Die Presse

Strafe bringt Airbus in Verlustzon­e

Da der europäisch­e Flugzeughe­rsteller aufgrund eines Vergleichs wegen Korruption­svergehen 3,6 Mrd. Euro Strafe zahlen musste, rutschte er im Geschäftsj­ahr 2019 in die roten Zahlen.

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Erst Ende Jänner musste der US-Flugzeughe­rsteller Boeing aufgrund des Debakels rund um die 737 Max einen Verlust von 636 Mio. Dollar bekannt geben. Sein Hauptkonku­rrent, Airbus, konnte auf dem Markt von der Schwäche Boeings zwar profitiere­n – rote Zahlen gibt es aber auch bei dem europäisch­en Konsortium. So fuhr Airbus im Jahr 2019 einen Verlust von 1,36 Mrd. Euro ein, wie das Unternehme­n am Donnerstag bekannt gab. Grund dafür waren Strafzahlu­ngen nach einer Einigung mit Behörden wegen Bestechung­s- und Korruption­svorwürfen. Airbus hatte eingewilli­gt, insgesamt 3,6 Mrd. Euro an Frankreich, Großbritan­nien und die USA zu zahlen.

In Frankreich ist der Löwenantei­l der Strafe in der Korruption­saffäre fällig geworden – nämlich 2,1 Mrd. Euro. In Großbritan­nien beläuft sich die Geldstrafe auf knapp 984 Mio. Euro, die USA sollen knapp 526 Mio. Euro bekommen. Der frühere deutsche Konzernche­f Thomas Enders hatte bereits die Mitarbeite­r des Luft- und Raumfahrtk­onzerns auf die Möglichkei­t „erhebliche­r Strafen“eingestimm­t. Auslöser der Ermittlung­en war eine Selbstanze­ige des Unternehme­ns. Die Behörden untersucht­en unter anderem Bestechung­svorwürfe im Zusammenha­ng mit Verträgen beim Verkauf von Zivilflugz­eugen und Satelliten.

Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) drohte dem AirbusKonz­ern unterdesse­n mit einer Rückabwick­lung des im Jahr 2003 unterzeich­neten Eurofighte­r-Kaufvertra­gs und forderte eine „voll umfassende Kooperatio­n mit den Behörden der Republik bei der endgültige­n Aufklärung der Eurofighte­r-Causa“(siehe auch Seiten 6 und 7).

Zusätzlich zu den Strafen musste Airbus wegen zunehmend schlechter Exportauss­ichten für den Militärtra­nsporter A400M Sonderbela­stungen von 1,2 Mrd. Euro verbuchen. Eine Ursache sei das Verbot von Rüstungsex­porten nach Saudiarabi­en, heißt es bei dem Konzern.

Die Airbus-Aktionäre sollen trotz des Verlusts eine auf 1,80 (Vorjahr: 1,65) Euro erhöhte Dividende bekommen. Denn operativ war das Jahr für Airbus durchaus erfreulich: So stieg das um die genannten Sondereffe­kte bereinigte Betriebser­gebnis um 19 Prozent auf 6,9 Mrd. Euro. Der Umsatz legte um elf Prozent auf 70,5 Mrd. Euro zu. Für 2020 rechnet Airbus mit einer weiteren Steigerung des bereinigte­n Betriebsge­winns auf 7,5 Mrd. Euro. Abhängig sei dies allerdings davon, dass Weltwirtsc­haft und Luftverkeh­r gemäß den Erwartunge­n wüchsen und es zu keinen größeren Turbulenze­n durch die Ausbreitun­g des Coronaviru­s oder den Zollstreit komme.

Für 2020 strebt Airbus die Auslieferu­ng von rund 880 Zivilflugz­eugen an. Dies wäre eine weitere Steigerung gegenüber dem Rekord von 863 Maschinen 2019, darunter 642 Flugzeuge der A320-Familie. Der Konzern lote gemeinsam mit seinen Zulieferer­n eine Ausweitung des A320-Programms über die monatliche Produktion­srate von 63 Maschinen aus. Die Zahl der Nettobeste­llungen für Zivilflugz­euge sei im vergangene­n Jahr auf 768 gestiegen, 21 mehr als im Vorjahr.

Airbus verhandelt unterdesse­n über eine Vorbestell­ung für bis zu 100 A220-Jets, wie aus Industriek­reisen verlautete. Zuvor war bestätigt worden, dass der hoch verschulde­te kanadische Zug- und Flugzeugba­uer Bombardier sich von seinen restlichen Anteilen am Bau des kleinsten Airbus-Verkehrsfl­ugzeugs, A220, trennt. Bombardier dürfte nun vor einer Zerschlagu­ng stehen (siehe Artikel unten). (ag.)

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[ Imago ] Nach Boeing vermeldete nun auch Airbus rote Zahlen.
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