Aufstockung von Ärzteposten ohne Rücksprache verkündet?
Der KAV hat die Maßnahme gegen den Personalmangel nicht budgetiert. Dort fehlen nun jährlich 30 Millionen Euro. Der KAV muss plötzlich 30 Millionen Euro jährlich zusätzlich einsparen.
Manche Vorgänge im Wiener Spitalskonzern KAV sind seltsam. Damit ist nicht nur gemeint, dass der KAV die Kinderstation im Krankenhaus Nord (Klinik Floridsdorf ) ausgerechnet dann schließt, wenn die Grippewelle anrollt und die Kinder gerade aus dem Urlaub zurück nach Wien kommen.
Seltsam ist auch eine KAV-Presseaussendung vom 23. Dezember. Während der Fokus der Öffentlichkeit auf Weihnachten gerichtet war, erklärte KAV-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer – förmlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit – lapidar in einer Aussendung: „Ab 2020 mehr als 250 zusätzliche Ärztinnen und Ärzte im KAV.“
Normalerweise wird eine derart diskrete Vorgangsweise nur gewählt, wenn es unangenehme Neuigkeiten sind. So hatte beispielsweise die damalige Gesundheitsstadträtin, Sandra Frauenberger, am 20. Dezember 2017 erklärt, dass sich der Bau des Spitals Nord weiter verzögert und noch teurer wird – offenbar in der Hoffnung, dass diese unangenehme Nachricht in der Weihnachtszeit untergeht.
Dieselbe Vorgehensweise wählte Kölldorfer – allerdings um eine der seltenen positiven Nachrichten aus dem KAV zu vermelden. Es gab seltsamerweise auch keine große Inszenierung, mit der sich Stadtrat und Bürgermeister dafür feiern ließen, weil sie den KAV-Personalstand innerhalb eines Jahres um rund zehn Prozent aufstocken wollen. Was ist da passiert?
Im Rathaus ist zu hören, dass Kölldorfers Ankündigung „mit Verwunderung“aufgenommen wurde. SPÖ-Kreise berichten, dass Bürgermeister Michael Ludwig nicht informiert worden war – und entsprechend über die KAV-Führung verärgert sein soll. Offiziell wird das dort nicht kommentiert, der KAV spricht sogar von einer Rücksprache mit Ludwig. In KAV-Kreisen dagegen wird erklärt: Kölldorfers Ankündigung der massiven Personalaufstockung sei ein Alleingang gewesen – noch bevor alles paktiert war. Vor allem die Finanzierung. Denn weder im KAV-Budget noch in jenem der Stadt für 2020 sind diese Mehrausgaben (jährlich rund 30 Millionen Euro) berücksichtigt; womit dort ein veritables Finanzloch klafft.
Nach „Presse“-Informationen gab es daraufhin Forderungen, der KAV solle die Personalaufstockung doch selbst zahlen, wenn er sie schon ohne Rücksprache ankündige. Doch dieser erklärt der „Presse“: Angesichts der Größenordnung des Budgets der Stadt Wien bzw. des KAV-Budgets wird sich der Bedarf durch entsprechende Umschichtungen finden lassen. Dazu ein hochrangiger KAV-Manager: „Der KAV wird sich die 30 Millionen Euro jährlich aber nicht leisten können – der ist bereits jetzt finanziell völlig an der Wand.“