Das Juwel aus Bartholomäberg
Ski. Amanda Salzgeber, 17, gewinnt Kombinations-Gold und RTL-Bronze bei den Olympischen Jugendspielen. Die Tochter von Anita Wachter und Rainer Salzgeber löst Versprechen ein.
Es gibt Plätze, die vergisst man einfach nie wieder. Egal ob Urlaub oder Job, verbunden mit vielen Emotionen wird manch Eindruck fürwahr unauslöschlich. Für Amanda Salzgeber, 17, trifft das speziell auf den kleinen, idyllischen Ort Les Diablerets auf 1200 Metern Seehöhe in den Schweizer Alpen zu. Denn hier fuhr Österreichs womöglich größtes Skitalent endgültig ins Rampenlicht und löste so viele Versprechen ein. Die Vorarlbergerin gewann bei den Olympischen Jugendspielen von Lausanne Gold in der Kombination und Bronze im Riesentorlauf. Im Slalom schied sie schließlich als Halbzeitvierte aus.
Dennoch: Salzgeber strahlt, und wenn man mit ihr spricht, merkt man, dass sie das, was sie tut, tatsächlich von Herzen liebt. „Die Gefühle sind unglaublich, ich kann es kaum in Worte fassen“, gluckste sie und blickte suchend um sich. Dass sich freilich die meisten Fragen zuerst um ihre Familie drehen und die unbestrittene Last, die große Namen (nicht nur) in Österreich mit sich bringen, versteht sich. Doch damit hat die
Tochter von Anita Wachter (sie gewann 1988 bei den Winterspielen in Calgary Gold in der Kombination) und Rainer Salzgeber (WMSilber 1983, RTL, Morioka; jetzt Rennsportleiter bei Head) schon früh umzugehen gelernt. „Ein kleiner Druck ist da, sicher. Mama sagt mir aber immer wieder, dass ich meinen eigenen Weg gehen soll“, schildert sie der „Presse“.
Ihre Mutter sei „bei vielen Rennen dabei, unterstützt mich genauso wie der Papa, nur er ist halt viel mehr im Weltcup unterwegs“. Wissen, Kontakte und Rat bei Formtiefs und Verletzungen, von all den Fahrtendiensten ganz zu schweigen – all das ist für sie Gold wert. Es ist ein gewaltiger Vorteil, auf die Routine ehemaliger Sieger zurückgreifen zu können in einer Welt, die man selbst erst kennenlernen muss. Allerdings, daran lässt sie keinen Zweifel: Was andere denken oder sich wegen der familiären Wurzeln erwarten, dafür ist auf ihrer Piste kein Platz.
Wer weiß, vielleicht trifft sich die Skifamilie ja ohnehin bald dort, irgendwo im Weltcup. Denn es ist das große Ziel, dass sich der Teenager aus Bartholomäberg schon gesteckt hat. Daran führe auch jetzt, nach den Erfolgen bei den Jugendspielen und dem jahrelangen Training, den vielen Fahrten zu Rennen im FIS-Cup („Sicher sind es 40 Rennen pro Jahr“) und den damit verbundenen Fehlstunden in der Schule oder dem Verzicht auf Partys und das Blockflötenspiel („Leider keine Zeit mehr dafür“), kein Weg mehr vorbei. Und dafür steht Salzgeber auch schon zu lang auf den Skiern.
Ein Wegbegleiter erzählt, dass sie schon als Kleinkind, als Zweijährige, „an der Leine von den Eltern auf die Bretter gestellt“wurde. Ihr soll es ungemein getaugt haben – nicht zu überhören soll die laute Schreierei auf dem Parkplatz gewesen sein, als die Heimreise anstand und das erste Abenteuer auf der Piste vorbei war.
Dass Amanda Salzgeber die einzige in ihrer Klasse in Dornbirn – das Internat in Stams verließ sie nach nur einem Jahr wieder – ist, die es als Skifahrerin versucht, mag vielleicht Zufall oder doch auch ein dezenter Hinweis auf einen Wandel in der österreichischen
Sporttradition sein. Nur beirren lässt sich Salzgeber davon nicht, dafür ist auch der Rückhalt in der Familie zu stark und der Einstieg eines Kopfsponsors zu bedeutend.
Es wird also ein weiteres Familienkapitel im Weltcup werden, wie es bereits etliche gibt. Ob Ortlieb, Weirather, Mayer, Stenmark oder Geschwister-Duelle a´ la Matt, Gisin, Suter etc. All diese Skigeschichten sind Family Business, unbestritten. Aber all diese Familiengeschichten drehen sich trotzdem um Emanzipation, das Gemeinsame, das Dabeisein und dann das Loslösen. Bei Salzgeber werde es „in ein paar Jahren“so weit sein. Dann, im Weltcup. Bei der WM, bei Olympia. Aber sicher nicht davor.