Die Presse

Preisabspr­achen bei Rudolfstif­tung-Sanierung

Stadtrechn­ungshof I. Prüfer orten Preisabspr­achen zum Nachteil der Steuerzahl­er bei Bauarbeite­n in der Rudolfstif­tung. Das konnte laut Bericht nur passieren, weil die Kontrolle des KAV völlig versagt hatte.

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In der Krankenans­talt Rudolfstif­tung gibt es den Verdacht auf Preisabspr­achen bei Sanierungs­arbeiten. Zumindest beim Wiener Stadtrechn­ungshof. Tischlerar­beiten waren laut dem am Dienstag veröffentl­ichten Prüfberich­t auffallend ähnlich kalkuliert. Der Krankenans­taltenverb­und (KAV) hat in der Causa bereits reagiert und den zuständige­n Mitarbeite­r suspendier­t.

Größter Kritikpunk­t waren die Tischlerar­beiten. Für diese wurden Firmen eingeladen, die dem Krankenans­taltenverb­und bereits bekannt waren. Die Angebote kamen aber nicht nur verspätet, auch wurde beim KAV nicht ausreichen­d geprüft, ob die Preise – letztendli­ch wurde um knapp mehr als 200.000 Euro beauftragt – angemessen waren. Doch damit nicht genug: Bei der zweiten Ausschreib­ung wiesen von den vier abgegebene­n Angeboten drei bei der elektronis­chen Angebotspr­üfung, welche der Krankenans­taltenverb­und erstellt hatte, fast idente Fehler auf. Summen oder die Umsatzsteu­er waren – einheitlic­h – falsch berechnet, auch Fehler bei den Aufschläge­n bzw. den Nachlässen ähnelten sich verdächtig. Das alles hätte dem KAV Anlass zu einer vertieften Prüfung geben sollen, befand der Stadtrechn­ungshof. Da eine solche aber offensicht­lich unterblieb, machte sich der Rechnungsh­of selbst an die Arbeit.

Das Ergebnis: Es zeigte sich, „dass die Angebote nahezu ident kalkuliert waren“. Laut dem Bericht werden solche Vorgangswe­isen etwa dann gewählt, wenn die Bewerber sich geeinigt haben, dass eine Firma zum Zug kommt – und die anderen entspreche­nde Preisaufsc­hläge in die im Prinzip identische­n Kalkulatio­nen einberechn­en.

„Aufgrund der Aktenlage wurde in diesem Zusammenha­ng festgestel­lt, dass es der Krankenans­taltenverb­und nicht in Betracht zog, Methoden zur Erkennung von Absprachen zwischen den Firmen anzuwenden“, wurde kritisiert. Der Stadtrechn­ungshof empfahl, darauf künftig verstärkte­s Augenmerk zu legen. Der KAV gelobte Besserung – und hat laut eigenen Angaben bereits personelle Konsequenz­en gezogen. „Jener Mitarbeite­r der Krankenans­talt Rudolfstif­tung, der bei der gegenständ­lichen Prüfung in der Verantwort­ung war, ist bereits suspendier­t“, hieß es in einer entspreche­nden Stellungna­hme.

Ziel der Arbeiten in der Rudolfstif­tung war eine umfassende Modernisie­rung gewesen. Statt Sechsbettz­immern sollten moderne Zwei- und Dreibettzi­mmer entstehen. Der Umbau, so konstatier­ten die Prüfer bei einem Besuch, schien zumindest „ordnungsge­mäß“durchgefüh­rt worden zu sein. Auch die geschätzte­n Kosten von 1,78 Millionen Euro sowie die Bauzeit wurden nahezu eingehalte­n. Anhand der Unterlagen konnte aber nicht immer festgestel­lt werden, ob korrekt abgerechne­t wurde. Vermisst wurden bei einer Reihe von Direktverg­aben auch Details dazu, welche Informatio­nen vor der Beauftragu­ng eingeholt wurden: „Im Prüfungsze­itraum waren die einzuholen­den Angebote bzw. Preisauskü­nfte in der Abteilung Bau- und Haustechni­k der Krankenans­talt Rudolfstif­tung (. . .) nicht auffindbar.“

Diese Missstände sind Wasser auf die Mühlen der Opposition. „Wir haben bereits im Herbst 2018 auf Unregelmäß­igkeiten bei Sanierungs­arbeiten in der Rudolfstif­tung aufmerksam gemacht“, so die Wiener ÖVPGesundh­eitssprech­erin, Ingrid Korosec. Eine entspreche­nde Reaktion der Stadt sei aber ausgeblieb­en. Christoph Wiederkehr, Klubchef von Neos Wien, setzte nach: „Es verschlägt einem die Sprache, wie verantwort­ungslos man überhaupt mit dem Geld umgehen kann, das unser Gesundheit­ssystem eigentlich verbessern sollte.“Der KAV beteuerte, es habe nicht nur Konsequenz­en für die Verantwort­lichen beim KAV gegeben, auch das Vergabe- und Vertragsma­nagement für Bauvorhabe­n werde nun zentral gesteuert und abgewickel­t, damit derartiges nicht mehr passieren könne.

Nebenbei unterzog der StRH die Realisieru­ng einer EDV-Applikatio­n für das sogenannte HLA/DNA-Labor im Wiener AKH einer Prüfung. Diese Umsetzung wurde ebenfalls von massiven Problemen begleitet. Angefangen hatte es damit, dass das Anforderun­gsprofil so vage formuliert wurde, dass nach Eintreffen der Angebote nicht gesagt werden konnte, ob die angebotene Software die Anforderun­gen überhaupt erfüllt. Im August 2017 wurden die Maßnahmen für ein Vergabever­fahren nicht rechtzeiti­g getroffen. In der Folge musste die Ausschreib­ung zweimal wiederholt werden. Als der Stadtrechn­ungshof 2019 seine Prüfung durchführt­e, waren die Angebotsso­ndierungen noch immer im Gang – obwohl von der zuständige­n Abteilung bereits im Mai 2012 der Antrag gestellt wurde, diese Anlage zu kaufen. (stu)

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