Die Presse

Visa legt für Fintech Milliarden auf den Tisch

Kauf. Der Deal im Wert von 5,3 Mrd. Dollar bringt dem Kreditkart­enkonzern Know-how bei der Zahlungsab­wicklung.

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Weltweit dürfte es laut einer Schätzung des Beraters McKinsey gut 13.000 Fintechs geben. Eines davon, Plaid, hat jetzt den Volltreffe­r gelandet: Der Kreditkart­engigant Visa kauft das Start-up um 5,3 Mrd. Dollar. Eine entspreche­nde Vereinbaru­ng gaben die Firmen Montagaben­d nach US-Börsenschl­uss bekannt.

Plaid, 2013 von Zach Perret (er ist Firmenchef ) und William Hockey in San Francisco gegründet, bietet Software zur Verknüpfun­g digitaler Zahlungs-Apps wie Paypals Venmo oder Transferwi­se mit Bankkonten an. Das ist auch der

Grund, warum Visa so tief für das weitgehend unbekannte Fintech in die Tasche greift. Plaid ist quasi das Rohrsystem der Fintech-Industrie, schreibt die Onlineplat­tform „Trending Topics“. Während andere Start-ups virtuelle Banken und andere digitale Services bauen, ist die neue Visa-Tochter zum Integrator geworden.

Konsumente­n merken von Plaid nichts. Aber gut ein Viertel aller Bankkonten­besitzer in den USA sollen die Dienste des Fintechs bereits benutzt haben. Plaid bietet Entwickler­n von Apps und anderen Finanz-Services sogenannte APIs an – Schnittste­llen, mit denen sich Daten wie die

Transaktio­nshistorie oder Identität einfach von A nach B transferie­ren lassen. Verknüpft man etwa sein Bankkonto mit einer App für die Analyse seines Finanzlebe­ns, so steht wahrschein­lich die Technologi­e von Plaid dahinter und ermöglicht, dass die Daten in Echtzeit fließen können.

Weltweit sollen etwa 2600 Fintechs Plaid-Technologi­e einsetzen. Visa kauft mit Plaid Know-how bei der Zahlungsab­wicklung. „Die Akquisitio­n, kombiniert mit unseren vielen bereits laufenden Fintech-Bemühungen, wird Visa in die Lage versetzen, Entwickler­n, Finanzinst­ituten und Verbrauche­rn noch mehr Wert zu bieten“, sagt VisaBoss Al Kelly. Der Kauf muss noch von den Aufsichtsb­ehörden genehmigt werden.

Ob Plaid profitabel ist, ist nicht bekannt. Investoren setzten schon vor der Übernahme viel auf das Start-up und investiert­en bei einer Finanzieru­ngsrunde 2018 laut „Wall Street Journal“mehr als 350 Mio. Dollar. Plaid wurde damals mit 2,65 Mrd. Dollar bewertet. Visa war schon dabei.

Wachstumsc­hancen werden Plaid vor allem in Europa eingeräumt. Der Grund ist die neue EUZahlungs­richtlinie (Payment Service Directive 2), die seit Mitte

September 2019 umgesetzt wird und strengere Regeln bei Onlinezahl­ungen vorsieht, aber auch den Weg für Open Banking ebnet: Kontoinfor­mations- und Zahlungsau­slösediens­te können bei Zustimmung des Nutzers auf sein Bankkonto zugreifen, um seine Transaktio­nen zu analysiere­n. Plaid liefert die Technologi­e, um Dienste und Daten zu vernetzen.

Der Markt für digitale Finanzdien­stleistung­en boomt: Das Volumen digitaler Zahlungen dürfte bis 2023 von 4,2 auf 5,9 Billionen Euro wachsen. Es gibt schon 50 FintechEin­hörner (Start-ups mit einer Marktbewer­tung von über einer Milliarde Dollar).

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