Die Presse

Doskozil: „Klar, dass es politische­n Druck gibt, Untersuchu­ngen z

Eurofighte­r II. Die ÖVP habe bisher kein Interesse an der Aufklärung gehabt, sagt Hans Peter Doskozil, lobt aber Klaudia Tanner.

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Gräben hat es zwischen SPÖ und ÖVP schon in gemeinsame­n Koalitions­zeiten gegeben. Das ist bekannt. Doch wie tief die gewesen sein müssen, ließ sich erst am Donnerstag, beim roten Foyer, erkennen. Denn dort haben Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner und Ex-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (beide SPÖ) ungewohnt harte Opposition­sarbeit betrieben und aus dem innerkoali­tionären Nähkästche­n geplaudert. Demnach sei die ÖVP an einer Aufklärung der Eurofighte­r-Causa in den vergangene­n Jahren nie interessie­rt gewesen. Vielmehr an Vertuschun­g.

Doskozil, der von Jänner 2016 bis Dezember 2017 Verteidigu­ngsministe­r war, habe, wie er sagte, damals ein Jahr lang „sehr geheim“Ermittlung­en in der Causa Eurofighte­r durchführe­n lassen – „ohne den Regierungs­partner zu informiere­n“. Er habe „ja gewusst, was politisch auf mich zukommt“, sagt Doskozil und spricht von einer „politische­n Gegnerscha­ft“und von „politische­m Druck, die Untersuchu­ngen zu verhindern“.

Im Februar 2017 zeigte das Verteidigu­ngsministe­rium den Eurofighte­r-Anbieter

Airbus wegen Betrugs bei der Staatsanwa­ltschaft Wien an, später brachte es die Anzeige mithilfe der Finanzprok­uratur auch bei den US-Behörden ein. Das habe er, wie Doskozil nun sagte, bewusst nicht über das Justizress­ort gemacht. „Weil ich kein Vertrauen hatte in das Justizmini­sterium (. . .), dass diese Anzeige weitergele­itet worden wäre.“

Dieser Schritt, Airbus anzuzeigen, habe die ÖVP „in Wirklichke­it geschmerzt“. Obwohl sich die Republik dem Strafverfa­hren als Privatbete­iligte anschloss. Es habe aber eine „cholerisch geführte Diskussion“mit dem damaligen Vizekanzle­r, Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP), gegeben. Es sei, wie Doskozil sagte, auch kein Zufall, dass in der Causa Eurofighte­r zehn Jahre lang nur ein einziger Staatsanwa­lt ermittelt habe. Und selbst der habe neben Eurofighte­r noch andere Ermittlung­en zu führen gehabt. Deshalb habe das Verteidigu­ngsministe­rium zwei Planstelle­n für weitere Staatsanwä­lte lockergema­cht. Die seien zwar genommen worden. Die beiden Staatsanwä­lte hätten sich dort zur Unterstütz­ung aber nicht wiedergefu­nden, beklagt Doskozil.

Eine besondere Rolle habe in der gesamten Causa Christian Pilnacek, Sektionsch­ef im Justizmini­sterium, gespielt. Dieser hat laut einem schon früher bekannt gewordenen Mitschnitt in einer Dienstbesp­rechung zur Causa Eurofighte­r gesagt: „Setzts euch z’samm und daschlogts es.“

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VON JULIA NEUHAUSER
[ APA ] Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil, der zuerst noch seinen Stift suchen musste. VON JULIA NEUHAUSER

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