wollte Vilimsky seine Funktion abgeben. Nun, nach der Nationalra­tswahl, ist es so weit. Allerdings ist sein Rücktritt auch von der Parteispit­ze gewünscht, wenn nicht eingeforde­rt: Vilimsky war 14 Jahre lang Generalsek­retär. In dieser Funktion segnete er auch viele Entscheidu­ngen ab, die Heinz-Christian Strache gefällt hatte. Der Wunsch nach einer üppigen Gehaltserh­öhung für Philippa Strache, zum Beispiel. Auch über das üppige Spesenkont­o Straches war Vilimsky wohl informiert.

Dass Vilimsky geht, wird also auch als ein weiterer Bruch mit der Ära Strache gesehen. Seine Machtstell­ung innerhalb der Partei habe ohnehin auch unter seinem langjährig­en Co-Generalsek­retär gelitten, heißt es: Herbert Kickl. Als Parteimana­ger habe hauptsächl­ich er die Fäden in der FPÖ gezogen. Hafenecker wurde hingegen erst im Mai 2018 zum (zweiten) Generalsek­retär ernannt. Ihm wird zu wenig Rückhalt in der Partei, zu wenig Durchsetzu­ngsvermöge­n nachgesagt.

Mit Schnedlitz soll nun nur eine Person die Aufgaben der beiden ehemaligen Generalsek­retäre übernehmen. Wobei Kickl ja auch noch immer da ist und auch als Klubchef die Fäden zieht.

Ich sehe die Notwendigk­eit, möglichst neue Gesichter zu präsentier­en.

Harald Vilimsky, Ex-Generalsek­retär

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[ APA ] Harald Vilimsky bleibt als EU-Abgeordnet­er, tritt aber als Generalsek­retär zurück.

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