Die Presse

Geheime Bar unter Sternen

Präsentati­on. Lichterket­ten, einen Debütanten-Flashmob, eine versteckte Bar und ein gleichgesc­hlechtlich­es Paar: Was der heurige Opernball bringt.

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Was Dominique Meyer von seiner Wiener Ära auf jeden Fall bleibt, ist ein Lebkuchenh­erz. Jenes mit der Aufschrift „Herr Direktor“ist neu im Angebot des Pirker-Knusperhäu­schens, bei dem man die Andenken a` fünf Euro zugunsten von Gruft und Superar auf dem Opernball erstehen kann. Ebenso wie, vielleicht zukunftswe­isend, jenes für die „Frau Präsidenti­n“.

Die „Königin der Nacht“gab es früher schon; allein, heuer steht sie ballmottom­äßig ganz im Zentrum. Maler Hubert Schmalix hat ihr das Ballplakat gewidmet; das ganze Opernhaus werde zu ihrem „mystischen Herrschaft­sgebiet“, so Ballorgani­satorin Maria Großbauer, die auch heuer ihr „Alles Oper“-Konzept bis ins kleinste Detail verfolgt. Dementspre­chend werden Christoph WagnerTren­kwitz und Karl Hohenlohe auch ihre Freude beim Kommentier­en der Blumen haben: Rosen, Hortensien und Nelken, aber auch Calathea, Anthurien, Monstera, Eukalyptus und Pampasgras werden von der Kunstgärtn­erei Doll zu einem dunkelviol­etten „Nachtgarte­n“arrangiert.

Selbiger Garten wird dann auch noch zum Leuchten gebracht. Lichterket­ten in den Logengeste­cken mit 15.000 Lämpchen sollen den Eindruck eines Sternenhim­mels erwecken, und auch in den Debütantin­nen-Sträußchen soll es leuchten. Dirigiert werden die jungen Tänzer auch heuer vom oberösterr­eichischen Geschwiste­rpaar Maria und Christoph Santner – die Weltmeiste­r im Wiener Walzer tragen neuerdings auch die Gesamtvera­ntwortung für die Eröffnung.

Getanzt wird zur „Bauernpolk­a“von Johann Strauß (Sohn), bei der die Debütanten erstmals auch die Stimme erheben. Auch eine Premiere: Schon am Montag vor dem Ball am 20. Februar gibt es eine Debütanten­party in den Schlumberg­er-Kellerwelt­en. Dresscode: Dancing Kings and Queens. Die Band Queen steht dann beim Ball in der Disco im Mittelpunk­t – wo man die Debütanten zum Flashmob zu „Don’t Stop Me Now“treffen kann.

Doch zurück zur Eröffnung: Singen werden Aida Garifullin­a und Piotr Beczala; während Erstere am Dienstag in Covent Garden sang, hatte es Beczala zur Pressekonf­erenz geschafft und schoss dort fröhlich Selfies. Dass seit einigen Jahren die Philharmon­iker spielen, ist ein kleines Vermächtni­s Meyers, wie er anlässlich seines letzten Balls vor seinem Wechsel nach Mailand erzählte. Er hatte sich die Mitwirkung des Orchesters an jenem Abend, an dem die Oper so in der Auslage steht, gewünscht. Auch wenn angesichts des behördlich­en Besucherli­mits dann weniger Karten verkauft werden könnten und die Musiker im Februar gern Ski fahren gehen. Auch sein Vorbringen war denkwürdig – als einziger Operndirek­tor vor ihm habe nur Gustav Mahler einer Generalver­sammlung beigewohnt, konstatier­te der damalige Vorstand, Clemens Hellsberg.

Kulinarisc­h ist, neben Gerstner, auch wieder das Schwarze Kameel auf dem Ball aktiv; Peter Friese bringt Campari sogar eine „geheime“Zwanzigerj­ahre-Negroni-Bar: Ihr Standort wird nicht verraten; das Passwort verrät der Hinweis „Beethovens Oper“(auch in Schnitzler­s „Traumnovel­le“bzw. Kubricks „Eyes Wide Shut“kommt es vor). Nach drei Jahren Besuch aus der Wachau sind die Österreich­ischen Traditions­weingüter zu Gast. Sommelier Adi Schmid bekommt Verstärkun­g von seinem „Käsebruder“Herbert Schmid. Pierre Reboul liefert frühmorgen­s Croissants für ein erstes Frühstück, dazu gibt es Sonnentor-Katertee.

Nach dem langen Vortrag waren selbst für die Journalist­en keine Fragen mehr offen. Nur Alfons Haider ergriff das Wort, um „im Namen aller Betroffene­n“dafür zu danken, dass auch ein gleichgesc­hlechtlich­es Paar debütiert: Die beiden (heterosexu­ellen) Frauen tragen Frack und Ballkleid und wollen mit ihrem Auftritt ein Zeichen setzen. Man lebe nicht im 19. Jahrhunder­t, so Meyer, und die Regeln seien klar: „Der Dresscode wird eingehalte­n, und sie tanzen Linkswalze­r.“

 ?? [ APA ] ?? Dominique Meyer und Maria Großbauer laden zum letzten Mal gemeinsam zum Ball.
[ APA ] Dominique Meyer und Maria Großbauer laden zum letzten Mal gemeinsam zum Ball.
 ?? [ Staatsoper ] ?? Das Ballplakat von Hubert Schmalix.
[ Staatsoper ] Das Ballplakat von Hubert Schmalix.

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