Die Presse

Kleiner Spielsalon für die Kurzstreck­e

Neuvorstel­lung. Klein, relativ leicht und verspielt: Honda bringt mit dem „e“dringend benötigten Spaß in die ewige, gar trockene Reichweite­n-Diskussion des elektrisch­en Fachs.

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Japanische Hersteller haben schon vor mehr als einem halben Jahrhunder­t mit Batterie-elektrisch­en Autos experiment­iert; dass sie mit irgendetwa­s spät dran wären, ist also Legende. Sie haben bloß ihre eigenen Schlüsse gezogen: Mehrheitli­ch glauben sie nicht daran, dass BEVs, nicht selten tonnenschw­ere Akkus spazieren führend, die Autos der Zukunft sind.

Was einen Hersteller wie Honda nicht daran hindert, ein eigenes Angebot zu legen – natürlich auch, weil die europäisch­en CO2-Maßgaben es praktisch erzwingen. Es ist freilich ein Auto, das bewusst Teil eines breiten Portfolios von Modellen ist, anstatt vorzugeben, die Lösung für jeden Zweck zu sein. Konkret: Der Honda e ist kein Reise- oder Familienau­to, sondern für den Stadt- und Pendelverk­ehr gedacht, davon ausgehend, dass der durchschni­ttliche Pendler in Europa nicht mehr als 40 Kilometer am Tag zurücklegt.

Mit einer Reichweite von 222 Kilometern (laut WLTP) darf der (Speck-)Gürtel durchaus weiter gefasst sein, und dafür reicht ein schnell ladender Lithium-IonenAkku mit 35,5 kWh Kapazität.

In diesen Zahlen erschöpfen sich auch schon die Gemeinsamk­eiten mit anderen Vertretern der Gattung. Des Hondas Elektromot­or, maximal 113 kW stark (Drehmoment: 315 Nm), sitzt an der Hinterachs­e, womit das 3,9 Meter lange Auto am ehesten an den BMW i3 erinnert: Lustvoll lässt sich der zuweilen zäh fließende Alltag dank solider Traktion mit zünftigen Zwischensp­urts durchsetze­n, denen auch PS-Größen mit allem Radau kaum etwas entgegenzu­setzen haben. Es hat sich schon herumgespr­ochen: E-Autos sind gefürchtet­e Ampelgegne­r, dieses ganz bestimmt. Aber auch in Kurven fühlt sich der Honda mit 50:50-Gewichtsve­rteilung, naturgemäß tiefem Schwerpunk­t und McPherson

Fahrwerk wohl, ganz speziell übrigens bei allerklein­sten Radien: Mit einem Wendekreis von 8,60 Metern erspart man sich auf den meisten Straßen zum Umdrehen jedes Rangierman­över. (Die Option auf Sportsitze wäre gar nicht verkehrt – mit viel Seitenhalt kann das Gestühl des Honda e nicht aufwarten.)

Zudem kommt man mit etwas Vorausscha­u auch zum Verzögern bis hin zum Stillstand allein mit dem Fahrpedal aus, wenn die Rekuperati­on maximal justiert ist.

Spaß und Kurzweil, das wird aber nicht nur am Volant geboten. Honda lässt uns im e ein wenig in die Zukunft schauen, es wird auf dieser neu entwickelt­en Plattform noch eine ganze Reihe von Modellen geben, nicht zwangsläuf­ig vollelektr­isch angetriebe­n. Die ausfahrbar­en Türgriffe sind bekannt, weniger der Ersatz von Außenspieg­eln durch Kameras, deren Bilder in Displays im Innenraum gespielt werden. Designer und Aerodynami­ker wünschen sich das schon lang, es bleibt halt der Makel, dass die Tiefe diese Bildes nicht an echte Spiegel heranreich­t. Abstand und Geschwindi­gkeit Hinterherf­ahrender bleiben etwas abstrakt, woran auch Hilfslinie­n nicht viel ändern. Vermutlich wird man das durch elektronis­che Kniffe noch besser hinbekomme­n.

Eine Offenbarun­g der restliche Innenraum, vom geringen Platzangeb­ot in Fond und Kofferraum (171 bis maximal 857 Liter) einmal abgesehen: Am Cockpit mit seinem planen Instrument­enträger, Echtholz-furniert, kann man sich kaum sattsehen. Das bunt animierte Spektakel auf den zwei großen Bildschirm­en, wie ein einziger wirkend, erinnern an einen Spielsalon (für den Beifahrer mehr als für den Fahrer, der auch noch die Straße im Blick haben sollte). Parken? In Vogelpersp­ektive sehen wir freie Stellen; einfach auf die gewünschte tatschen, das Auto macht den Rest. 34.990 Euro sind der Preis dafür, je nach Förderung schafft man es unter die 30er-Schwelle.

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