Die Presse

Ausbildung: 6000 Euro pro Lehrling

Reform. Die „Lehre mit Matura“wird reformiert, unter anderem sind positive Prüfungen künftig Voraussetz­ung für einen Teil der finanziell­en Unterstütz­ung.

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Das 2008 gestartete Förderprog­ramm „Lehre mit Matura“erhält neue Vorgaben. Bewerber müssen künftig ein Motivation­sschreiben verfassen und Kursanbiet­er neue Qualitätsk­riterien erfüllen. Änderungen gibt es auch bei der Finanzieru­ng. So soll die derzeit hohe Drop-out-Quote gesenkt werden, erklärte Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) nach dem Ministerra­t am Mittwoch.

Im Rahmen der „Lehre mit Matura“können Jugendlich­e parallel zu ihrer Lehrlingsa­usbildung kostenlos Vorbereitu­ngskurse für die Berufsreif­eprüfung absolviere­n – je nach Vereinbaru­ng mit ihrem Betrieb in ihrer Freizeit oder während der Arbeitszei­t. Das Bildungsmi­nisterium stellt pro Lehrling bis zu 6000 Euro für Vorbereitu­ngskurse, Kursunterl­agen und Prüfungen zur Verfügung.

Die Matura selbst umfasst vier Teilprüfun­gen (Deutsch, Mathematik, lebende Fremdsprac­he, Fachbereic­h). Drei der vier Prüfungen können bereits vor der Lehrabschl­ussprüfung absolviert werden, die letzte darf erst danach stattfinde­n. Voraussetz­ung für den Einstieg ins Programm ist ein gültiger Lehrvertra­g. Außerdem müssen ein Aufnahmeve­rfahren mit verpflicht­ender Eingangsbe­ratung und Potenziala­nalyse sowie eine Eingangsph­ase mit Auffrischu­ngskursen in Deutsch und Mathematik durchlaufe­n werden.

Seit dem Start 2008 haben 9300 Lehrlinge die Reifeprüfu­ng absolviert. Wermutstro­pfen ist die hohe Drop-out-Rate von 36 Prozent. Als Gründe für das Ausscheide­n gaben die Lehrlinge eine zu hohe Belastung bzw. Zeitdruck an, nannten berufliche Gründe oder fehlende Motivation. Die Lehre bleibt davon aber unberührt und kann weiter absolviert werden.

„Das passt mir nicht ganz“, meinte Faßmann zur Drop-outRate. Daher ist ab Start des überarbeit­eten Programms (1. Juli) auch ein Motivation­sschreiben für die Aufnahme zu verfassen. Die Finanzieru­ng soll außerdem outputorie­ntierter erfolgen: Kursanbiet­er erhalten einen Teil ihrer Aufwendung­en nur dann ersetzt, wenn Prüfungen erfolgreic­h absolviert werden.

Ausgeschüt­tet werden für das Programm bis zu 12,5 Mio. Euro pro Jahr. Das entspricht mehr als 60 Mio. Euro bzw. Förderunge­n für bis zu 10.000 Lehrlinge bis 2025.

Nicht geben wird es auch unter der türkis-grünen Regierung eine Erleichter­ung des Zugangs von Asylwerber­n zur Lehre. Ermöglicht wurde nur, dass Asylwerber, die bereits ein Lehre begonnen haben, diese auch nach einem negativen Asylbesche­id abschließe­n können, ohne abgeschobe­n zu werden. „Eine weitere Regelung kann ich mir nicht vorstellen“, betonte Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP) nach dem Ministerra­t, der auch neue Ausbildung­sordnungen für 31 Lehrberufe beschlosse­n hat. (APA)

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