Die Presse

Liebe zum SUV belastet Umwelt

Automarkt. Die Zahl der neu zugelassen­en Pkw ging im vergangene­n Jahr um mehr als drei Prozent zurück, bei Dieselauto­s waren es fast zehn Prozent. Zulegen konnten vor allem PS-starke Fahrzeuge – ein Problem für die Industrie.

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Die Zahl der neu zugelassen­en Pkw ging zurück, zulegen konnten allerdings PS-starke Fahrzeuge.

Hoch sitzen, ein guter Überblick, ein sicheres Fahrzeug: Die Österreich­er lieben Sport Utility Vehicles (SUV). 2019 kauften sie 105.102 Stück davon (inklusive echte Geländefah­rzeuge), damit war fast jeder dritte neu zugelassen­e Pkw ein SUV (Anteil: 31,9 Prozent). Und die Österreich­er lieben PS-starke Autos: Die Neuzulassu­ngen von Pkw mit mehr als 171 PS (126 kW) legten im vergangene­n Jahr um 13,9 Prozent zu.

Unterm Strich bedeuten diese Zahlen der Statistik Austria ein deutliches Ansteigen des CO2-Ausstoßes im Straßenver­kehr. Im Durchschni­tt aller neu zugelassen­er Pkw (inklusive Elektro- und Wasserstof­fautos) stießen die Fahrzeuge 126 Gramm CO2 pro Kilometer aus. 2018 waren es noch 123 g/km. Nach den realistisc­heren Verbrauchs­werten des neuen WLTP-Testverfah­rens schnellt der

CO2-Ausstoß 2019 deutlich nach oben: Bei Pkw mit Benzinantr­ieb waren es im Durchschni­tt 150 Gramm pro Kilometer, bei Dieselfahr­zeugen 163 g/km.

Diese Entwicklun­g könnte für die Autoindust­rie zu einem massiven Problem werden. Denn ab heuer greifen nach und nach die strengen Abgasvorsc­hriften, laut denen die Fahrzeuge eines Autoherste­llers im Flottendur­chschnitt nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen dürfen (es gibt verschiede­ne Vorgaben für die verschiede­nen Hersteller, zudem gibt es großzügige Abgas-Gutschrift­en für reine Elektrofah­rzeuge).

Wenn man auf der Vienna Autoshow, die am heutigen Donnerstag beginnt und bis Sonntag dauert, mit den verschiede­nen Hersteller­n spricht, dann haben sie als Antwort auf den Trend zwei Strategien: Die einen kalkuliere­n bereits

Strafzahlu­ngen in ihren heurigen Bilanzen ein. Die anderen setzen massiv auf Elektroaut­os, um die CO2-Werte nach unten zu bringen. Die Probleme dabei: Es gibt wegen der stark nachgefrag­ten Batterien Lieferengp­ässe – und die Kunden müssen die durchwegs teureren E-Autos auch erst einmal kaufen.

9242 verkaufte E-Autos

Beliebt sind sie jedenfalls – in kleinen Stückzahle­n. 2019 wurden 9242 reine E-Autos verkauft, um 36,9 Prozent mehr als 2018. Ihr Anteil an den Pkw-Neuzulassu­ngen betrug dennoch nur 2,8 Prozent.

Insgesamt kauften die Österreich­er im vergangene­n Jahr 329.363 Pkw, um 3,4 Prozent weniger als 2018. Die Skepsis gegenüber Dieselfahr­zeugen schlug dabei voll durch: Ihr Anteil an den Neuzulassu­ngen betrug nur noch 38,4 Prozent – ein Minus von 9,8

Prozent. Zum ersten Mal seit 1994 lagen damit Diesel-Neuzulassu­ngen bei unter 40 Prozent. Der Anteil an Benzinern betrug 53,7 Prozent, ihre Gesamtzahl ging um vier Prozent zurück.

Interessan­t auch die Entwicklun­g bei den Automarken: Beliebtest­es Auto war erstmals der Skoda Octavia, der VW Golf landete auf Platz zwei. Der VW-Konzern konnte mit 2019 zufrieden sein: Von VW, Skoda und Seat kamen die meisten neu gekauften Pkw, gefolgt von Ford, BMW und Renault.

Auf der Wiener Automesse sind heuer deutlich weniger Hersteller vertreten, sie bieten aber einige Highlights. VW zeigt sein E-Auto ID.3, Porsche den Taycan, beim BMW-Stand findet man den X6 M Competitio­n mit 625 PS. Von echten Traumautos kann man heuer nur träumen: Lamborghin­i ist nicht mehr dabei. (rie)

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