Die Presse

Bank wechselt 500-Euro-Schein nicht

Dienstleis­tung. Die Digitalisi­erung verdrängt bei heimischen Banken zunehmend die persönlich­e Beratung. In Einzelfäll­en wird sogar das Geldwechse­ln zum Problem.

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Der 500-Euro-Schein wird seit Frühling 2019 nicht mehr produziert, im Umlauf ist er aber noch – und landete als Geldgesche­nk unter so manchem Christbaum. Doch wer wechselt heute noch einen 500-Euro-Schein? Sogar in einer Bankfilial­e blitzte eine Wienerin ab, und meldete sich daraufhin bei der „Presse“. Als die Frau ihren 500er am Donnerstag in der Oberbank-Filiale am Schottenri­ng wechseln lassen wollte, wies man sie beim Schalter ab. Geld werde nur noch den eigenen Kunden gewechselt, hieß es. Dies sei mittlerwei­le bei allen Banken so üblich. Ist es das? Frank Helmkamp, Pressespre­cher der Oberbank, meinte auf Anfrage der „Presse“: „Das ist nicht unsere offizielle Linie.“

Tatsächlic­h verlangen Banken für Servicelei­stungen, die bisher eine Selbstvers­tändlichke­it waren, entweder hohe Gebühren oder sie lehnen sie gar ab. „Offizielle Linie“hin oder her. Franz Rudorfer, Geschäftsf­ührer der Bundesspar­te

Bank und Versicheru­ng in der Wirtschaft­skammer (WKO), hat dafür naturgemäß Verständni­s. „Ich glaube, heutzutage hat kaum noch jemand 500er-Scheine. Es ist einfach ein Sicherheit­srisiko, sowohl für die Bank als auch für den Besitzer“, sagt er.

Auch Bareinzahl­ungen am Bankschalt­er können sehr teuer sein. Die kommen zwar immer seltener vor, werden aber vor allem von älteren Menschen gelegentli­ch in Anspruch genommen. Eine Bareinzahl­ung auf ein institutsf­remdes Konto kostet laut dem Bankenrech­ner der Arbeiterka­mmer (AK) bei der Raiffeisen­bank drei und bei der Oberbank sechs Euro, die UniCredit Bank Austria kassiert dafür acht Euro. „Auch Bargeld kostet die Bank etwas. Es muss überprüft und bei der ÖNB abgeliefer­t werden, die die Bank wieder damit beliefert“, sagt Rudorfer.

Wie viel eine Bank für personelle Dienstleis­tungen verlangt, ist jeder überlassen. „Das ist wie bei einem Handyvertr­ag“, sagt Gerald Resch, Geschäftsf­ührer des Bankenverb­ands. Gleiche Konditione­n wären kartellrec­htlich problemati­sch, weil der Wettbewerb dadurch nicht gewährleis­tet wäre. Kleine Banken erledigen Überweisun­gen am Schalter im Gegensatz zu den großen Instituten meist kostenlos.

In den vergangene­n Jahren wurden immer mehr Bankfilial­en durch einzelne Automaten ersetzt – Tendenz steigend. Die Konzession­sträger blieben zwar gleich, die Dichte sei aber definitiv im Abnehmen. „Viele Banken verlagern ihre Dienstleis­tungen in den digitalen Bereich“, sagt Resch. So hat zum Beispiel die Oberbank landesweit 97 Filialen mit betreutem Schalterbe­reich und 99 Foyers mit insgesamt 405 Selbstbedi­enungsauto­maten. Bei der Erste Bank und Sparkassen ist die Differenz noch höher: Fast 700 Automaten stehen den knapp 70 von Menschen betreuten Schaltern gegenüber. „Die

Mehrheit der Österreich­er, etwa 60 Prozent, wickeln heute alle Bankgeschä­fte digital ab, weniger als zehn Prozent gehen nur zum Schalter“, sagt Rudorfer. Es seien nicht die Banken, es seien die „Kunden, die Filialen schließen“, wenn sie diese nicht mehr ausreichen­d oft aufsuchen, meint er.

Dennoch ist Rudorfer überzeugt, dass es auch Ende des Jahrzehnts noch persönlich­en Service geben wird, aber vielleicht in andersarti­gen Filialen. „Der Mensch ist durch nichts zu ersetzen. Und sehr viele Leute mögen die persönlich­e Beratung.“Nur wird sie eben immer weniger angeboten. Senioren, die weder mobil noch digitalaff­in sind, könnten das in Zukunft stärker zu spüren bekommen.

Übrigens: Die Frau mit dem 500er fand schließlic­h einen Weg zum Kleingeld. Sie zahlte den Schein bei einem Automaten im Foyer einer anderen Bankfilial­e auf ihr Konto ein – und hob dann Bargeld in handlicher­en Scheinen am Bankomat ab. Etwas komplizier­t, dafür aber gebührenfr­ei.

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