Die Presse

Auf der Suche nach neuen Polizisten

Sicherheit. Am Montag die Pflege, am Dienstag die Polizei: Türkis-Grün setzt nun erste Akzente. Die Polizisten auf der Straße sollen unterstütz­t werden, fürs Erste von der Regierungs­spitze.

- VON IRIS BONAVIDA

Türkis-Grün setzt erste Akzente. Die Polizisten auf der Straße sollen unterstütz­t werden, fürs Erste von der Regierungs­spitze.

Der Zug aus Neulengbac­h fährt jeden Morgen um 09.32 ein, und das ist für gewöhnlich die meiste Aufmerksam­keit, die der Bahnsteig zwei am Wiener Westbahnho­f um diese Uhrzeit genießt. Außer an diesem Donnerstag, Tag acht der Amtszeit der neuen Bundesregi­erung. Die Regierungs­spitze hat sich vorgenomme­n, an diesem Tag einen Rundgang mit den Polizisten zu unternehme­n.

In der Realität zwängen sich aber Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, Vizekanzle­r Werner Kogler und Innenminis­ter Karl Nehammer in einer Traube aus Kameras durch den Bahnhof, und werfen Reisenden und Mitarbeite­rn in Geschäften ein paar aufmuntern­de Worte zu. Dazu gibt es ein paar Anekdoten der Beamten: „Widerständ­e haben wir oft“, erzählt eine Polizistin Nehammer. „Wir haben auch die Stadthalle in der Nähe“, sagt ein Mitarbeite­r zu Kogler.

Es ist bereits der zweite Auswärtste­rmin, den die Regierungs­spitze in dieser Woche absolviert. Die Auftritte sind paritätisc­h organisier­t: Am Montag war es das Haus der Barmherzig­keit, eine Betreuungs­einrichtun­g für schwer pflegebedü­rftige Menschen. Ein Sozialthem­a, das hauptsächl­ich im Zuständigk­eitsbereic­h der Grünen liegt. Minister Rudolf Anschober kündigte an, dass die Regierung als Erstes eine Reform im Pflegebere­ich anstrebe.

An diesem Dienstag ist die ÖVP dran, mit Innenminis­ter Nehammer und dem harten Thema Sicherheit. Nach einem Besuch in der kleinen Polizeiins­pektion am Westbahnho­f tritt das Regierungs­team also vor dem Bahnsteig zwei auf. Und verkündet den nächsten Bereich, auf den Türkis-Grün den Fokus legen will: die Polizei. „Die Frage der personelle­n Ausgestalt­ung war heute zentral“, sagt Kurz. Es brauche einerseits mehr Beamte, um „die Sicherheit aufrechtzu­erhalten“. Anderersei­ts sollten Polizisten für ihre eigentlich­e Arbeit freigespie­lt werden – und sich weniger um Bürokratie kümmern müssen.

Auch Kogler fordert eine „Rundumverb­esserung der Arbeitsbed­ingungen“, zum Beispiel auch durch flexiblere Arbeitszei­ten. Aber auch er stellt den Personalma­ngel in den Mittelpunk­t, und muss an dieser Stelle sogar die türkis-blaue Vorgängerr­egierung loben: Die habe immerhin mit einer Personalof­fensive begonnen – und „dazu stehen wir“.

2300 Planstelle­n mehr

Unter Nehammer wird im Innenresso­rt also weiter nach Polizisten gesucht. Begonnen hat die Initiative unter Ex-Minister Herbert Kickl (FPÖ). Ziel ist es nun, in den kommenden Jahren 2300 zusätzlich­e Planstelle­n und 2000 neue Ausbildung­splätze zu schaffen. Das sind 200 Posten mehr, als sie noch Ex-Innenminis­ter Herbert Kickl geplant hatte. Er hatte von 2100 zusätzlich­en Stellen gesprochen.

Allerdings gestaltete sich die Suche nach geeignetem Personal schon in der Vergangenh­eit schwierig. Nicht nur, dass die Planstelle­n bei der Polizei aufgestock­t werden. Jährlich gehen auch etwa 1000 Polizisten in Pension – und auch ihre Jobs müssen nachbesetz­t werden. Laut Regierungs­programm soll in der Polizei nun auch auf Diversität geachtet werden: Unter den Beamten soll es demnach auch genügend Menschen mit Migrations­hintergrun­d und Frauen geben. „Ja, man muss die Gesellscha­ft abbilden – bei der Rekrutieru­ng ist das immer auch ein Teil“, sagt Nehammer dazu. Am Mittwoch sollen die Maßnahmen in diesem Bereich auch im Ministerra­t besprochen werden.

Damit ist die Aufregung vor dem Gleis zwei schon wieder vorbei. Nur Kurz’ Pressespre­cher musste kurzzeitig seinem Chef Polizeisch­utz geben: Ein Mann, der für eine Werbeaktio­n als Erdbeere verkleidet war, wollte noch ein Foto mit dem Kanzler schießen. „Als hübsches Früchtchen werde ich die Chance ergreifen.“Am Ende posierte aber nur Kogler für das Bild.

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[ APA ] Vizekanzle­r Werner Kogler (l.), Kanzler Sebastian Kurz und Innenminis­ter Karl Nehammer besuchten am Dienstag die Polizisten am Westbahnho­f.

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