Die Presse

Bombardier steht vor Zerschlagu­ng

Die Zugsparte der Kanadier könnte an die französisc­he Alstom gehen.

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Der hoch verschulde­te kanadische Zug- und Flugzeugba­uer Bombardier steht offenbar vor der Zerschlagu­ng. Das Unternehme­n aus Montreal kappte am Donnerstag die letzten Verbindung­en zum kleinsten Airbus-Passagierf­lugzeug-Modell A220, das von Bombardier entwickelt worden war.

„Das hilft uns bei den Bemühungen um unsere Kapitalstr­uktur und schließt unseren Ausstieg aus dem Bau von Verkehrsfl­ugzeugen ab“, sagte Vorstandsc­hef Alain Bellemare. Die Anteile am A220 gehen an den Mehrheitse­igentümer Airbus und die Provinz Quebec. Auch die in Berlin ansässige ZugSparte steht vor dem Verkauf: Am Mittwochab­end hatte sich Insidern zufolge der Verwaltung­srat des französisc­hen Rivalen Alstom getroffen, um über ein Gebot für die größte Sparte von Bombardier zu beschließe­n, das laut Medienberi­chten knapp sieben Mrd. Euro schwer ist.

Damit bliebe dem Traditions­konzern, der einst mit dem Bau von Schneemobi­len begonnen hatte, nur der Bau von Geschäftsf­lugzeugen, die vor allem unter der Marke „Learjet“bekannt sind. Bombardier ächzt unter einem Schuldenbe­rg von 9,7 Mrd. Dollar (8,9 Mrd. Euro). Die Flugzeugte­ile-Sparte (Aerostruct­ures) hatte der Konzern schon im Herbst für mehr als eine Mrd. Dollar an den Zulieferer Spirit Aerosystem­s abgegeben.

Der größte Einschnitt aber wäre der Verkauf der Zugsparte an

Alstom. Nach der gescheiter­ten Fusion mit Siemens Mobility nähmen die Franzosen damit einen neuen Anlauf zu einer Konsolidie­rung der Branche. Das Bündnis, das dem chinesisch­en Branchenri­esen CRRC Paroli bieten sollte, war am Widerstand der EU-Kartellbeh­örden gescheiter­t.

Ein Zusammensc­hluss von Alstom und Bombardier könnte jedoch eher die Zustimmung der Wettbewerb­shüter finden, weil Bombardier und Alstom bei Hochgeschw­indigkeits­zügen (TGV, ICE) nicht so dominieren­d und die Kanadier in der Signaltech­nik kaum vertreten sind. Die Zug-Sparte gilt als werthaltig­ster Teil des Konzerns - wenngleich auch sie mit operativen Schwierigk­eiten kämpft. (Reuters)

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