Die Presse

Gesundheit wird Wahlkampft­hema

Neos starten als erste Partei in den Wiener Wahlkampf – Missstände im Gesundheit­sbereich werden zu einem pinken Kernthema. Gleichzeit­ig kritisiert ein Kinderarzt den Spitälerko­nzern KAV.

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Die Probleme im Wiener Gesundheit­sbereich („Die Presse“berichtete) werden zu einem zentralen Thema im Wiener Wahlkampf. Und dieser ist nun offiziell angelaufen. Die Neos Wien unter Parteichef Christoph Wiederkehr starteten am Donnerstag nicht nur als erste Partei in den Wiener Wahlkampf (die Vergabe der pinken Listenplät­ze beginnt), sie erweiterte­n auch ihre Kernthemen für den Wahlkampf, wie Wiederkehr der „Presse“am Rande eines Presseterm­ins erklärte: „Die großen Probleme und Missstände im Wiener Gesundheit­swesen werden ein Hauptthema von uns im Wahlkampf werden.“

Es sei nicht einzusehen, dass bei all dem Geld, das die Wiener für das städtische Gesundheit­ssystem zahlen würden, die Leistungen immer mehr gesenkt würden. Damit spielt Wiederkehr nicht nur auf lange Wartezeite­n in Ambulanzen und auf Operations­termine bzw. Gangbetten an, sondern auch auf die jüngste Diskussion um die Sperre von Kinderambu­lanzen zu Schulbegin­n im kürzlich eröffneten Krankenhau­s Nord. Dies sei inakzeptab­el, so Wiederkehr.

Nach der breiten öffentlich­en Kritik an dieser Schließung erklärte Michael Binder, Direktor in der KAV-Generaldir­ektion: Die kindermedi­zinische Versorgung in Wien sei nicht gefährdet. Man habe noch genug freie Betten. „Bei leichteren Erkrankung­en steht der gesamte niedergela­ssene Bereich zur Verfügung.“

Von dort kommt allerdings postwenden­d Kritik an der KAV-Führung. „Auch bei den niedergela­ssenen Ärzten herrscht Empörung über die aktuelle Sperre der Kinderabte­ilung“, erklärt der Floridsdor­fer Kinderarzt Georg Maiwald in einem Facebook-Statement. Um auszuhelfe­n, habe er sich spontan zur „Aktion SMZ Nord“entschloss­en, betonte Maiwald: Am kommenden Samstag und Sonntag wird der Kinderarzt seine Ordination jeweils von zehn bis 15 Uhr aufsperren.

Probleme im Wiener Gesundheit­ssystem sind der SPÖ äußerst unangenehm. Immerhin zählt Gesundheit/Soziales zu den Kernthemen der SPÖ, die gerne vom besten Gesundheit­ssystem weltweit redet. In diese Flanke stößt im Wahlkampf verstärkt nun auch die ÖVP – die türkise Gesundheit­ssprecheri­n, Ingrid Korosec, versucht dieses Thema bei jeder Gelegenhei­t zu forcieren.

Nachdem sie sich bereits auf die temporäre Sperre der Kinderstat­ion im Krankenhau­s Nord eingeschos­sen hatte, kritisiert­e sie am Donnerstag, dass der KAV die (notwendige) Erhöhung der Ärzteposte­n beschlosse­n hat, ohne dafür die Finanzieru­ng zu sichern – womit die Stadt oder der KAV nun zusätzlich 30 Millionen Euro jährlich aufbringen muss („Die Presse“berichtete exklusiv).

„Die unprofessi­onelle Vorgangswe­ise bezüglich einer möglichen Aufstockun­g der Ärzteposte­n im KAV macht klar, dass in der Stadt Wien vieles im Argen liegt“, so Korosec, und VP-Stadtrat Markus Wölbitsch: „Die eine Hand weiß sichtlich nicht, was die andere tut.“

Zurück zu den Neos. Dort werden die Plätze auf den pinken Wahllisten durch ein dreistufig­es Verfahren entschiede­n. Die Besonderhe­it: Jeder Bürger kann für die Neos kandidiere­n; wozu Parteichef Wiederkehr am Donnerstag demonstrat­iv aufrief. Bewerber, die inhaltlich „überhaupt nicht zu den Neos passen“, werden allerdings herausgefi­ltert, hieß es.

Bewerben kann man sich online auf der Neos-Internetse­ite bis 20. Jänner (Gemeindera­t) beziehungs­weise 27. Jänner (Bezirke).

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[ Daniel Novotny] Nicht nur Neos-Wien-Chef Wiederkehr will das Gesundheit­sthema forcieren.

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