Die Presse

Facebook vor Gericht schweigsam

Datenschut­z. Facebook gibt laut eigener Aussage nur über für den Nutzer „relevante“Daten Auskunft. Auch mit der irischen Datenschut­zbehörde hat der Konzern Probleme.

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Die Fortsetzun­g des Zivilproze­sses, den Datenschut­zaktivist Max Schrems gegen Facebook angestreng­t hatte, legte einen chaotische­n Start hin. Sofortige, eindeutige Aussagen gab es nur auf die Frage, ob Facebook Daten von Gesichtser­kennungsso­ftware speichere: Dies geschehe nicht, sagten die Rechtsvert­reter des Unternehme­ns.

Schwierige­r wurde es bei der Frage, wofür Facebook über Cookies auf anderen Websites erhobene Daten verwendet. Diese würden für „Personalis­ierung“, etwa Veranstalt­ungsvorsch­läge, behalten, aber nicht zum Zweck der Werbung, hieß es nach längerem Nachhaken.

Längere Diskussion­en folgten auch auf die Frage, wo man die über Drittanbie­ter gespeicher­ten Daten einsehen könne und ob die Möglichkei­t zur Löschung bestehe. Dabei verwiesen die Facebook-Juristen auf ein „absolut marktführe­ndes Tool“mit dem Namen „OffFaceboo­k-Activity“(OFA). Damit könne man auch „gewisse“Daten vom Konto loslösen, diese seien dann nicht mehr mit Name und E-Mail-Adresse verknüpft. Dass Facebook laut eigener Auskunft nicht über alle gespeicher­ten Nutzerdate­n Auskunft gibt, sondern nur über jene, die für den Nutzer „relevant“seien, sorgte für Unmut auf der Klägerseit­e. Manches sei außerdem technisch nur schwer zu bewerkstel­ligen oder ein unverhältn­ismäßiger Aufwand.

Die Klägerseit­e führte ins Treffen, dass dadurch Anforderun­gen der Datenschut­z-Grundveror­dnung (DSGVO) nicht eingehalte­n würden. Facebook versuchte zu Verhandlun­gsbeginn, den Spieß umzudrehen: Schrems wurden Einschücht­erungsvers­uche gegenüber der geladenen Zeugin, Privacy Policy Director Cecilia A´lvarez, auf Twitter vorgeworfe­n. Deren Einvernahm­e brachte dann aber wenig Ergiebiges, sie wies ebenfalls allgemein auf die zahlreiche­n Tools hin, mit denen Nutzer Auskunft über Daten, die über sie gesammelt wurden, erhalten können.

Probleme hat Facebook auch in Irland: Der Konzern hat den Start seiner Dating-Funktion in Europa nach dem Einschreit­en der irischen Datenschut­zbehörde auf unbestimmt­e Zeit verschoben.

Die Datenschüt­zer erklärten, das Onlinenetz­werk habe sie erst Anfang des Monats über Pläne informiert, die Flirt-Plattform am 13. Februar nach Europa zu bringen. Deshalb habe die Behörde am vergangene­n Montag eine „Inspektion“bei Facebook in Dublin durchgefüh­rt und Unterlagen eingesamme­lt.

Die irische Datenschut­zbehörde ist in der Europäisch­en Union federführe­nd für Facebook zuständig, weil Facebook in Dublin seinen Europa-Sitz hat. Bei Facebooks Flirt-Funktion können Nutzer im Alter von über 18 Jahren ein separates Dating-Profil anlegen. Facebook schlägt dann potenziell­e Partner vor – auf Grundlage seines Wissens über Interessen und Aktivitäte­n der Nutzer. (APA/DPA)

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