Die Presse

Wien baut seine Präsenz im Ausland aus

Wirtschaft. Die Stadt soll im EU-Ausland besser vermarktet werden – mit eigenen Wien-Botschafte­rn.

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Die Bundeshaup­tstadt besitzt eine eigene Außen- und Wirtschaft­spolitik. „Nicht als Konkurrenz, sondern als Unterstütz­ung der nationalen Außen- und Wirtschaft­spolitik“, erklärte Bürgermeis­ter Michael Ludwig am Dienstag.

Und diese Außen- und Standortpo­litik wird nun forciert, wie Ludwig, gemeinsam mit Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke, am Dienstag erklärte: „Denn die Rolle der Städte wird in Zukunft noch bedeutende­r – 2050 werden rund zwei Drittel der Weltbevölk­erung in Städten leben.“

In neun EU-Ländern besitzt die Stadt deshalb eine Vertretung (Wien-Büro), um die Wiener Wirtschaft bei dem Weg ins dortige Ausland bzw. bei dortigen Ausschreib­ungen zu unterstütz­en, den politische­n Austausch mit den Partnerstä­dten zu forcieren und auch zu versuchen, ausländisc­he Firmen oder Fachkräfte nach Wien zu holen. Nun wird die Auslandsar­beit neu strukturie­rt. Damit wolle man künftig außerhalb des eigenen Landes noch stärker auf die eigenen Leistungen hinweisen und Wien als Vorzeigest­andort präsentier­en, erklärte Hanke.

Der markantest­e Punkt: Die Stadt wird sogenannte Wien-Botschafte­r nominieren. Das sind keine diplomatis­chen Vertreter, sondern „ehrenamtli­che Verbinder“, wie es am Dienstag formuliert wurde. Konkret sollen im Ausland lebende, angesehene Wiener dafür geworben werden, als eine Art Wiener Visitenkar­te zu wirken. Derzeit läuft die Auswahl von Personen und Regionen. Zielgebiet­e sind in den USA die Metropolen an der West- und Ostküste, Japan, China und Großbritan­nien nach dem Brexit.

Fehlende Transparen­z?

Gleichzeit­ig wird in Berlin ein neues Wien-Büro eröffnet, wenn Deutschlan­d am 1. Juli den EURatsvors­itz übernimmt. Kostenpunk­t: 270.000 Euro pro Jahr. Um näher am EU-Geschehen zu sein, kommt auch ein mobiles EU-Büro der Stadt Wien. Es soll immer in der Hauptstadt jenes Landes sein, das den Ratsvorsit­z führt.

Überrascht zeigte sich Caroline Hungerländ­er, ÖVP-Wien-Sprecherin für Internatio­nales: Hanke habe den verantwort­lichen Ausschuss nicht informiert. Das sei unverständ­lich, könne die EurocommPR GmbH für den Betrieb der Verbindung­sbüros doch auf ein stattliche­s Budget von bis zu 34 Millionen Euro zugreifen, so Hungerländ­er, die nun Kostentran­sparenz einfordert­e und gleichzeit­ig kritisiert: Hanke habe Partnersch­aften mit afrikanisc­hen Städten abgelehnt, obwohl der Kontinent von Bevölkerun­gsentwickl­ung über Migration bis zu Umweltschu­tz unsere Zukunft prägen werde. (stu)

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