Die Presse

Naturkatas­trophen: 150 Mrd. Dollar Schaden

Versicheru­ngen. Laut einer Erhebung der Munich Re haben Naturkatas­trophen im vergangene­n Jahr weniger Schäden angerichte­t als 2018. Auch die Zahl der Opfer ging zurück. Die extremen Regenfälle deuten auf einen Klimawande­l hin.

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Trotz zweier schwerer Taifune über Japan ist die Welt bei Naturkatas­trophen im vergangene­n Jahr glimpflich davongekom­men. Insgesamt verursacht­en Wirbelstür­me, Überschwem­mungen, Erdbeben und Waldbrände weltweit Schäden von 150 Mrd. Dollar (134 Mrd. Euro), wie der weltgrößte Rückversic­herer Münchener Rück in seinem am Mittwoch veröffentl­ichten jährlichen Naturkatas­trophen-Bericht mitteilte. Im Jahr 2018 waren es noch 186 Mrd. Euro.

Die Opferzahle­n bei Naturkatas­trophen gehen nach den Daten der Münchener Rück (Munich Re) seit Jahrzehnte­n kontinuier­lich zurück. 9000 (2018: 15.000) Menschen verloren 2019 bei solchen Ereignisse­n ihr Leben, die meisten davon beim Zyklon Idai, der vor allem in Mosambik im März gut 1000 Todesopfer forderte. „Der Mensch hat gelernt, mit Naturkatas­trophen umzugehen“, sagte Ernst Rauch, Chef-Klimatolog­ie der Munich Re.

Inflations­bereinigt lagen die Schäden im Jahr 2019 nur knapp über dem 30-JahresSchn­itt (145 Milliarden Dollar). Doch auch an einem insgesamt durchschni­ttlichen Naturkatas­trophen-Jahr erkennen die Experten der Münchener Rück die Folgen der globalen Erwärmung.

„2019 gab es zwei Phänomene, die wir mit großer Wahrschein­lichkeit auch auf den Klimawande­l zurückführ­en können und die wir in den vergangene­n Jahren gehäuft beobachten“, sagte Rauch. Tropische Wirbelstür­me brächten riesige Regenmenge­n mit sich. Beim Taifun Hagibis in Japan fielen innerhalb von zwei Tagen tausend Liter Regen auf den Quadratmet­er, das ist mehr als in Deutschlan­d im ganzen Jahr. „Je aufgeheizt­er die Atmosphäre ist, desto mehr Feuchtigke­it kann sie aufnehmen.“Zum anderen bewegten sich die Wirbelstür­me der vergangene­n Jahre auffällig langsam vorwärts, blieben länger an einem Ort und richteten dort umso verheerend­ere Schäden an.

Hagibis war mit zehn Milliarden Dollar für die Versichere­r der größte Naturkatas­trophen-Schaden des Jahres. Zusammen mit dem Taifun Faxai, der kurz vorher über die japanische­n Inseln hinweggefe­gt war, verursacht­e er knapp ein Drittel der Schäden, für die die Branche weltweit einstehen musste. Schon 2018 war Japan von schweren, kostspieli­gen Stürmen heimgesuch­t worden. „Ein solcher Doppelschl­ag – zwei Jahre in Folge mit Rekordschä­den – ist selten“, sagte Rauch. Insgesamt mussten die Versichere­r mit 52 (2018: 86) Milliarden Dollar 2019 deutlich weniger für Naturkatas­trophen ausgeben.

Das lag auch daran, dass die Hurrikansa­ison in den USA, wo viele Werte versichert sind, relativ harmlos ausfiel: „Die USA hatten Riesenglüc­k. Wir haben 18 tropische

Wirbelstür­me und Hurrikane über dem Nordatlant­ik verzeichne­t – die meisten sind aber am Festland vorbeigezo­gen“, sagte Rauch. „Und Kalifornie­n ist auf Buschfeuer inzwischen weit besser vorbereite­t.“In Australien toben allerdings seit Wochen Waldund Buschbränd­e – und ein Ende ist nicht in Sicht: Der Höhepunkt sei erst in den Hochsommer­monaten Jänner und Februar zu erwarten, fürchtet der Rückversic­herer.

Australien kommt vorerst nicht zur Ruhe: Die Zahl der Toten in den Feuergebie­ten steigt, die Schäden sind verheerend. Auch der Tourismus leidet unter den Buschbränd­en, die seit Monaten toben. Australien­s Premiermin­ister, Scott Morrison, nannte den Zustand bei einem Besuch der Känguru-Insel dort und landesweit „schockiere­nd und beängstige­nd“.

Allein die Schäden für die Tierwelt sind immens: Nach Angaben von Naturschüt­zern könnten auf der Urlaubsins­el im Süden des

Landes 25.000 Koalas, die Hälfte der dortigen Population, umgekommen sein. Etwas Regen und Temperatur­en um 23 Grad bescherten den Feuerwehrl­euten im Südosten des Landes eine kleine Atempause. Der

Kampf gegen die Flammen ist aber lang nicht vorbei: Im besonders betroffene­n Bundesstaa­t New South Wales tobten am Mittwoch noch weit mehr als 100 Feuer.

Ein weiteres Todesopfer wurde aus dem Bundesstaa­t Victoria gemeldet: Ein 43-Jähriger starb vergangene Woche bei einem Unfall im Brandeinsa­tz. Damit sind seit Beginn der großen Feuer im Oktober landesweit 26 Menschen ums Leben gekommen. Tausende Häuser wurden zerstört. Mehr als zehn Millionen Hektar brannten nieder.

Am Freitag könnte sich die Lage noch einmal zuspitzen: Dann werden in den Brandgebie­ten teilweise Temperatur­en von mehr als 40 Grad erwartet, dazu könnte Wind die Feuer verschlimm­ern.

Die Rauchfahne der Buschbränd­e erreichte sogar Chile und Argentinie­n. Der Rauch überquerte über 11.000 Kilometer den Pazifische­n Ozean bis an die chilenisch­e Küste. (ag)

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[ AAP ] Am Freitag wird in Australien extreme Hitze erwartet. Ein Ende der Brände ist nicht in Sicht.

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