„Danish Dynamite“jagt den Grand Slam
Handball. Amtierende Olympiasieger und Weltmeister sind die Dänen schon, nun soll Mikkel Hansen sein Land auch bei der EM zum Titel werfen.
Lange Haare, Zottelbart und rotes Stirnband – Mikkel Hansen sticht nicht nur optisch auf dem Spielfeld hervor. Kaum ein Rückraumspieler ist torgefährlicher und schwerer zu stoppen als der 32-jährige Handball-Superstar aus Dänemark. Das 5,8-Millionen-Einwohner-Land ist seit jeher eine Handballmacht, Hansen führte die Dänen zuletzt zum EM-Titel 2012, zu Olympiagold 2016 und zum Heimtriumph bei der WM im Vorjahr (Hansen war bester Spieler und Torschützenkönig).
Amtierender Olympiasieger und Weltmeister ist man also schon, bei der heute startenden EM in Österreich, Schweden und Norwegen peilen Hansen und seine Landsleute nun den Grand Slam des Handballs an. Nur Frankreich hat diese Kunststück bisher vollbracht, die goldene Generation um Nikola Karabatic hielt 2010 und 2015 als bisher einzige Mannschaft die drei größten Titel im Welthandball. „Wir sind in Reichweite“, sagte Dänemarks Teamchef Nikolaj Jacobsen, bis Sommer 2019 auch Erfolgscoach der RheinNeckar Löwen in der deutschen Bundesliga, vor dem Auftakt am Samstag gegen Island (18.15 Uhr).
Auch die weiteren Vorrundenpartien gegen Ungarn und Russland bestreiten die Dänen in Malmö, ihre Hauptrundenpartien würden sie ebenfalls gleich am schwedischen Ende der Öresundbrücke absolvieren. In der Malmö Arena (12.000 Zuschauer) wartet auf Hansen und Co. ein Heimspiel.
Schon 2011 peitschten die Fans in Malmö die Dänen zu WM-Silber (Torschützenkönig auch damals: Mikkel Hansen). „Das war wie zu Hause und ein großes Erlebnis“, erinnert sich Kapitän und Tormann Niklas Landin. Der Keeper vom THW Kiel ist einer der Besten zwischen den Pfosten und tritt gerne auch als Torschütze in Erscheinung – in seinen über 200 Länderspielen gelangen Landin immerhin neun Tore.
Will man eine Schwachstelle im dänischen Kader ausmachen, dann am ehesten die Tatsache, dass viele Leistungsträger nicht mehr die Jüngsten sind. Bei der WM 2019 hatten die Dänen diesen Umstand aber verkraftet, alle zehn Spiele wurden gewonnen.
Auf Hansen wird viel ankommen. Der 1,96-Meter-Hüne von Paris Saint-Germain und dreifache Welthandballer (2011, 2015, 2018) ist bei großen Turnieren stets entsprechend in Form. Regelmäßig taucht er im All-Star-Team auf (Olympia 2016, WM 2011, EM 2012, 2014, 2018), wird Torschützenkönig (WM 2011, 2019) oder überhaupt zum wertvollsten Spieler (WM 2013, 2019) gewählt.
Wer aber kann „Danish Dynamite“stoppen? Verhindern wollen den Grand Slam vor allem die beiden Co-Gastgeber Norwegen (mit Superstar Sander Sagosen) und Schweden. Aber auch die Franzosen, bei denen alle Augen auf Superstar Nikola Karabatic, 35, gerichtet sein werden. Der EM-Rekordspieler ist motivierter denn je, die WM im Vorjahr verpasste Karabatic großteils verletzt. (joe)