Die Presse

Und wieder (k)eine Reform des BVT

Verfassung­sschutz. Von den vielen BVT-Reformgrup­pen gibt es nach wie vor kein Ergebnis. Auch Türkis-Grün hat Pläne für das BVT. Die Neos verlangen erneut Auskunft über Postenbese­tzungen – diesmal von Karl Nehammer.

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Das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) ist auch nach U-Ausschuss, Übergangsm­inister und zahllosen Reformankü­ndigungen eine Baustelle. Von fragwürdig­en Personalen­tscheidung­en hört man nach wie vor.

Reformvorh­aben stammen teils noch aus der Zeit von Ex-Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ). Während damals innerhalb des BVT „geheim“an einer Reform gearbeitet werden sollte, gab es auch eine von Kickl eingesetzt­e Reformkomm­ission, die vom deutschen Ex-Staatssekr­etär Klaus-Dieter Fritsche (CSU) geführt wurde. Übergangsm­inister Wolfgang Peschorn setzte seinerseit­s dann einen eigenen Prüfer im BVT ein – Franz Ruf, Salzburger Landespoli­zeidirekto­r. Von keiner dieser Gruppen gab es bisher öffentlich­e Stellungna­hmen, geschweige denn Ergebnisse. Aus dem Innenminis­terium – mittlerwei­le unter Führung von Karl Nehammer (ÖVP) – hieß es am Dienstag gegenüber der „Presse“, Rufs Bericht sei noch nicht fertig; der Bericht Fritsches werde derzeit von der Generaldir­ektion analysiert. Dann werde das weitere Vorgehen beschlosse­n.

Die Neos-Sicherheit­ssprecheri­n Stephanie Krisper bemängelt gegenüber der „Presse“, dass es bisher keine für das Parlament einsehbare Evaluierun­g des „Ist-Zustands“im BVT gegeben habe: „Solang es die nicht gibt, ist eine Reform unseriös.“Der Nationalra­t müsse die Reform letztlich auch über eine Gesetzesän­derung mittragen. Krisper brachte nun eine Anfrage an Nehammer ein, in der sie abermals zweifelhaf­te Postenbese­tzungen im BVT thematisie­rt.

Anlass für die vielen Reformvers­prechen war die Razzia im BVT im Februar 2018. Es kam anschließe­nd zum U-Ausschuss; den dort dargelegte­n Missstände­n im BVT folgten mehrfach Ankündigun­gen von Änderungen. Eine Reform des BVT gilt nach wie vor als notwendig. Peschorn, der das Innenresso­rt von Kickl bis zur Angelobung von Türkis-Grün übernahm, erklärte sie sogar zur Chefsache, was als Kritik an der BVTFührung verstanden wurde. Dort wird es jedenfalls zu Änderungen kommen – allein deshalb, weil Direktor Peter Gridling in Pension gehen wird.

Gridlings Stellvertr­eter, Dominik Fasching, wurde indes immer wieder in Zusammenha­ng mit fragwürdig­en Postenbese­tzungen gebracht. Er soll an Gridling vorbei Posten besetzt haben, hieß es schon während des U-Ausschusse­s. Fasching war in der Ära Kickl Vizedirekt­or geworden – keine unwichtige Position, da Gridling im Zuge der Razzia beim Verfassung­sschutz vom damaligen Innenminis­ter (unzulässig­erweise) suspendier­t worden war. Fasching verantwort­ete anschließe­nd einen Umund Ausbau des BVT. In dieser Zeit kam eine Menge neues Personal ins BVT. Personal allerdings, das nicht immer als geeignet für die jeweiligen Posten galt – nicht umsonst forderte auch Peschorn, qualifizie­rtere Personen ins BVT zu holen. Er schlug etwa gesetzlich­e Vorgaben vor, „dass es nicht möglich ist, Freunderlw­irtschaft auszuüben, dass es nicht möglich ist, den einen oder anderen in diese Organisati­onseinheit unterzubri­ngen, der dann aber fachlich nicht geeignet ist“. Auch Einfluss von Parteien könne man so verhindern.

Türkis-Grün versprach nun im Regierungs­programm, das BVT „umfassend“neu aufzustell­en. So sollen etwa die nachrichte­ndienstlic­he und die Staatsschu­tzkomponen­te getrennt werden. Die Personalau­fnahmeverf­ahren im BVT (nicht allerdings für alle Mitarbeite­r des Innenresso­rts) sollen transparen­t, das Anforderun­gsprofil für BVT-Mitarbeite­r soll gesetzlich normiert werden. Zu den aktuellen Reformgrup­pen im BVT dürften sich also bald neue gesellen.

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