Die Republik setzt auf grüne Schulden
Die neue Bundesregierung bekennt sich zur Auflage von sogenannten Green Bonds. Doch so einfach ist das Vorhaben nicht umzusetzen, denn es braucht vor allem eines: Zeit.
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Klimaschutz sowieso. Die neue Bundesregierung hat sich deshalb – und natürlich auch aus hehren Motiven – zum Ziel gesetzt, die Ökologisierung Österreichs voranzutreiben, wie sie in ihrem Programm schreibt. Als ein Mittel zum Zweck schweben ihr Green Bonds vor, also grüne Anleihen, zu deren Auflage sie sich nun bekennt.
Umsetzen muss eine solche grüne Schuldverschreibung die heimische Bundesfinanzierungsagentur, kurz OeBFA. Einen Zeithorizont nannte die Regierung in ihrem Programm nicht, auch ein mögliches Emissionsvolumen blieb sie schuldig. Klar aber ist, dass sich grüne Anleihen nicht aus dem Ärmel schütteln lassen. Sie brauchen Vorlaufzeit.
Man muss nur nach Deutschland blicken. Ende Dezember gab die Deutsche Finanzagentur erstmals offiziell bekannt, im darauffolgenden Jahr, also heuer, grüne Papiere emittieren zu wollen. Details blieben die Schuldenmanager schuldig. Nur so viel: Die Emission wird erst in der zweiten Jahreshälfte über die Bühne gehen. Die Finanzagentur will sich bei der Begebung der Papiere laut eigenen Angaben an den sogenannten Green Bond Principles der International
Capital Market Association orientieren. Das sind freiwillige Leitlinien, zu denen sich die Emittenten grüner Anleihen verpflichten können. Allerdings ist das nur ein Regelwerk von vielen – für eines muss sich der Emittent aber entscheiden. Außerdem muss die Regierung schon im Vorfeld ganz klar kommunizieren, für welche ökologischen Projekte sie das Geld einsammeln will.
In Deutschland muss man deshalb viele Leute an einen Tisch holen. Auch solche, die vorher noch nie etwas mit Anleihen zu tun gehabt haben. Das wird auch in Österreich nicht anders sein.
Was noch dazukommt, ist ein umfassendes Reporting, das es für herkömmliche Staatsanleihen in dieser Form nicht gibt bzw. nicht notwendig ist. Mit der Auflage grüner Papiere verpflichtet man sich nämlich gewissermaßen dazu, der Öffentlichkeit Rechenschaft abzulegen. Die belgische Schuldenagentur beispielsweise hat eigens die Berater von KPMG als Abschlussprüfer für ihr grünes Anleihenprogramm engagiert.
Belgien hat erstmals im Jahr 2018 eine grüne Anleihe begeben, ihr Volumen belief sich auf 4,5 Mrd. Euro. Die Regierung legte zuvor fünf Investitionsschwerpunkte für nachhaltige Anleihen fest, etwa Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft. Freilich musste man dann auch noch auf Roadshow gehen, man klopfte bei Investoren an, um sich und seine Vorhaben zu präsentieren. Eine herkömmliche Anleihe ist heute kaum erklärungsbedürftig, als grüner Schuldner muss man aber mitunter Fragen beantworten, die man sich vorher nicht gestellt hat – etwa, wenn es CO2-Emissionen betrifft.
Bisher hat der österreichische Schuldenmanager noch keine Green Bonds im Programm. Auch in ihrem Finanzierungsplan für 2020 findet sich zu diesem Thema nichts. Theoretisch könnte die OeBFA für heuer noch Adaptierungen vornehmen, sofern das notwendig ist. Bei der OeBFA selbst kommentiert man den Wunsch der Regierung so: „Die OeBFA hat sich im Rahmen der Green-Finance-Arbeitsgruppe bereits mit dem Thema Green Bonds beschäftigt. Derzeit wird das Thema intern weiter analysiert.“
Österreich hat in diversen Nachhaltigkeitsrankings jedenfalls schon jetzt ein gutes Standing. Wohl auch deshalb hat es die OeBFA bisher nicht als notwendig empfunden, einen eigenen Green Bond auf den Markt zu bringen.