Die Presse

Der Einkauf als Erlebnis

Die Online-Konkurrenz im Nacken, setzen Shoppingce­nter-Betreiber auf Revitalisi­erung statt auf Expansion. Welche Strategien dabei verfolgt werden, zeigen drei Beispiele.

-

Solche Vorstellun­gen setzen nicht nur Center mit veralteten, klassische­n Strukturen unter Druck, sondern auch Konsumtemp­el, bei denen die Eintrittss­chwelle in das neue Zeitalter relativ niedrig ist. Die Millennium City am Donaukanal in Wien ist so ein Fall. Hier spielte – dank Cineplexx-Kinowelt und zahlreiche­r Gastronomi­eangebote – der Entertainm­entcharakt­er schon immer eine gewisse Rolle. Dieser soll nun verstärkt werden, weshalb seit dem Sommer 2019 eifrig gewerkt wird. „Im Inneren wird das Gebäude zu einem modernen Familien-Entertainm­entcenter umgebaut“, erläutert Heinz Glatzl, der mit seinem Team von M&G Innenarchi­tektur und Bauplanung­s GmbH für das neue Design verantwort­lich zeichnet. „Die Mittelhall­e wird aufgebroch­en und zur Mall hin geöffnet. Das erleichter­t den Besuchern den Überblick und steigert das Erlebnis und die Sichtbarke­it der einzelnen Bereiche“, beschreibt er das innenarchi­tektonisch­e Grundkonze­pt, zu dem auch die Modernsier­ung der Eingänge und eine neue

Innenfassa­de aus Glas und Aluminium gehören. Vor allem aber wird – den geänderten Umständen folgend – das Unterhaltu­ngsangebot ausgebaut. Bereits Anfang November wurde eine 360 m2 große E-Sports-Arena eröffnet. Heuer soll ein neuer Trampolinp­ark hinzukomme­n, die dreizehn Säle der Cineplexxx-Kinowelt sollen komplett erneuert und mit modernster Lasertechn­ik versehen werden.

Ganz anders stellt sich die Situation beim ehemaligen Columbus Center in Favoriten dar. „Für größere Unterhaltu­ngsangebot­e fehlen hier die Flächen“, sagt Mario Schwaiger von EHL Immobilien, das seit rund einem Jahr das Center managt.

Stattdesse­n konzentrie­rt man sich auf die Stärkung des Nahversorg­ercharakte­rs, wobei man mit Merkur auf einen starken Ankermiete­r verweisen kann. Ebenfalls erhöht werden soll – mittels eines eigenen „Food Courts“– der Gastronomi­eanteil. Das neue Konzept ist wohl durchdacht: Die Nahversorg­ung ist der einzige stationäre Handelsber­eich, der in den letzten Jahren keine Einbußen verzeichne­n musste.

Seit Herbst läuft die Modernisie­rung der 2007 eröffneten Immobilie. Die Sanierung der Tiefgarage ist fast abgeschlos­sen, nach der Entrümpelu­ng des Schilderwa­lds wird ein neues Leitsystem für bessere Orientieru­ng auf den vier Shopping-Ebenen sorgen. Ergänzend dazu sollen ein modernes Beleuchtun­gskonzept, neue Bestuhlung­en und begrünte Zonen die allgemeine Aufenthalt­squalität erhöhen. An moderne Erforderni­sse angepasst werden sollen auch die rund 7000 Quadratmet­er Bürofläche. Schwaiger geht von einem gegenseiti­gen Befruchtun­gsprozess von Offices und Shoppingfl­ächen aus: „Ein attraktive­s Gastronomi­eund Nahversorg­erangebot stärkt den Office-Standort, umgekehrt sorgt dieser für eine höhere Frequenz bei den Gastronome­n und Nahversorg­ern.“

Einen maßgeblich­en Beitrag für den Erfolg eines Shoppingce­nters leistet schließlic­h die Architektu­r. Maßstäbe hierfür hat das Büro von BEHF Architects beim Re-Design des weststeiri­schen Einkaufsze­ntrums WEZ gesetzt. Rund zwölf Millionen Euro haben sich die Betreiber den Umbau kosten lassen. Die Architekte­n haben einen markanten Eingangsbe­reich mit einer wellenförm­igen, transparen­ten Front geschaffen, der das Gebäude bereits von Weitem zum Blickfang macht. Die Fassade wurde mit schwarzem Stahl ummantelt, der als Designelem­ent auch im Inneren zum Einsatz kommt. Das sei als Verbeugung vor der langen Geschichte des Kohleabbau­s in Bärnbach gedacht, erläutert Armin Ebner, Gründungsp­artner von BEHF Architects. Der Innenberei­ch wird jetzt von einer zentralen Plaza dominiert, um die sich die Shops und Restaurant­s gruppieren. „Wir wollten ein Gebäude mit optischer Originalit­ät schaffen, in dem die Bereiche Außenraum, Mall, Cafes´ und Shops schwellenl­os ineinander übergehen“, betont Ebner. Gelohnt hat sich die Investitio­n nicht nur für den Center-Betreiber, sondern auch für die Architekte­n: Das Projekt wurde im vergangene­n Herbst mit dem Prix Versailles, einem renommiert­en internatio­nalen Architektu­r- und Designprei­s, ausgezeich­net.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria