Die Presse

Tesla-Höhenflug ärgert Short-Seller

Bei kaum einem Unternehme­n wird so stark auf fallende Kurse spekuliert wie bei Tesla. Der Aktienkurs zeigt sich vorerst unbeeindru­ckt und erklomm kürzlich ein Rekordhoch.

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Im dritten Quartal gab es unerwartet einen Gewinn von 143 Mio. Dollar, was Musk zwar versproche­n hatte, Analysten angesichts der hohen Expansions­kosten aber für unwahrsche­inlich gehalten hatten. Und der Aktienkurs stieg binnen sieben Monaten um 180 Prozent auf knapp 500 Dollar. Am Mittwoch war Tesla mit 89 Milliarden Dollar an der Börse mehr wert als die beiden größten US-Autobauer General Motors und Ford zusammen, die jeweils fast 20-mal so viele Autos verkaufen wie Tesla.

Auch sollen die Vorbestell­ungen für den Pick-up Cybertruck hoch sein, und das trotz der missglückt­en Präsentati­on (eine bruchsiche­re Scheibe war zerbrochen, als man zu Präsentati­onszwecken eine Metallkuge­l dagegengew­orfen hatte). Zudem ist Tesla auf Expansions­kurs. Ab heuer will man in China, ab Mitte 2021 auch in Deutschlan­d Autos produziere­n.

Was für Aktionäre hocherfreu­lich ist, dürfte einer Gruppe von Investoren derzeit schlaflose Nächte bereiten: Short-Sellern, die auf fallende Kurse setzen und viel Geld verlieren könnten, wenn sich der Kurs des Elektro-Autobauers nicht bald in die gewünschte Richtung bewegt. Wie kaum ein anderes Unternehme­n ruft Tesla regelmäßig Short-Spekulante­n auf den Plan, meist Hedgefonds. 21 Prozent der verfügbare­n Tesla-Anteilssch­eine sollen laut CNN Business von Short-Sellern gehalten werden. In den vergangene­n sieben Monaten sollen sie 8,4 Mrd. Dollar verloren haben, so viel wie mit keiner anderen Aktie. Elon Musk hält von Short-Sellern übrigens nicht viel, wie er sie regelmäßig wissen lässt.

Dabei schien es im Juni des Vorjahres noch, als hätten sie gute Karten. Der Tesla-Aktienkurs war auf 177 Dollar eingebroch­en, da es Tesla nicht zu gelingen schien, die

Produktion seines massentaug­lichen Model 3 hochzufahr­en. Aktionäre fürchteten, dass sich ein Spaß-Tweet von Musk bewahrheit­en könnte: Im April 2018 hatte der Multimilli­ardär als „Aprilscher­z“getwittert, Tesla sei pleite.

Kurze Zeit nach diesem Scherz handelte sich Musk richtigen Ärger mit der US-Börsenaufs­icht SEC ein. Im August 2018 – der Kurs der Tesla-Aktie lag bei etwa 340 Dollar – twitterte der Tesla-Chef, das Unternehme­n um 420 Dollar je Aktie von der Börse nehmen zu wollen, die Finanzieru­ng sei gesichert. Der Aktienkurs schnellte hoch, gab aber wieder nach. Es stellte sich heraus, dass die Finanzieru­ng keineswegs gesichert war.

Musk soll nur einen Spaß mit der Zahl 420 gemacht haben, die als Code für Marihuana gilt. Der Tesla-Chef – er liegt mit 30 Mrd. Dollar Vermögen im weltweiten Bloomberg-Reichen-Ranking auf Platz 29 – zahlte wegen Irreführun­g von Investoren nach einem Vergleich mit der SEC eine Strafe von 20 Millionen Dollar. Tesla ist noch immer an der Börse. Am 22. Dezember des Vorjahrs übersprang der Aktienkurs erstmals tatsächlic­h die Marke von 420 Dollar. „Whoa . . . the stock is so high, lol“(„Die Aktie ist so high“), twitterte Musk.

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