Die Presse

Commerzban­k senkt die Dividend

Banken. Die jüngsten Zahlen der angeschlag­enen Bank kamen bei den Anlegern aber gut

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Die Commerzban­k steht nach einem Gewinneinb­ruch vor neuen Einschnitt­en. Derzeit werden weitere Einsparpot­enziale ausgelotet, „die über die bereits kommunizie­rten hinausgehe­n“, sagte die neue Finanzchef­in, Bettina Orlopp, bei der Bilanzvorl­age am Donnerstag in Frankfurt. Spätestens zur Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal im August soll es Details geben.

Für Zuversicht sorgt beim Vorstand des MDAX-Konzerns das unerwartet gute Abschneide­n im Tagesgesch­äft; die Aktie lag am Donnerstag­nachmittag in einem schwachen Umfeld deutlich im Plus. „Das Jahr 2019 ist besser gelaufen, als wir das im Herbst erwartet hatten“, bilanziert­e Vorstandsc­hef Martin Zielke. Auch das Jahr 2020 sei „gut angelaufen“. Im Tagesgesch­äft behauptete sich die

Commerzban­k nach dem Scheitern der Fusionsges­präche mit der Deutschen Bank in einem umkämpften Markt. Das operative Ergebnis stieg zum Vorjahr um gut ein Prozent auf knapp 1,26 Mrd. Euro. Davon profitiere­n auch etwa 14.000 Mitarbeite­r: Der Bonustopf ist mit 198 Millionen Euro deutlich besser gefüllt als ein Jahr zuvor (134 Mio. Euro). „Wir brauchen motivierte Mitarbeite­r. Diese haben 2019 Großartige­s geleistet. Da wollten wir ein ganz klares Zeichen setzen“, begründete Orlopp die Steigerung.

Zudem gelang es wider Erwarten, die Erträge – also die gesamten Einnahmen – etwas zu steigern: von 8,57 Mrd. Euro auf gut 8,64 Mrd. Euro. Für das laufende Jahr peilt der Vorstand mindestens ein ähnliches Niveau an.

Das Ziel, die – nach neuer Berechnung­g – 862 Millionen Euro Überschus s aus dem Vorjahr zu übertreffe­n, hatte das Management im Herbst kassiert. Unter dem Strich sank der Gewinn 2019 wegen höherer Steuern und Kosten für Stellenabb­au um ein Viertel auf 644 Millionen Euro. Für 2020 plant der Vorstand trotz hoher Umbaukoste­n schwarze Zahlen. Analysteny gehen davon aus, dass der Über schuss weiter sinken wird.

Im September hatte die Commerzban­k unter anderem angekündig­t, bis 2023 weitere 2300 Stellen abzubauen. Ende vergangene­n Jahres hatte die Bank auf Vollzeitba­sis knapp 40.400 Mitarbeite­r, im laufenden Jahr soll die Zahl auf knapp 39.000 Vollzeitst­ellen sinken. Zudem schließt das Institut jede fünfte seiner 1000 Filialen.

Die Kosten für den Konzernumb­au will der Vorstand auch mithilfe des Verkaufs der Mehrheitsb­eteiligung an der polnischen mBank stemmen. Medienberi­chten zufolge gibt es bisher wenig Interessen­ten. „Zunächst einmal bleibt es dabei: Wir möchten die mBank verkaufen“, betonte Zielke. „Aber – auch das ist klar – nicht zu jedem Preis.“Zielke hatte das Ziel ausgegeben, den Verkauf bis Ende 2020 abzuschlie­ßen.

Die gebeutelte­n Aktionäre sollen für 2019 zumindest wieder eine Mini-Dividende erhalten – allerdings werden es nun nur 15 Cent je Anteilssch­ein. Für 2018 gab es eine Gewinnauss­chüttung von 20 Cent je Aktie. Größter Anteilseig­ner der Commerzban­k ist seit der Rettung mit Steuermill­iarden in der Finanzkris­e 2008/2009 der deutsche Staat. (DPA-AFX)

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